Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Netzengpassmanagement

Integration steuerbarer Stromverbraucher: Verbände sehen viele Probleme

Die Bundesnetzagentur will steuerbare Stromverbraucher in die Stromversorgung integrieren. Das Vorgehen bewerten Energieverbände sehr unterschiedlich.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit der gezielten Ansteuerung von Stromverbrauchern könnten sich Spitzen im Stromnetz ausgleichen und damit Abschaltungen von erneuerbaren Energien vermeiden lassen. Das hat auch die Bundesregierung erkannt. Hierzu hatte das Bundeswirtschaftsministerium im Dezember 2020 einen Referentenentwurf eines Gesetzes zur zügigen und sicheren Integration steuerbarer Verbrauchseinrichtungen in die Verteilernetze und zur Änderung weiterer energierechtlicher Vorschriften (SteuVerG) vorgelegt. Nach weitreichender Kritik durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren zog das Ministerium aber den vorab übermittelten Entwurf zurück.

Jetzt startet die Bundesnetzagentur (BNetzA) einen neuen Versuch. Sie hat Vorschläge zur Integration neuer steuerbarer Verbrauchseinrichtungen in das Stromnetz vorgelegt. „Die Eckpunkte der Bundesnetzagentur sind eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den unangekündigten Markteingriffen, die das Bundeswirtschaftsministerium vor gut zwei Jahren vorgeschlagen hatte. Ein entscheidender Fortschritt ist, dass Netzbetreiber in die Pflicht genommen werden, Wärmepumpen und Wallboxen unverzüglich anzuschließen“, kommentiert Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne) die im November 2022 vorgelegten Eckpunkte zur Ausgestaltung des Paragraphen 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG).

Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

bne: Dynamische Steuerung richtig

Das Zielmodell des dynamischen Steuerns ist richtig, lobt der bne in seiner Stellungnahme. Denn dort können Netzbetreiber nur dann steuernd eingreifen, wenn messtechnisch ein Problem nachgewiesen worden ist. Positiv ist auch, dass die Netzzustandsüberwachung verpflichtend wird. Sie ist eine Voraussetzung für die dynamische Steuerung. Wenn dies nicht möglich ist, werden die Netzbetreiber verpflichtet, auszubauen und zu digitalisieren. „Die Verpflichtung zum Netzausbau ist allerdings viel zu zahnlos! Damit drohen Netzengpässe in Zukunft zum Dauerzustand und die Notfallmaßnahmen zum Normalfall zu werden“, warnt Busch.

Abregelungen nur im Notfall

Leistungsbegrenzungen durch die Netzbetreiber müssten in jedem Fall ein Notfallinstrument zur Abwehr von Instabilitäten bleiben. Noch immer seien die Netzbetreiber den Beweis schuldig, dass flächendeckende Netzüberlastungen drohen. „Das Übergangsmodell des statischen Steuerns bringt allerdings weder den Netzbetreibern noch den Verbrauchern Vorteile. Es muss unbedingt vermieden werden, dass veraltete Technik zu hohen Kosten verbaut wird, die kurze Zeit später wieder ausgetauscht werden muss“, so Busch weiter.

Der Vorschlag der Bundesnetzagentur ist laut bne zudem rein reaktiv. Die Steuerung greift erst ein, wenn ein Problem bereits vorhanden ist. Ein marktlicher Ansatz könnte dafür sorgen, dass Probleme erst gar nicht entstehen. „Kein Paragraf 14a ohne 14c“, fordert Busch. „Jetzt ist die Bundesnetzagentur am Zug, damit die marktliche Flexibilität durch Netzbetreiber genutzt werden kann. Die Vorschläge dafür liegen auf dem Tisch.“

BEE: Modell hat große Schwachstellen

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) sieht die Pläne der Bundesnetzagentur (BNetzA) zur Integration steuerbarer Verbrauchseinrichtungen und Netzanschlüssen kritisch. „Wir brauchen ein System, das Flexibilitäten anreizt und gleichzeitig die Netzstabilität sichert“, so Dr. Simone Peter, Präsidentin des BEE. „Das Modell der BNetzA hat an beiden Punkten große Schwachstellen, die weitreichender Änderungen bedürften. Besser wäre es, einen grundsätzlich anderen Ansatz zu fahren und sich am Beispiel des BEE-Auktionsmodells zu orientieren.“

Hauptkritikpunkt des BEE am vorgelegten Modell ist der fehlende bilanzielle Ausgleich der Schalthandlungen: „Wird ein Verbraucher heruntergefahren, muss an anderer Stelle gegengesteuert werden, zum Beispiel, indem ein anderer Verbraucher hoch- oder ein Erzeuger heruntergefahren wird“, erläutert Peter. „Ohne bilanziellen Ausgleich entstehen markt- und netzseitig Probleme.

Am Ende bedeutet das Mehrkosten für Verbraucher, denn die Energieversorger müssen die Kosten für die zusätzliche Ausgleichsenergie, die sie aufbringen müssen, um die Netze zu stabilisieren, umwälzen.“ Drohende Eingriffe schränkten zusätzlich auch die Bereitstellung von Flexibilitäten im Rahmen der Sektorenkopplung ein.

Vorschlag: Grenzüberschreitendes Engpassmanagement

„Diese Probleme hat das BEE-Auktionsmodell nicht, denn es adaptiert den bewährten Rahmen von grenzüberschreitendem Engpassmanagement über Auktionen“, so Peter. „Das Auktionsmodell verbindet damit Netz- und Marktebene und lässt nur solche marktlichen Transaktionen zu, die auch physikalisch umsetzbar sind.“ So würden nicht nur unnötige Eingriffe der Netzbetreiber verhindert, auch die netzseitigen Probleme des BNetzA-Modells würden umgangen. „Zusätzlich wird ein Anreiz für netzorientierte Verbraucherflexibilität geschaffen, indem der Preis bei einem Auktionsverfahren bestimmt wird“, so Peter.

Neben dieser grundsätzlichen Kritik ist der BEE im Rahmen des Konsultationsverfahrens auch auf das von der Bundesnetzagentur vorgestellte Modell eingegangen und hat diesbezüglich zahlreiche Verbesserungsvorschläge erarbeitet, unter anderem zur zeitlichen Begrenzung von Steuerbefehlen, zur Reduzierung von Netzentgelten und zur Einführung von strengeren Transparenz- und Informationspflichten. „Die Steuerung von Verbrauchern und Netzanschlüssen wird einen großen Effizienzgewinn in der Energiewende bringen. Dafür müssen aber die richtigen Regeln geschaffen werden. Nur dann fügt sich dieses Puzzleteil sinnvoll in die Energiewende ein“, so Peter abschließend.

Mehr zu dem Thema

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.