Im August 2019 hat es erneut Grenzsituationen im Stromnetz gegeben. Am 10. und 11. August beispielsweise musste Strom wegen des Überangebots zu negativen Preisen, also gegen Entsorgungsgebühren, abgegeben werden. Das zeigt eine Analyse von Prof. Sigismund Kobe von der Technischen Universität Dresden (Institut für Theoretische Physik). Schon im Juni 2019 hatte es an vier Tagen Überangebote und an drei Tagen Probleme mit der Einhaltung der Netzstabilität gegeben.
Bis zu 5 ct/kWh "Entsorgungsgebühren"
Wie Kobe ermittelt hat, traten im August „negative“ Preise von bis 5 ct/kWh auf. „Selbst das Abregeln aller konventioneller Erzeuger bis an die technologisch machbare Grenze reichte nicht aus, um Platz für Wind- und Sonnenstrom zu schaffen. Es wurden sogar Kernkraftwerke heruntergeregelt“, stellte er fest.
Der Stromexport zu sonnenreichen Mittagsstunden trat erneut an vielen Tagen des Augusts so wie schon im Juni auf. Ebenso zeigen die Daten, dass auch Offshore-Windenergie nicht gleichmäßig anfällt, sondern ebenfalls schwankt. „Die Situation spitzt sich zu. Im Jahr 2019 gab es bisher schon 175 Stunden negative Börsenstrompreise. Das sind 3 Prozent aller Stunden bislang“, sagt Kobe. Der weitere Zubau von fluktuierenden Wind- und Solarstromanlagen führe zum Chaos, ist er überzeugt. „Diese Fakten werden bislang von den Lobbyverbänden ignoriert, eine saubere Analyse ist dagegen dringend nötig.“