Die Maisaussaat ist inzwischen fast überall gelaufen. Letztes Jahr stand die Pflanze auf 2,5 Mio. ha. Etwa 1 Mio. ha davon dienen der Produktion von Bioenergie.
Der Deutsche Jagdverband (DJV) beklagt, dass diese Monokulturen extrem artenarm sind. Zusammen mit der Deutschen Wildtier Stiftung fordert er daher von CDU/CSU und SPD, dass der sogenannte Maisdeckel bleibt – entgegen den Andeutungen im Koalitionsvertrag. Der Deckel begrenzt den Einsatz von Mais zur Biogasproduktion auf derzeit 30 %.
Die beiden Organisationen fordern zudem die Förderung alternativer Pflanzensubstrate für die Biogasgewinnung, wie zum Beispiel den Aufwuchs von mehrjährigen Wildpflanzenkulturen.
Klimaschutz und Artenschutz müssen Hand in Hand gehen
„Bioenergie ist eine wichtige Säule der Energiewende“, sagt Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur- und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung. „Gleichzeitig darf die Produktion von Pflanzenbiomasse nicht den Verlust der Artenvielfalt in den landwirtschaftlichen Lebensräumen beschleunigen“, so Kinser weiter. „Wir dürfen Klimaschutz und Artenschutz nicht gegeneinander ausspielen. Beides geht auch Hand in Hand, etwa durch Biogas aus Wildpflanzen“, sagte DJV-Vizepräsident Dr. Carsten Scholz.
Blühflächen: Kinderstube, Nahrungsquelle, Bodenschutz
Mehrjährige Wildpflanzenkulturen bieten in den sonst blütenarmen Frühjahrsmonaten die erste Nahrungsquelle für früh schwärmende Wildbienen und andere Insekten. Feldhasen und Bodenbrüter nutzen mehrjährige Blühflächen als Kinderstube, Nahrungsquelle und Versteck. Während der Mais und selbst einjährige Blühflächen gerade erst aufkeimen und mit Frühjahrstrockenheit zu kämpfen haben, nutzen mehrjährige Wildpflanzenbestände die Winterfeuchte im durch den Aufwuchs gut vor Austrocknung geschützten Boden.
Vielfalt statt Monokultur: Projekt "Bunte Biomasse"
Die Deutsche Wildtier Stiftung und der Deutsche Jagdverband haben von 2019 bis 2024 gemeinsam mit der Veolia Stiftung das Projekt „Bunte Biomasse“ umgesetzt. Deutschlandweit wurden darin 550 ha mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion angelegt.
Auf den Projektflächen wurden Spitzenerträge von über 45 t Frischmasse pro Hektar geerntet, erinnert der DJV. Mittlerweile wird der Anbau von Wildpflanzenkulturen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen gefördert. Der Einsatz von Bunter Biomasse ist also ein Erfolgskonzept, das Energiewende und Biodiversitätsschutz gleichermaßen unterstützt – und auch künftig Teil einer verantwortungsvollen Energie-, Umwelt- und Agrarpolitik sein sollte.