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Großes Interesse an Freiflächenanlagen

Rund 200 Teilnehmer, davon überwiegend Landwirte, informierten sich auf der NRW-Photovoltaiktagung 2020 auf Haus Düsse über technische Entwicklungen und neue Geschäftsmodelle.

Lesezeit: 6 Minuten

Lässt sich mit Photovoltaik heute noch Geld verdienen? Welche rechtlichen Neuregelungen gibt es und lohnt sich eine neue Freiflächenanlage? Um diese Fragen ging es heute auf der Photovoltaiktagung im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse, die die Landwirtschaftskammer NRW, das Zentrum für nachwachsende Rohstoffe (ZNR) und die EnergieAgentur.NRW gemeinsam veranstaltet haben. Wie wichtig diese Fragen für die Praktiker sind, zeigte der enorme Ansturm an Teilnehmern: Rund 200 Landwirte, Berater, Investoren und andere Interessierte kamen nach Ostinghausen, um sich zu informieren.

Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern

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„Viele Landwirte haben ein Investitionsvakuum und suchen nach Geschäftsfeldern, in die sie investieren können“, erklärte Peter Spandau, Fachbereichsleiter für Betriebswirtschaft, Bauen und Energie bei der Landwirtschaftskammer NRW. Denn die Tierhaltung sei weniger interessant. In ganz Nordrhein-Westfalen gäbe es zurzeit weniger Bauanträge für neue Ställe als es in Boomzeiten in einzelnen Landkreisen wie Borken oder Coesfeld gab.

Die Energieproduktion könnte wieder ein Standbein sein. Aber sowohl bei Biogasanlagen als auch bei der Windenergie ist im Moment Stillstand angesagt. „Impulse könnten dagegen von der Photovoltaik kommen, vor allem auf der Freifläche“, sagt der Berater.

Stromverbrauch wird sich mehr als verdoppeln

Inwieweit die Technik tatsächlich neue Chancen bietet und wo welche Hürden drohen, berichteten die nachfolgenden Referenten:

  • Carl-Georg Buquoy, Themengebietsleiter Photovoltaik bei Energieagentur.NRW, stellte die enormen Potenziale heraus: Bis zum Jahr 2040 werde sich der Stromverbrauch gegenüber heute fast verdoppeln. Industriekonzerne wie Thyssen-Krupp haben allein einen Bedarf von 600 Terawattstunden (TWh) pro Jahr, wenn sie in ihrer Produktion mehr erneuerbaren Wasserstoff einsetzen, der mithilfe von Ökostrom produziert wird. Das entspricht etwa der STrommenge, die heute in Deutschland produziert wird. „Auch andere Hütten- oder Zementwerke kommen dazu. Daher ist es völlig unverständlich, welche Diskussionen wir heute in Deutschland führen, wir müssen jeden Quadratmeter nutzen.“ Buquoy kritisierte die unsichere Lage, die sich wegen des 52 Gigawatt-Deckels im EEG ergeben hat. Schon im April könnte die Menge von 52 GW installierter Solarleistung in Deutschland erreicht sein. Ab dann sollen neuen Solarstromanlagen keine Einspeisevergütung mehr bekommen. „Die Bundesregierung hatte schon im Herbst 2019 angekündigt, den Deckel zu streichen, aber das zieht sich jetzt zu lange hin“, sagt er. Schon heute sei die Solarenergie wettbewerbsfähig gegenüber Kohle und daher auch eine wirtschaftlich ernst zunehmende Energiequelle.

Viele Hürden für Anlagenbetreiber

  • Rechtsanwalt Andreas Schäfermeier von der Kanzlei Engemann & Partner stellte in seinem Vortrag die vielen Hürden vor, die Betreibern von Anlagen gegenüberstehen. Das betrifft den Eigenverbrauch von Solarstrom oder die Direktlieferung von Strom an Dritte: Umlagen, Auflagen, Bestimmungen im EEG oder dem Energiewirtschaftsgesetz verhindern seiner Meinung nach viele gute Lösungen. „Wenn die Bundesregierung hier einen Durchbruch will, muss sie viele Vorschriften vereinfachen, die offensichtlich nicht für die Photovoltaik passen“, forderte er. Hoffnung macht dagegen das EU-Winterpaket, in dem u.a. der Eigenverbrauch deutlich vereinfacht werden soll. Aber noch ist das nicht in deutsches Recht umgesetzt.

