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GAP: Verbändebündnis kritisiert Einschränkungen bei Agroforst

Die geplante Förderung für Agroforst ist zu niedrig und lässt viel Potenzial ungenutzt, kritisieren Verbände. Unterdessen gibt es zwei neue Forschungsprojekte zu Agroforstsystemen.

Lesezeit: 7 Minuten

Der Verordnungsentwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu den GAP-Direktzahlungen sieht bei der Agroforstwirtschaft erhebliche und fachlich unbegründbare Einschränkungen vor, obwohl es sich um eine Lösung für eine nachhaltige Landnutzung handelt. Das kritisiert ein Bündnis namhafter Verbände, Organisationen sowie weitere zivilgesellschaftliche Akteure aus den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Ökolandbau, Klima- und Naturschutz. Sie haben eine gemeinsame Stellungnahme als Aktionsbündnis herausgegeben und fordern das BMEL zu einer deutlichen Kurskorrektur auf.

Die Kernforderungen des Bündnis, zu dessen Initiatoren u.a. die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland zählt, sind:

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  1. Keine Festlegung auf eine vorrangige Wert- und Energienutzung, sondern alle Nutzungsoptionen im Rahmen einer künftigen Agroforstwirtschaft zulassen und fördern (inkl. Nahrungsmittelerzeugung!)
  2. Die vorgesehene Prämienhöhe von 60 Euro je Hektar Gehölzfläche ist viel zu niedrig. Die Förderung muss deutlich erhöht werden, um Landwirten den nötigen Motivationsanreiz zu bieten. 

  3. Es sollte ein mehrstufiger Fördergrundsatz eingeführt werden, der einen zusätzlichen Förderanreiz für Agroforstsysteme mit einer größeren Gehölzarten- und Strukturvielfalt bereitstellt, da diese kostenintensiver in der Pflege und Bewirtschaftung sind und zugleich einen großen Mehrwert für die biologische Vielfalt darstellen. 

  4. Implementierung eines bundesweiten Investitionsförderprogramms für die Neuanlage von Agroforstsystemen, damit Agroforstsysteme umfassend und deutschlandweit gefördert werden können, in Ergänzung zur GAK-Förderung. 

  5. Die Kosten für die Etablierung, Anwuchspflege, Beratung und Planung sollen zu mindestens 80 % übernommen werden. 


Auch die Succow Stiftung zählt zu den Mitunterzeichnern. Aufbauend auf seine langjährigen Lebens- und Berufserfahrungen betont der Stifter Prof. em. Dr. Michael Succow die Notwendigkeit von Agroforst: „Schon zu DDR-Zeiten begann die Ausräumung der Kulturlandschaft. Gerade in Zeiten des menschengemachten Klimawandels ist es unabdingbar, wieder Gehölze in die Felder zu bringen - Agroforst würde gleichzeitig das Landschaftsbild unserer historisch gewachsenen Kulturlandschaft wieder bereichern, wichtige klimatische Funktionen erfüllen und die Artenvielfalt fördern, weil Insekten und Vögel damit wieder Lebensraum haben!"

Agroforstverband: Zu wenig Flexibilität

Der BMEL-Entwurf der Verordnung zur Durchführung der GAP-Direktzahlungen wird den Forderungen von Bundestag und Bundesrat für mehr Agroforstwirtschaft in Deutschland nicht gerecht, kritisiert der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF).

Es sei zwar richtig, dass zumindest die „Beibehaltung einer agroforstlichen Bewirtschaftungsweise auf Ackerland oder Dauergrünland“ als Maßnahme der Öko-Regelungen in den Entwurf der GAP-Direktzahlungen-Verordnung (GAPDZV) gelistet wurde. Ansonsten seien die vom BMEL vorgesehenen Rahmenbedingungen enttäuschend, die nun mit dem Entwurf der GAPDZV vorgelegt wurden.

