Am vergangenen Freitag ist im Kanton Wallis (Schweiz) die höchst gelegene Windenergieanlage Europas in den Probebetrieb gegangen. Die Windanlage steht auf rund 2500 Meter über N.N. Nach einer mehrmonatigen Test- und Einstellphase soll die Anlage, eine Enercon E-70, 3 GWh pro Jahr produzieren, was dem Verbrauch von 800 Haushalten entspricht.
Zum Bau der Anlage wurde ein Spezialgefährt mit dem Namen «Tausendfüssler» entwickelt. Dieser gegliederte Tieflader war notwendig, um die 35 m langen Rotorblätter auf den kurvigen Bergstrassen zwischen Airolo im Tessin und dem Nufenenpass im Wallis zu transportieren. Ohne dieses innovative Gefährt hätte die Windenergieanlage niemals an dem Standort auf 2465 m in der Nähe der Staumauer Gries errichtet werden können. Der gewählte Ort erlaubt die Nutzung der bestehenden elektrischen Leitungen.
Zweitens haben zahlreiche Vorstudien gezeigt, dass mit einer solchen Installation der Eingriff in Fauna und Flora gering gehalten wird. Die Anlage integriert sich relativ gut in die Landschaft und respektiert die Umwelt, was den Planern sehr wichtig war. Außerdem ist diese Windenergieanlage wegen der bisweilen extremen Wetterverhältnisse, die im Winter auf dieser Höhe vorherrschen, mit einem sparsamen Heizsystem ausgestattet, welches die Rotorblätter schnee- und eisfrei hält.
Die Bewohner des Goms und die kantonalen Behörden unterstützten diese technologische Herausforderung mit Kräften. Die Umweltverbände wurden seit dem Planungsbeginn konsultiert.
Die Gesamtkosten der höchstgelegenen Windenergieanlage Europas belaufen sich auf 5,5 Millionen Franken (ca. 4,5 Mio. €). Der Höhenwindkraft-Pionier Martin Senn hatte sich mit den Energieversorgern EnAlpin und Services Industriels de Genève zusammengetan, um dieses Pilotprojekt mitzufinanzieren.
Die Gemeinde Obergoms, welche ebenfalls an diesem innovativen Projekt beteiligt ist, wird von den wirtschaftlichen Gewinnen der Windenergieanlage Gries profitieren. Insgesamt haben sich die Partner in der Firma GriesWind AG zusammengetan, um diese Infrastruktur im Oberwallis zu entwickeln. Sie wird Anfang 2012 ans Netz gehen.