Batteriespeicher kaum wirtschaftlich

  • Mit einem Batteriespeicher lässt sich der Eigenverbrauchsanteil in der Landwirtschaft deutlich erhöhen, zeigte Sebastian Kilburg von der Beratungseinrichtung CARMEN aus Straubing (Bayern). Allerdings zeigte er auch, dass trotz des Preisverfalls der Speicher die Technik selbst bei optimistischen Annahmen (30 ct/kWh Strompreis beim Zukauf, 2 % Strompreisanstieg) bei 10 kWh Nutzkapazität und 900 €/kWh Investitionskosten nur rund 100 €/Jahr Überschuss abwirft. „Es kommt immer drauf an, welche Ziele Sie haben, Eigenverbrauch erhöhen, Notstromfunktion oder ein Backupsystem bei Stromausfall. Wichtig ist, Referenzanlagen zu besichtigen und auf seriöse Angebote zu achten“, rät er. So gäbe es Firmen, die mit einer unrealistischen Anzahl von Lade- und Entladezyklen werbe. Bei Lithium-Ionen liege diese aktuell bei rund 6300. Worauf man noch bei Angeboten achten sollte und welche Systeme es auf dem Markt gibt, zeigt die Marktübersicht von CARMEN zu Batteriespeichern (www.carmen-ev.de).

Freiflächen: Interessante Option

  • Neben dem Weiterbetrieb von älteren Dachanlagen sind auch Freiflächenanlagen eine Option und stoßen auf Interesse vieler Landwirte, wie die Fülle an Fragen aus dem Publikum zeigte. Bei einer Größe unter 750 kW muss der Betreiber eines Solarparks nicht am Ausschreibungsverfahren teilnehmen, sondern erhält eine Festvergütung von aktuell rund 7 ct/kWh nach dem EEG. Doch EEG-Anlagen sind auf landwirtschaftlichen Flächen nur in einem Korridor von 110 m neben Schienen und Autobahnen möglich (in einigen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg eine begrenzte Anzahl auch auf Flächen in benachteiligten Gebieten). Darum interessieren sich Landwirte dafür, ob sie einen Solarpark auch ohne EEG-Vergütung bauen und statt der Festvergütung den Börsenstrompreis kassieren können. Dieser liegt aktuell zwischen 4,5 und 5,5 ct/kWh. Eine andere Alternative wäre der Verkauf an Gewerbekunden in der Nähe. „Die Genehmigung für Solarparks ist aber sehr komplex, es kommen viele individuelle Kosten dazu für Gutachten, Trafo, Netzanschluss usw. Darum ist es wichtig, genau zu rechnen und die Risiken abzuwägen“, betont Energieberater Elmar Brügger von der Landwirtschaftskammer.
  • Er warnt dafür, leichtfertig auf das EEG zu verzichten und hofft auch darauf, dass die Bundesregierung den Solardeckel abschafft. Nach dem aktuellen Zielen sollen bis zum Jahr 2030 ganze 98 GW installiert sein. Das bedeutet ab diesem Jahr einen Zubau von 4900 MW pro Jahr. „Sollte dieser realisiert werden, wäre die monatliche Degression aufgrund des hohen Zubaus so hoch, dass die Einspeisevergütung viel zu schnell sinkt“, erwartet Brügger. Darum hofft er, dass die Regierung mit dem Solardeckel auch die Degression abschafft oder zumindest überarbeitet.

Neues Konzept für Agrophotovoltaik

  • Sascha Krause-Tünker von Next2Sun stellte ein neues Konzept zur Agrophotovoltaik vor, bei dem bifaciale Module senkrecht auf einer landwirtschaftlichen Fläche montiert werden. Diese Module sind durchscheinend und produzieren auf beiden Seiten Strom. Die Modulreihen stehen im Abstand von 10 bis 20 m, sodass dazwischen noch Ackerbau, Grünlandbewirtschaftung oder Tierhaltung möglich ist. Das System ist mit knapp unter 700 €/kW (ohne Trafo) zwar etwas teurer als herkömmliche Freiflächenanlagen (rund um 600 €/kW), aber dafür soll die Anlage auch 10 bis 15 % mehr Ertrag liefern. Grund ist, dass die bifacialen und senkrecht nach Ost-West ausgerichteten Module im Jahresverlauf mehr Strom produzieren sollen.

Das Fazit der Tagung: Die Solarstromproduktion bietet verschiedene interessante Optionen für Landwirte. Doch viele Möglichkeiten sind nur schwer wirtschaftlich zu realisieren, wenn die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für den Eigenverbrauch oder die Stromvermarktung nicht verbessert.

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