Für mehr Akzeptanz in der Landwirtschaft bräuchten die Betriebe bei der Gestaltung von Agroforstflächen mehr Flexibilität. Auch dürften komplexere und auf Langfristigkeit angelegte Anbaumethoden wie die Agroforstwirtschaft förderrechtlich nicht schlechter gestellt werden als kurzfristig wirkende und deutlich einfacher umzusetzende Maßnahmen. Beiden Aspekten wird durch die Entwurfsfassung der GAPDZV nicht bzw. nur unzureichend Rechnung getragen.

Förderung zu niedrig

Der DeFAF sieht erheblichen Nachbesserungsbedarf z.B. beim Einheitsbetrag von 60 € pro Hektar Gehölzfläche, was bei einem üblichen Gehölzflächenanteil von 10 % gerade einmal 6 € pro Hektar Agroforstsystemfläche entspräche. Ein solcher Betrag fördere weder eine hohe Akzeptanz unter den Landwirten, noch deckt er annähernd die Kosten für die Bewirtschaftung von Agroforstsystemen einschließlich des Gewinnverlustes in den ersten fünf Jahren, was in besonderem Maße für Systeme mit verschiedenen Baumarten und hoher Strukturdiversität zutrifft. Der DeFAF e.V. fordert in seiner Stellungnahme zum BMEL-Entwurf der GAP-Direktzahlungen-Verordnung deshalb eine deutliche Anhebung des Einheitsbetrages auf durchschnittlich mindestens 850 € pro Hektar Gehölzfläche bei gleichzeitiger Reduzierung der Zielflächengröße von 200.000 ha Agroforstgehölzfläche auf eine realistische Größe von 15.000 ha. Hierdurch könnten Kosten und Gewinnverlust bei der Bewirtschaftung von Agroforstgehölzflächen ausgeglichen und die Akzeptanz für diese Maßnahme deutlich erhöht werden, ohne dass die für diese Öko-Regelung bereitgestellten Gesamtfördermittel erhöht werden müssten.

Nur durch die Anpassung des Entwurfs der GAP-Direktzahlungen-Verordnung im Sinne von höheren Fördersätzen, einer fördermittelunabhängigen Rechtssicherheit sowie einer größeren Flexibilität bei der Flächengestaltung und -bewirtschaftung wird sich die Zahl an Agroforstsystemen in Deutschland deutlich erhöhen. Dies wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass agroforstliche Umweltleistungen verstärkt bereitgestellt – und damit auch die Erreichung der diesbezüglich von Bundestag und Bundesrat geäußerten Ziele – sichergestellt werden können.

Die Stellungnahme des Aktionsbündnisses: http://abl-mitteldeutschland.de/wordpress/medieninformationen/

Verzahnung von Agroforst und Tierhaltung

Unterdessen wird Agroforst auch immer mehr ein Thema der Wissenschaftler. Mit ihrem Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige Ernährungssysteme“ hat sich z.B. die Hochschule Rhein-Waal auf die Fahnen geschrieben, an der Entwicklung von Lösungen für diese Herausforderungen mitzuwirken. Nicht nur theoretisch aus dem Lehnstuhl heraus, sondern vor allem in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren. Zahlreiche Kooperationen und Forschungsprojekte beschäftigen sich in den nächsten Jahren deshalb mit Themen wie „Agroforstsystemen“, also der Verzahnung von traditionellem Ackerbau und Gehölzen in Verbindung mit Tierhaltung.

Dr. Florian Wichern, Professor für Bodenkunde und Pflanzenernährung, betreut einige solcher Projekte am Niederrhein bei der Konzeptionierung und den begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen. In diesem Kontext wird auch ein kleines Reallabor auf einer Streuobstwiese, auf der Schafe und Ziegen weiden, aufgebaut und mit einer Wetterstation ausgestattet.

