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topplus Erinnerung an Tschernobyl-Unglück

Faktencheck: Atomkraft keine Lösung für den Klimaschutz

Zum 34. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl startet das Öko-Institut die Blog-Reihe „Faktencheck Atomkraft“. Zudem gibt es wieder einen Tag der Erneuerbaren Energien.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk stößt ein Atomkraftwerk sehr wenig Treibhausgase aus. Das bringt manche Menschen zu der Aussage, mit Atomstrom ließen sich die Klimaziele erreichen und die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius beschränken. „Tatsächlich ist die CO2-Bilanz von Atomkraftwerken zwar deutlich niedriger als bei Kohle- oder Gaskraftwerken, aber auch nicht null“, analysiert das Öko-Institut in der Blog-Reihe #FaktencheckAtomkraft anlässlich des 34. Jahrestages des Tschernobyl-Unglücks am 26. April.

Atomkraft ist als CO₂-arm einzustufen

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Wenn man die ganze Produktionskette von Atomstrom berücksichtigt – vom Abbau des Urans, dem Bau des Kraftwerks, dem Betrieb und schließlich bis zum Rückbau und der Entsorgung des radioaktiven Materials – kommt man für den CO2-Ausstoß auf Werte von 3,7 bis 110 Gramm CO₂ -Äquivalente (kurz: CO₂) pro Kilowattstunde. Für Deutschland nimmt das Umweltbundesamt einen Wert von 68 Gramm CO₂ pro erzeugter Kilowattstunde Strom an. Demgegenüber verursacht die Stromerzeugung aus Braunkohle über ein Kilogramm CO₂, diejenige aus Gaskraftwerken etwa 430 Gramm CO₂. Windkraft an Land beispielsweise erzeugt pro Kilowattstunde Strom nur zehn Gramm CO₂, Photovoltaik laut Fraunhofer ISE zwischen 50 und 67 Gramm. Damit ist die Atomkraft laut Öko-Institut zumindest als CO₂-arm einzustufen.

Anteil ist nur noch gering

Kann sie daher also entscheidend zum Klimaschutz beitragen? Dies führt zunächst zur Frage: Wo steht denn die Kernenergie heute?Weltweit wurden im Jahr 2018 nur rund zehn Prozent der Elektrizität und damit rund fünf Prozent des Primärenergieverbrauchs mit Strom aus Atomkraftwerken gedeckt. Dazu sind nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation weltweit 442 Atomkraftwerke in Betrieb. Dabei ist aber zu beachten: Viele der Anlagen stehen zum Teil schon seit Jahren still, ohne Strom zu produzieren. So listet der „World Nuclear Industry Status Report“ für Februar 2020 immerhin 27 Atomkraftwerke als langfristig abgeschaltet, das heißt für mehr als 12 Monate.

In Deutschland lieferten die Atomkraftwerke 2019 noch rund 12 % der Brutto-Stromerzeugung, die erneuerbaren Energien hingegen mit gut 40 % mehr als dreimal so viel.Wollte man nun „aus Klimaschutzgründen“ den Anteil des Atomstroms weltweit deutlich erhöhen, dann könnte man zum einen die heutigen Reaktoren weiterlaufen lassen. Die weltweit im Betrieb befindlichen Reaktoren waren Mitte 2019 aber bereits über 30 Jahre alt. Ihr weiterer Betrieb ist daher mit zunehmenden Risiken verbunden. Verschleiß und Materialermüdung machen die Technik störanfälliger. „Zudem lagen bei der Planung der Anlagen die Anforderungen an Sicherheitsstandards und Strahlenschutz auf einem deutlich niedrigeren Niveau als heute“, heißt es in dem Blog-Beitrag. So sind viele kerntechnische Einrichtungen nur unzureichend gegen Erdbeben, Extremwetterereignisse oder Angriffe von außen geschützt. Nachrüstungen sind erforderlich, aber auch nur begrenzt möglich.

Große Risiken

Weiterhin müsste ein massiver weltweiter Ausbau von Atomkraftwerken gestartet werden. Allerdings würden sich damit die mit der Kernenergie verbundenen Probleme vervielfachen: die Gefahr schwerer Unfälle, der weitere Anfall hochradioaktiver Abfälle und die Gefahr einer Nutzung ziviler Anlagen oder Materialien für Kernwaffenprogramme (Proliferation). Schließlich ist der Bau neuer Atomkraftwerke heute mit sehr hohen Kosten verbunden. Auch aus ökonomischer Sicht ist Atomkraft daher keine gute Lösung zum Klimaschutz.

Brände in Tschernobyl

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl aus dem Jahr 1986 wirkt bis heute nach. Wegen der Waldbrände im Gebiet um Tschernobyl zieht zurzeit eine radioaktive Wolke über die ukrainische Hauptstadt Kiew, teilt Greenpeace mit. Die internationale Ärzteorganisation zur Verhinderung eines Atomkriegs IPPNW warnte vor einer radioaktiven Wolke über der Ukraine. "Bei ungünstiger Wetterlage und Windrichtung könnte auch der Rest Europas, könnte auch Deutschland von den radioaktiven Wolken betroffen sein", so die IPPNW-Co-Vorsitzende Alex Rosen. Unabhängig von möglicher Radioaktivität registrierte das Schweizer Unternehmen IQ Air eine der weltweit schlimmsten Luftverschmutzungen in Kiew.

Tag der Erneuerbaren Energien mit Protestaktionen

Zur Erinnerung an die Reaktorkatastrophe wird traditionell am letzten Samstag im April der „Tag der Erneuerbaren Energien“ gefeiert, dieses Jahr ist es der 25. April. Normalerweise finden bundesweit Aktionen und Führungen rund um eine regenerative Energieversorgung statt. Bedingt durch die Coronakrise wurden alle Veranstaltungen abgesagt. Gefeiert wird trotzdem, zuhause und im Internet.

Am 24. April 2020 findet zudem der fünfte globale Klimastreik von Fridays for Future statt. Anders als bei den vergangenen Aktionstagen werden diesmal allerdings keine Menschenmassen auf den Straßen für Klimagerechtigkeit protestieren: Aufgrund der Corona-Pandemie wird sich der Protest vor allem im Netz abspielen.

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