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Heftiger Streit um Rotmilan-Studie

Wie zu erwarten war, hat die Studie zu Auswirkungen von Windparks auf den Rotmilan-Bestand eine massive Diskussion zwischen Windkraftgegnern und –befürwortern ausgelöst.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Ausbau der Windenergie gefährdet den Bestand des Rotmilans nicht: Das ist das Fazit der Studie "Windenergie und Rotmilan:Ein Scheinproblem" des Schweizer Umweltbüros KohleNusbaumer.

Ganz anders sieht das erwartungsgemäß die Deutsche Wildtierstiftung. Der Bestand des Rotmilans in Deutschland sei abnehmend, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung mit Bezug auf den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA). Unterstützung bekämen die Vogelschützer durch eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Der derzeitige Ausbaustand der Windkraft sei für den Rotmilan kritisch. Auch seltene Vogelarten wie Schreiadler und Schwarzstorch sowie bedrohte Fledermausarten fallen Windkraftanlagen zum Opfer. „Doch die Vertreter der Windkraft-Industrie streiten diese Ergebnisse ab. Das ist nachvollziehbar, geht es doch bei dem Ausbau der Windkraft um ein hochsubventioniertes Geschäft“, erklärt die Stiftung, deren Vorstand der Ex-RWE-Manager Dr. Fritz Vahrenholt ist.


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Die Wildtierstiftung legt offen, dass das Schweizer Ingenieurbüro KohleNusbaumer, das die Studie erstellt hat, als konsequenter Befürworter der Windenergie bekannt sei und ihr Geld u.a. mit der Projektierung von Windkraftanlagen verdiene. Außerdem sei ein Schweizer Energiekonzern, der u.a. Wasser- und Windkraftanlagen betreibt, an KohleNusbaumer beteiligt. Dr. Klaus Richarz, langjähriger Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland und selbst Autor eines in Fachkreisen umstrittenen Statusreports „Energiewende und Naturschutz“, kommt zu dem Schluss: „Wenn beim weiteren Ausbau der Windkraft nicht mehr Rücksicht auf die Lebensweise des Rotmilans genommen wird, ist sogar mit seinem Artentod zu rechnen.“


Nabu: „Unhaltbare Aussagen“


Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) geht gegen die Studie hart ins Gericht: „Greifvögel wie der weltweit bedrohte und vor allem in Deutschland vorkommende Rotmilan gehören zu den Vogelarten, die am meisten von Kollisionen mit Windrädern betroffen sind.“ Die Schweizer Studie sei genauso wie andere Papiere aus Deutschland ein Versuch, jegliche Bedenken im Hinblick auf den Schutz des Rotmilans auszuräumen. Teile der Windenergie-Branche wollten mit unhaltbaren Aussagen belegen, dass ein Artenschutzkonflikt zwischen Windenergie und dem Schutz von Greifvögeln gar nicht existiere. Denn die Autoren würden konsequent die umfangreiche, deutsche und internationale wissenschaftliche Literatur ignorieren.


Aus diesem Grund hat NABU einen Faktencheck. „Rotmilan und Windenergie“gemacht. Darin führt der Naturschutzverband auf, dass anders als in der Schweizer Studie Verluste des Rotmilans an Windenergieanlagen zunehmen, während es bei Stromschlagverlusten einen Rückgang gäbe. Dieser Effekt sei beim Rotmilan deutlich zu erkennen. Seit 2000 wären 11 % aller Totfunde beringter Rotmilane auf Stromschlag bzw. Kollisionen mit Leitungen zurückzuführen gewesen. Seit dem Jahr 2011 seien die Verluste durch Windenergie (9 %) fast so hoch wie durch Leitungen (10 %).


Kritik am Nabu


Auch der Nabu ist jedoch wegen Sturmlaufs gegen die Windenergie politisch unter Druck. So mehren sich Berichte in Tageszeitungen wie der FAZ oder der TAZ, die über finanzielle Verstrickungen des Verbandes informieren. Nach Angaben des Aktionsbündnis „Artenschutz durch Erneuerbare - Diffamierung durch NABU stoppen!“ hätte der Nabu im Jahr 2014 rund 3,4 Mio. €  durch Unternehmenskooperationen eingenommen, an Spenden seien dagegen 4,6 Mio. € eingegangen. Laut Aktionsbündnis gehört u.a. die Deutsche Bahn zu den finanziellen Förderern des Nabu, an dessen nicht entschärften Strommasten jährlich tausende Vögel sterben.


BWE fordert zur Sachlichkeit auf


Zu mehr Sachlichkeit in der Diskussion fordert der Bundesverband Windenergie (BWE) auf. Die Studie des Schweizer Ingenieurbüros KohleNusbaumer gebe wichtige Hinweise zur Populationsentwicklung, die sich nicht leichtfertig vom Tisch wischen ließen, sondern ehrlich zu diskutieren seien, kommentiert der (BWE). Trotzdem dürfe man den Artenschutz nicht vernachlässigen. Pauschale Mindestabstände um möglicherweise auch noch relativ häufig wechselnde Horststandorte lehnt der BWE zwar ab. Aber die natur- und artenschutzrechtlichen Anforderungen im Genehmigungsverfahren hätten in den letzten Jahren genauso wie Summe der Ausgleichsmaßnahmen stark zugenommen. Die Branche trage dies mit und stelle sich ihrer Verantwortung.


Auch unternehme die Branche Maßnahmen, um Kollisionsrisiken bestimmter Tierarten zu minimieren. Diese reichten von der Anordnung der Anlagen, der Gestaltung des unmittelbaren Umfeldes der Anlagen, Biotopaufwertungen zur Stärkung von Populationen und Ablenkpflanzungen im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen bis hin zu einem Abschaltmanagement zu relevanten Zeiten.


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