Auch der ökologische Landwirtschaftsbetrieb Berkhöfel profitiert von der Zusammenarbeit mit der Hochschule. Dort werden im Herbst auf zehn Hektar Fläche neue Hecken und Baumreihen gepflanzt. Dabei ziehen sich Reihen verschiedener Obst- und Nussarten, kombiniert durch weitere Gehölze durch die Ackerfläche. Dies soll die Biodiversität erhöhen, die Ackerkulturen vor extremen Wetterereignissen schützen und das Einkommen der Landwirte diversifizieren. Besonders spannend für die Forschung sind auch die vorhandenen 50 Hektar Streuobstwiese des Hofes. „Wir wollen mit unseren Versuchsflächen und durch die Begleitung bei der Umstellung der Betriebe diese Effekte für konkrete Agroforstsysteme unter hiesigen Bedingungen bestimmen und damit die positiven sozialen und ökologischen Leistungen der Landwirtschaft quantifizieren helfen“, so Prof. Dr. Dietrich Darr, Sprecher des Forschungsschwerpunktes.

Hirse und Thymian

Mit einem innovativen Pflanzenbaukasten wollen Wissenschaftler in der Lausitz (Brandenburg) in einem neuen Projekt die Vorteile der agroforstlichen Kreislaufwirtschaft für Mensch und Umwelt nutzbar machen. Ziel des Projekts „Agroforstliche Kreislaufwirtschaft als Basis für eine strukturreiche und klimaresiliente Landwirtschaft mit hohem Wertschöpfungspotenzial“ (AgroBaLa) ist es, die regionale Landwirtschaft mittel- bis langfristig produktiver zu machen.

Dazu untersuchen Wissenschaftler um Dr. Christian Böhm vom Fachgebiet Bodenschutz und Rekultivierung den agroforstlichen Anbau von nicht heimischen Kräutern, Feldfrüchten und Gehölzarten. „Viele interessante Kulturpflanzen kommen mit den klimatischen Bedingungen in der Region sehr gut zurecht. So können beispielsweise Hirsearten, Buchweizen und Kräuter wie Thymian und Salbei, aber auch verschiedene Strauch- und Baumarten wie die Felsenbirne oder die Esskastanie auf den trockenen Böden der Region gut wachsen“, sagt Böhm.


Agroforstsysteme zeichnen sich laut Böhm durch zahlreiche Vorteile aus. „Sie bewirken beispielsweise eine bedeutende Verringerung der Windgeschwindigkeit und tragen auf diese Weise zu einem effektiven Schutz vor einer Abtragung des Bodens durch Wind bei“, weiß der Wissenschaftler. „Dies ist insbesondere für die sandigen Böden der Lausitz von großer Relevanz.“



Weitere Vorteile liegen auf der Hand: So könne beispielsweise die starke Verdunstung des im Boden gespeicherten Wassers gemindert und dessen Humusgehalt erhöht werden, sodass künftig mehr Wasser gespeichert werde. Zudem förderten Agroforstsysteme die Lebensraum- und damit Artenvielfalt in Agrarräumen.



Der von den Forschern zu entwickelnde Pflanzenbaukasten soll es den Landwirtschaftsbetrieben ermöglichen, den agroforstlichen Systemansatz auf ihre Betriebsbedarfe individuell anzupassen. „Damit können sie für sich sinnvolle Module heraussuchen und erhalten umfangreiche Informationen zu pflanzenbaulichen Aspekten, Ökosystemleistungen, Verwertungsoptionen sowie betriebswirtschaftlichen, gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen“, so der Projektleiter Dr. Christian Böhm.



Auch die Perspektive der Produktabnehmer und -verwerter liegt im Fokus der Wissenschaftler. Beispielsweise soll in Zusammenarbeit mit einer Bäckerei untersucht werden, inwieweit trockenheitstolerante Getreidearten wie Teff das Potenzial für neue Wertschöpfungspfade in der Lausitz besitzen. „Für den wirtschaftlichen Erfolg ist die Vernetzung von sehr unterschiedlichen Akteuren potenzieller Wertschöpfungspfade unabdingbar“, sagt Christian Böhm.



Weitere Infos finden Sie hier: https://agroforst-info.de/laufende-projekte/

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