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EU-Pläne zu Wasserstoff: Aufschwung nur mit „grünem“ Gas

Während Befürworter der Erneuerbaren die EU auffordern, verstärkt auf grünen Wasserstoff zu setzen, fordern Wirtschaftsverbände Technologieoffenheit auch für H₂ aus Erdgas.

Lesezeit: 5 Minuten

Die EU-Kommission hat am Mittwoch ihre Wasserstoffstrategie vorgestellt. Sie soll dazu beitragen, die Energiewende in Europa voranzubringen, aber auch für wirtschaftlichen Aufschwung zu sorgen. „Die Strategie wird den europäischen Grünen Deal und den grünen Wiederaufschwung stärken und uns den Weg zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft bis 2050 deutlich vorzeichnen. Die neue Wasserstoffwirtschaft kann ein Wachstumsmotor sein, der zur Überwindung der durch COVID-19 verursachten wirtschaftlichen Schäden beträgt“, erwartet der für den Grünen Deal zuständige Exekutiv-Vizepräsident Frans Timmermans. Die für Energie zuständige Kommissarin Kadri Simson ergänzte: „Da 75 % der Treibhausgasemissionen der EU auf Energie zurückgehen, brauchen wir einen Paradigmenwechsel. Das Energiesystem der EU muss besser integriert und flexibler werden und in der Lage sein, die saubersten und kosteneffizientesten Lösungen zu nutzen.“ Wasserstoff werde dabei eine Schlüsselrolle spielen, da sinkende Preise für erneuerbare Energien und kontinuierliche Innovationen ihn zu einer tragfähigen Lösung für eine klimaneutrale Wirtschaft machten.

Milliardenmarkt für die Wirtschaft

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Die EU will mit der Strategie einen Milliardenmarkt erschließen. Bis 2030 könnten nach Einschätzung der Kommission 140.000 Arbeitsplätze entstehen bei einem Marktvolumen von bis zu 140 Milliarden Euro. „Jetzt müssen die Herstellungskosten von grünem Wasserstoff sinken, indem die industriellen Anwendungen rasch weiterentwickelt und ausgebaut werden“, sagt der bayerische Staatsminister für Wirtschaft und Energie, Hubert Aiwanger.

Wie schon bei der deutschen Wasserstoffstrategie, die die Bundesregierung im Juni vorgestellt hat, gibt es auch an den europäischen Plänen Kritik. Vor allem im Brennpunkt steht „blauer“ Wasserstoff. Dieser wird wie heute üblich aus Erdgas hergestellt. Das in großen Mengen anfallende CO₂ soll zum größten Teil abgeschieden und unterirdisch gespeichert werden. „Wir in Bayern fokussieren dagegen sofort auf grünen Wasserstoff“, erklärt Aiwanger. Er plädiert dafür, die in der EU fehlenden Mengen zu importieren. Dies habe auch geopolitische Bedeutung: „So kann jede Region von der zukünftigen Wasserstoffökonomie profitieren. Länder mit viel Sonne und Wind werden sich mehr auf die Herstellung konzentrieren, wir auf die Technologien, beispielsweise für die Elektrolyse, Wasserstoff-Transport oder -Tankstellen sowie auf Brennstoffzellen.“

BEE: Fossile Energieträger passen nicht zu Klimazielen

Auch dem Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) fehlt ein „klares Bekenntnis für einen zügigen und vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien.“ Die EU-Kommission bekräftigt in ihrer Strategie das Ziel der Klimaneutralität für Europa bis 2050. Trotzdem wird selbst 2050 noch von relevanten Anteilen fossiler Energieträger ausgegangen. „Das passt nicht zu den Klimazielen und zu den erheblichen Potenzialen für heimische Wertschöpfung und zukunftsfähige Arbeitsplätze in der EU durch die Nutzung von Erneuerbaren. Hier muss nachgebessert werden“, fordert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. „Es reicht allerdings nicht, die Bedeutung von grünem Wasserstoff nur zu betonen. Diese Bedeutung muss sich auch in ambitionierten Einsatzquoten in den verschiedenen Sektoren für grünen Wasserstoff widerspiegeln“, sagt Peter. Die Wasserstoff-Strategie müsse außerdem mit einem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien kombiniert werden. Das Argument, dass die Marktentwicklung die Förderung von blauem und grauen Wasserstoff nötig mache, bei dessen Produktion erhebliche Mengen an CO2 anfallen, sei nicht tragfähig.

Michael Bloss, Mitglied des Industrie- und Umweltausschusses im Europäischen Parlament, begrüßt, dass die Kommission in ihrer Wasserstoffstrategie aufzeige, dass der Löwenanteil der Investitionen in grünen Wasserstoff aus Solar- und Windenergie gehen müsse. „Für Elektrolysatoren und neue Produktionsprozesse bei Stahl und Chemie liegen mit InvestEU, IPCEIs und Carbon Contracts for Difference konkrete Maßnahmen auf dem Tisch, das brauchen wir auch für den Ausbau der Erneuerbaren im Umfang von 340 Milliarden Euro. Hier muss die Kommission Klartext liefern, wie wir diese Investitionen mobilisieren“, fordert er.

VDMA fordert Technologieoffenheit

Der VDMA als Vertreter der Maschinenbauunternehmen spricht sich gegen eine Festlegung auf „grünen“ Wasserstoff aus. Dem Verband ist es wichtig, dass das integrierte Energiesystem auf marktwirtschaftlichen Grundsätzen aufgebaut werde. „Klimaneutralität wird am besten in einem offenen Wettbewerb zwischen Energieträgern und bestehenden sowie innovativen technischen Lösungen erreicht. Regulierung sollte nicht bestimmen, welche Technologien verwendet oder welcher Energieträger in welcher Branche eingesetzt werden soll“, sagt Matthias Zelinger, Klima- und Energiepolitischer Sprecher des VDMA. Zelinger betont: „Die Wirtschaftlichkeit von Energieträgern muss durch den CO2-Preis und die Bedingungen der verschiedenen Anwendungen bestimmt werden. Ein technologieoffener, wettbewerblicher Ansatz ist innovationsfördernd und für uns eine gute Basis in einem wachsenden Weltmarkt."

Die Gaswirtschaft sieht eine große Chance in der Einspeisung ins Gasnetz: Zum Transport der zu erzeugenden Wasserstoffmengen sei die Beimischung von Wasserstoff in das bestehende Erdgasnetz unerlässlich. Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) hat bereits eine umfangreiche Überarbeitung seines Regelwerkes eingeleitet, um eine Einspeisung von bis zu 20 Volumenprozent zu ermöglichen und dabei gleichzeitig die Anwendungen zu schützen.

BUND befürchtet negativen Einfluss der Industrie

Der BUND warnt davor, dass Konzerne aus der fossilen Energiewirtschaft die Klimaschutzbemühungen der EU unterlaufen könnten. „Die europäische Wasserstoff-Allianz wird ein mächtiger Player am Wasserstoffmarkt werden, der nicht nur beratend tätig wird, sondern EU-finanzierte Projekte identifiziert und umsetzt. Bei dieser Verschmelzung von Politik und Industrie erhalten Unternehmen mit fossilen Geschäftsfeldern einen starken Einfluss auf den Übergang zu einer Wasserstoffwirtschaft und können die Einführung erneuerbarer Energien in ihrem Interesse verzögern oder sogar verhindern“, erklärt Verena Graichen, stellvertretende Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

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