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„Jubelmeldungen über Erneuerbaren-Anteil verschleiern Tatsachen“

Prof. Sigismund Kobe von der TU Dresden kritisiert die einfache Aussage, erneuerbare Energien würden heute 38 % des Strombedarfs decken. Tatsächlich schwankt der Anteil sehr stark.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Erneuerbaren Energien werden 2018 voraussichtlich gut 38 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland decken. Zu diesem Ergebnis kommen das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer ersten Schätzung für das Gesamtjahr 2018. „Die Aussage, dass erneuerbare Energien 38 % des Stromverbrauchs in Deutschland decken, ist sachlich nicht korrekt und verschleiert die Tatsachen“, kritisiert Prof. Sigismund Kobe von der Technische Universität Dresden.

Diese hohe Prozentzahl erhält man laut Kobe nur, indem man den gesamten aus erneuerbaren Quellen erzeugten Strom auf den Stromverbrauch bezieht. Da jedoch ein nicht unerheblicher Anteil des erneuerbaren Stroms als Teil des im Netz vorhandenen Strommixes ins Ausland abfließt, kann derselbe nicht gleichzeitig zur Deckung des Stromverbrauchs im Lande beitragen. „Genau dieser Anteil müsste also von dem insgesamt erzeugten Strom abgezogen werden, um den korrekten Prozentwert zu ermitteln“, sagt der Wissenschaftler.

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Anteil schwankt sehr stark

Zudem handele es sich bei den „38 %“ um einen Mittelwert über einen längeren Zeitraum. Die Angabe solcher Mittelwerte reicht laut Kobe nur aus, um die Beiträge sowohl der konventionellen als auch der nichtvolatilen erneuerbaren Energiequellen wie Biomasse und Wasserkraft zu beschreiben. „Ganz anders ist es allerdings bei den volatilen Erzeugern wie Wind- und Photovoltaikanlagen“, sagt der Wissenschaftler. Die Angabe der zeitgemittelten Prozentwerte im Zusammenhang mit dem Zubau von volatilen Erzeugern sei irreführend, da dadurch vorgetäuscht werde, das Speicherproblem sei bereits gelöst und der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stünde schon jetzt stetig zur Verfügung. „Auf der politischen Ebene wird daraus leichtfertig geschlossen, der prozentuale Anteil von Erneuerbaren von derzeit angeblich 38 % könne innerhalb weniger Jahre auf 65 % und mehr gesteigert werden“, warnt Kobe.

Kontrollverlust bei der Bundesregierung

Dieses Problem müsste die Bundesregierung berücksichtigen, was aber nicht der Fall ist. Darum spreche beispielsweise der Bundesrechnungshof vom „Kontrollverlust“. „Diese Einschätzung teilen wir und sehen uns in Übereinstimmung mit der Meinung einer großen Zahl von Fachkollegen“, so Kobe gegenüber top agrar. Seine Aussage stützt er auf der Auswertung der viertelstündlichen Einspeisedaten von erneuerbaren Energien über mehr als acht Jahre.

Er warnt davor: „Solange es keine Speicher gibt mit ausreichender Speicherkapazität (und diese gibt es weder jetzt noch in absehbarer Zukunft), führt ein weiterer Zubau volatiler erneuerbarer Energien zu einem ernsten Konflikt.“ Höchste Priorität hat seiner Meinung also eine bedarfsgerechte Einspeisung von bereits bestehenden erneuerbaren Energien ins Netz anstelle der bisherigen Vorrangregelung. Dafür müsste die Bundesregierung die Netzintegration anders gestalten. „65 % erneuerbare Energien bis 2030 ist eine politische Vorgabe, die durch Nichts technisch-physikalisch begründet bzw. untersetzt werden kann“, unterstreicht er.

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