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Freiflächenanlagen

Experten diskutieren kontrovers über Solarparks als Ausgleichsfläche

Solarparks lassen sich naturverträglich bauen. Das zeigt eine Diskussionsrunde des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE).

Lesezeit: 5 Minuten

Der Ausbau von Solaranlagen auf der Freifläche geht weiter stark voran. Darum stellen sich immer mehr Fragen zur naturverträglichen Umsetzung. Um die Debatte zu versachlichen und Naturschutzkonflikte zu vermeiden, bietet das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) mit dem Forum „Naturverträgliche Solarparks“ Raum zum übergreifenden Austausch der Akteure. Es zeigt sich, dass Solarparks nicht nur Konflikte, sondern neben ihrem Beitrag zum Klimaschutz auch einen ganz erheblichen Nutzen für die Artenvielfalt bieten können. Am 10. September 2020 diskutierten knapp 35 geladene Vertreter aus der Solarbranche, Naturschutzverbänden, Ministerien, Behörden, Kommunen und Energieagenturen verschiedener Bundesländer darüber, ob Solarparks als Ausgleichsfläche angelegt werden können.

Biotope innerhalb der Parks möglich

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Beispiele dafür, dass bei immer mehr neu entstehenden Solarparks von Beginn an auch Naturschutzaspekte mitgedacht und mitgeplant werden, stellte Dipl.-Biologin Christina Grätz, Geschäftsführerin der Nagola Re GmbH, vor. Sie hat Brandenburger Solarparks bei der fachkundigen Begrünung beraten und begleitet. War Grätz als Naturschützerin selbst anfangs noch skeptisch, ist sie mittlerweile überzeugt, dass in Solarparks prinzipiell ein Potenzial zur Aufwertung durch Extensivierung besteht und diese Trittsteinbiotope darstellen können. Es gebe allerdings vieles zu bedenken: Für Flora und Fauna seien große Modulabstände wichtig, und die Einsaat müsse an jeden Solarpark individuell angepasst werden. Strukturen müssten geschaffen, Nistplätze für Insekten bereitgestellt und offene Bodenstellen zugelassen werden, damit der gesamte Solarpark besiedelt wird. Auch kleine Gewässer, Gehölzstreifen für Fledermäuse, oder spezielle Konstruktionen an Trafohäuschen für Vögel oder Fledermäuse könnten angeboten werden. Grätz rät dazu, sich jeweils mit den Naturschützern vor Ort zu beraten, welche Arten in der betreffenden Region bei der Planung berücksichtigt werden sollten, und was das für die individuelle naturverträgliche Gestaltung der Solarparks bedeutet.

Jeder Standort braucht eine individuelle Planung

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass bei den vorgestellten Beispielen durch gut durchdachte Maßnahmen sowohl eine Aufwertung des Bodens stattfinden als auch das Landschaftsbild – etwa durch Gehölzanpflanzungen und Blühflächen – geschützt werden konnte. Ein bereits naturschutzaktiver Solarpark-Betreiber bezifferte die Ertragseinbußen zwar (beispielhaft) mit rund 20 Prozent, dem Wunsch, Solarparks naturverträglich zu gestalten, stand das aber offenbar nicht entgegen. Die Debatte zeigte aber auch, dass die Brandenburger Maßnahmen nicht ohne Weiteres bundesweit übertragbar sind, sondern von Standort zu Standort neu nach Möglichkeiten für den Eingriffsausgleich oder eine sogar über-obligatorische Aufwertung der Solarparkfläche gesucht werden muss. Es besteht Forschungsbedarf zu der langfristigen Wirkung verschiedener Maßnahmen. Interessant wäre es aus Sicht der Teilnehmenden beispielsweise, die Veränderung der Vegetation unter und zwischen den Modulen zu beobachten.

Mit Aufwertungsmaßnahmen einen Beitrag zum Naturschutz leisten

Wie lassen sich Rahmenbedingungen schaffen, die das Naturschutzengagement von Solarpark-Betreibern unterstützen, fördern, aber ggf. auch ordnungsrechtlich steuern? Dazu wurden im zweiten Teil des Workshops von verschiedenen Teilnehmenden Impulse gegeben, unter anderem zum Instrument der Ökokonten und zu den Flächenpools, zu denen sich angeregte Diskussionen entwickelten. „Die dahinterstehende Idee ist, dass sich Solarpark-Betreiber zusätzliche Aufwertungsmaßnahmen im Rahmen landesweiter oder kommunaler Ökokonten anerkennen lassen können“, so Natalie Arnold, Referentin für naturverträgliche Solarenergie am KNE. Diese Maßnahmen sollten nicht nur den eigenen Eingriff ausgleichen, sondern darüber hinaus einen nennenswerten Beitrag zum Naturschutz leisten. Damit kämen die Solarparks ggf. auch für andere Bauprojekte als Ausgleichfläche in Frage, die dann wiederum keine oder weniger zusätzliche Flächen benötigten.

Kontroverse Diskussion über Ökopunkte

Zur Frage, ob Solarparks „ökokontofähig“ seien, gab es kritische Anmerkungen. Die Ausgleichsmaßnahme müsse für die Dauer des Eingriffes zur Verfügung stehen, wodurch Nutzung und Gestaltung eines Solarparks eingeschränkt würden. Es sei fraglich, ob die Pächter der Flächen derart langfristigen Festlegungen zur Nutzung der Fläche zustimmen würden, wenn die Solarparkbetreibenden nicht selbst die Eigentümer seien. Von Naturschutzseite wurde zudem zu Bedenken gegeben, dass die zusätzliche Aufwertung vom Ausgleich des eigenen Eingriffs sauber getrennt werden müsse. Andere Teilnehmende verwiesen darauf, dass mit der Ökokonto-Anwendung der Flächendruck vor Ort sinken könne.

Einzelne Betreiber verdeutlichten, dass ihre Hauptmotivation für eine freiwillige Aufwertung die Steigerung der Akzeptanz vor Ort sei und der Wunsch, einen gesellschaftlichen Beitrag zur Biodiversität zu leisten. Mehrere Betreiber wünschten sich eine Diskussion darüber, wo und wie im Solarpark eine Aufwertung stattfinden könne, sowie klare Regeln, an denen sie sich orientieren könnten. Ob die Aufwertung und ihre Anerkennung im Rahmen eines Ökokontos nur am Rand des Solarparks möglich sein sollten, also getrennt von den eigentlich Modulflächen oder bei genügend Abstand auch zwischen den Modulflächen, darüber war man sich im Workshop nicht einig.

Einigkeit bestand aber darüber, dass eine ökologische Begleitforschung wichtig sei, und dass einheitliche Standards bei der Bewertung des Ausgangs- und Zielbiotopes in Solarparks sowie ein regelmäßiges und verlässliches Monitoring mehr Vertrauen und Orientierung schaffen könnten.

Das KNE-Forum „Naturverträgliche Solarparks“ wird zukünftig zweimal im Jahr stattfinden und damit dem gegenseitigen Austausch zu aktuellen Themen und Erfahrungen Kontinuität verleihen. Über das Forum hinaus wird es von Seiten des KNE auch Angebote für Fachgespräche sowie zu weiteren Formaten geben.

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