Der Fachverband Biogas hat die Bioenergie Geest GmbH & Co. KG aus dem niedersächsischen Apensen als Biogasanlage des Monats April ausgezeichnet. Die von 27 Landwirten betriebene Anlage wird damit für ihre herausragenden Leistungen im Bereich der klimafreundlichen Energieversorgung gewürdigt.
„Wir nutzen wirklich alles“
Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2011 leistet die Biogasanlage einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energiegewinnung. Bereits seit 2012 wird neben Strom auch Biomethan erzeugt – mit zwei getrennten Gärstrecken. „In einer unserer Gärstrecken vergären wir 100 Prozent Mais, um daraus Strom und Wärme zu gewinnen“, erklärt Sven Plorin, einer der Anlagenbetreiber. „Die zweite Gärstrecke läuft dagegen mit 85 Prozent Wirtschaftsdünger und 15 Prozent Mais. Das daraus entstehende Biogas wird zu Biomethan aufbereitet – eine besonders nachhaltige Lösung.“
Effiziente Nutzung und CO2-Einsparung
Die Energieproduktion der Anlage kann sich sehen lassen: „Jedes Jahr erzeugen wir 7,5 Mio. kWh Strom. Den größten Teil nutzen wir selbst, den Überschuss speisen wir direkt ins Netz ein“, so Plorin. Auch die Wärme bleibt nicht ungenutzt: „Die gesamte Abwärme, die bei der Biogasaufbereitung entsteht, setzen wir im Gärprozess und bei der weiteren Verwertung ein. Wir nutzen wirklich alles – nichts geht verloren.“
Wichtiger Beitrag für die Lebensmittelindustrie
Neben der Strom- und Wärmeerzeugung spielt auch die Weiterverarbeitung eine zentrale Rolle. „Wir bereiten jedes Jahr 6 Mio. Normkubikmeter Rohgas zu Biomethan auf und verarbeiten es weiter zu LNG“, erklärt Plorin. „Sogar das bei der Biomethanaufbereitung anfallende CO2 wird gereinigt und verflüssigt, anstatt es ungenutzt in die Atmosphäre entweichen zu lassen. Das in unserer Aufbereitungs- und Verflüssigungsanlage produzierte CO2 ist so rein, dass wir damit die Lebensmittelwirtschaft versorgen. Wir liefern jährlich etwa 5.500 t flüssiges CO2 in Lebensmittelqualität, beispielsweise für Trocknungsprozesse bei Obst und Gemüse oder für kohlesäurehaltige Getränke.“
Die umweltfreundliche Technologie trägt erheblich zur CO2-Reduktion bei: „Unsere Anlage vermeidet jährlich rund 20.000 t CO2 und ersetzt gleichzeitig 4.000 t fossiles CO2. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, betont Plorin.
Konzept in Gefahr
Doch Sven Plorin und seine Mitstreiter wissen nicht, wie lange sie ihre Anlage noch wirtschaftlich führen können. Denn bei der Produktion von Biokraftstoffen aus Wirtschaftsdünger sowie der Nutzung des CO2 hätte die Anlage mit der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) neben dem Erlös für Biomethan eine weitere wichtige Einnahmequelle. Aber: „In Deutschland wird mit CO₂-Zertifikaten gehandelt, die aus nichtexistierenden Klimaschutzprojekten stammen – häufig aus China. Diese Zertifikate werden dann in Umlauf gebracht, als wären sie echt, und führen dazu, dass ehrliche Unternehmen benachteiligt werden,“ so Plorin. Die gefälschten Zertifikate haben den Markt seit 2023 überflutet und zu einem Absturz der Quotenpreise geführt.
„Wir brauchen strengere Kontrollen!“
„Das Problem ist, dass ein Mechanismus, der eigentlich dafür geschaffen wurde, mehr heimische Reststoffe für die Kraftstoffproduktion zu mobilisieren, durch diese illegalen Importe torpediert wird. Statt regionale und nachhaltige Lösungen zu fördern, untergräbt dieser Betrug das gesamte System,“ erläutert Plorin. „Wir brauchen dringend strengere Kontrollen und eine konsequente Verfolgung dieser Betrugsfälle. Die gefälschten Zertifikate dürfen nicht mehr im Umlauf sein. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, gefährdet das nicht nur die Glaubwürdigkeit des Marktes für nachhaltige Biokraftstoffe, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität vieler Betriebe, die sich ehrlich an die Regeln halten.“
Dazu kommt der massive Import von Biokraftstoffen, die mutmaßlich illegal umdeklariert wurden. „Sie stammen nicht aus fortschrittlichen und nachhaltigen Quellen, sondern werden als solche ausgegeben, um bestehende Regularien zu umgehen. Auch hier spielt China eine zentrale Rolle als Herkunftsland dieser fragwürdigen Importe,“ sagt Plorin weiter.