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Versuch

Folgen von Stromerdkabeln: "TenneT zu halbherzigem Versuch bereit"

TenneT hat zugesagt, die Folgen eines Erdkabels für das Verfahren Wahle-Mecklar zu testen. Für den Bauernverband ist das aber nur ein halbherziger Test, der nicht für die Praxis übertragbar ist.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Stromnetzbetreiber TenneT hat eine Versuchsanlage für ein Erdkabel vorgestellt. In der Endphase des Genehmigungsverfahrens für die Strecke Wahle-Mecklar in Niedersachsen will das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen einen Versuch mit 50 Meter Kabellänge auf einem 2.500 Quadratmeter großen Versuchsfeld unter guten Standortbedingungen durchführen.

Kritik vom Landvolk

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Bedingt zufrieden zeigt sich Landvolkvizepräsident Dr. Holger Hennies. Das überhaupt etwas passiert, sei gut, er hält es aber für „höchst bedauerlich“, dass sich TenneT - anders als die Amprion in Raesfeld - gegen einen Exaktversuch an der echten Stromtrasse entschieden habe. Die Versuchsdauer von fünf Jahren liefere die Ergebnisse zudem sehr spät. Während im Projekt Raesfeld in Nordrhein-Westfalen die Sensoren längst in der Erde liegen, fehle in Niedersachsen bisher die Bereitschaft zu wissenschaftlich fundierter Auswertung von Langzeiteffekten der Erdkabel. Das Landvolk hat laut Hennies bereits früh an den Forschungsauftrag des Gesetzgebers mit Pilotprojekten und wissenschaftlicher Auswertung unter Standortbedingungen hingewiesen.

Kritikpunkt des Bauernverbandes: Für den Versuch hat TenneT in Göttingen einen Standort mit sehr homogenen Bodenverhältnissen ausgewählt, der nicht repräsentativ für Niedersachsen sei. Auch die Unterschiede in der Dimension fallen auf: Bei Wahle-Meckla werden gut 20 km getestet, im SuedLink-Vorhaben ist eine Erdkabelstrecke von insgesamt mehr als 1.200 km vorgesehen. Mit Blick auf diese sehr ungleichen Größenordnungen spricht Hennies von einem „Versuch im Miniaturmaßstab“.

Angesichts der unbekannten Auswirkungen würden nunmehr auch handfeste Auflagen der Übertragungsnetzbetreiber für die Landwirtschaft bekannt. Da bei der Korridorplanung bisher fast keine Rücksicht auf landwirtschaftliche Belange genommen wurde, ist laut Landvolk vielfach die gesamte Nutzung der durchschnittenen Flurstücke stark betroffen. Bislang hätten die Vorhabenträger einen Einfluss der Erdkabel auf die landwirtschaftliche Nutzung verneint. Die aktuell ausliegenden Unterlagen im SuedLink-Verfahren schreiben der Landwirtschaft jedoch Vorbehalte und Nutzungseinschränkungen vor, kritisiert Hennies.

Erneut stelle sich die Frage der Akzeptanz aus dem Blickwinkel der Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Eine Beschleunigung unter Auflagen für Eigentümer und Bewirtschafter erscheint unrealistisch. „Die damalige Hau-Ruck-Entscheidung für das Erdkabel mutet an, als wolle man einen Piloten mit Segelflugschein zum Mond schicken“, vergleicht Hennies. Für Land- und Forstwirte blieben zum Erdkabel leider weiter viele Fragen offen. „Jeder Besucher, der einmal die Erdkabelbaustelle in der Dimension einer Autobahn gesehen hat, kann die Befürchtungen unserer Landwirte zu den massiven Auswirkungen der Erdkabel auf ihre landwirtschaftlichen Kulturen nachvollziehen“, sagt Hennies. Jeder betroffene Grundeigentümer und Flächennutzer kann und sollte seine Bedenken im bis Mitte Juni laufenden Beteiligungsverfahren bei der Bundesnetzagentur schriftlich kundtun.

Behauptungen laut Tennet falsch!

Gegenüber von top agrar online stellt TenneT dagegen klar, dass das Unternehmen entgegen der Aussagen von Herrn Hennies auch auf den beiden Kabeltrassen bei Göttingen und im Bereich Salzgitter das Forschungsprogramm gemeinsam mit der Uni Göttingen durchführt. Pressesprecher Markus Lieberknecht erklärt: "Parallel zu den Forschungen am Versuchsgut Reinshof wird es auch bei der 13 Kilometer langen Erdkabeltrasse im Planungsabschnitt A auf drei Messpunkten und bei der rund 5,5 Kilometer langen Erdkabeltrasse im Planungsabschnitt C an jeweils drei Messpunkten folgende Untersuchungen geben.

Abschnitt A (13 Kilometer langes Erdkabel)

Messprogramm für eine Dauer von 6 Jahren:

1. Ausgangszustand (chem. + physikal. Bodenzustand, Bodentypen)

2. Baumaßnahme

3. Rekultivierung

4. Langzeitmonitoring

  • Auswahl von 4 Leitprofilen
  • Feststellung der Ertragslage
  • Einbeziehen und Anpassen der wissenschaftlichen
  • Erkenntnisse in allen 4 Phasen

Die vier Leitprofile sollen unterschiedlichste Bodenstrukturen wie Parabraunerde auf Löss, (Pseudogley)-Parabraunerde, Erd-Niedermoor, und Parabraunerde umfassen

Abschnitt C (5,5 Kilometer langes Erdkabel)

Messprogramm für eine Dauer von 6 Jahren:

1. Ausgangszustand (chem. + physikal. Bodenzustand, Bodentypen)

2. Baumaßnahme

3. Rekultivierung

4. Langzeitmonitoring

  • Auswahl von 3 Leitprofilen
  • Feststellung der Ertragslage
  • Einbeziehen und Anpassen der wissenschaftlichen
  • Erkenntnisse in allen 4 Phasen

Die drei Leitprofile sollen Braunerde-Kolluvium, Typische Norm-Parabraunerde, Pseudogley-Parabraunerde im Kolluvium umfassen.

Weiter erklärt Lieberknecht: "Wahle-Mecklar ist seit 2009 nach Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) Pilotprojekt für Erdverkabelung. Der Kabelabschnitt bei Göttingen ist seitdem Bestandteil der TenneT-Planungen. Ende 2015 wurde das EnLAG novelliert, wodurch sich explizit für das Projekt Wahle-Mecklar eine Ausweitung des Einsatzes von Erdkabeln ergab.

Selbstverständlich setzt TenneT diese seit Jahren gültigen gesetzlichen Vorgaben um und begleitet nun auch wissenschaftlich mit einem Forschungsfeld und unter realen Bedingungen auf der Trasse das Vorhaben, um die Auswirkungen von Erdkabeln auf landwirtschaftliche Nutzflächen soweit wie möglich zu reduzieren. Zu diesen Eingriffsminimerungen gehört auch der von uns mit der Fa. Frank Föckersperger entwickelte Kabelpflug, den wir im Rahmen des Projekts testen werden und an den Stand der Technik heranführen möchten. Mit Blick auf die Untersuchungen der baubedingten Auswirkungen können vorraussichtlich auch Rückschlüsse auf die Verlegung von Gleichstromerdkabeln wie bei SuedLink gezogen werden."

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