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Kamerabasiertes Erkennungssystem an bayerischem Windpark eingeweiht

Am Wald-Windpark in Fuchstal simuliert eine virtuelle Anlage die vogelbedingte Abschaltung der Rotoren. Erste Ergebnisse werden Ende 2022 erwartet. Kritik gibt es am schleppenden Ausbau der Windkraft.

Lesezeit: 4 Minuten

Der bayerische Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger und Umweltminister Thorsten Glauber haben in dieser Woche das Forschungsprojekt „kamerabasierte Erkennungssysteme an Windenergieanlagen“ im südlichen Waldgebiet von Fuchstal eingeweiht, das von beiden Ministerien mit insgesamt 2,4 Mio. € gefördert wird. „Wir müssen jetzt sehr schnell die erneuerbaren Energien ausbauen und pragmatische Lösungen für den Artenschutz finden. Ich bin optimistisch, dass die hier im Forschungsvorhaben verwendete Technologie mit Künstlicher Intelligenz zur besseren Vereinbarkeit von Artenschutz mit Windenergie beiträgt und auch an den wichtigen Waldstandorten breite Anwendung finden kann“, sagte Aiwanger.

Der Bund habe durch die kürzlich Neufassung des Bundesnaturschutzgesetztes Abschaltsystemen einen grundlegenden Stellenwert eingeräumt, der zu begrüßen sei, so Aiwanger.

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Für Umweltminister Thorsten Glauber könnte das Pilotprojekt in Fuchstal eine bundesweite Blaupause für den naturverträglichen Ausbau von Windkraft im Wald sein. „Ich hoffe, dass wir mit dem Forschungsprojekt in Fuchstal die Windkraft in Bayern massiv anschieben können, wenn dadurch der Nachweis erbracht wird, dass für den Rotmilan und vielleicht auch andere Vögel kein Tötungsrisiko durch WKA besteht“, ergänzte Fuchstals Bürgermeister Erwin Karg.

Das Forschungsvorhaben soll zeigen, welche Kriterien kamerabasierte Kollisionsvermeidungssysteme erfüllen müssen, damit sie als technische Artenschutzmaßnahmen gerade auch an konfliktreichen Standorten wie im Wald anerkannt werden können. Die Ergebnisse wirken sich auf die Genehmigungspraxis in Bayern aus.

Kameras auf 40 m hohen Türmen

Im südlichen Waldgebiet der Gemeinde Fuchstal wurde bereits die Untersuchung mit zwei Kamerasystemen an zwei knapp 40 m hohen Türmen gestartet. Bis zum Bau der drei bereits genehmigten Windenergieanlagen und der tatsächlichen Inbetriebnahme im Herbst 2023 simuliert eine virtuelle Anlage die vogelbedingte Abschaltung der Rotoren. Mit ersten Forschungsergebnissen für einen Waldstandort aus dieser Projektphase wird ab Ende 2022 gerechnet.

Nach der Errichtung der Windenergieanlagen wird das Kamerasystem im Realbetrieb bis ins Jahr 2026 getestet. Dadurch wird auch eine wertvolle Vorher-Nachher-Analyse ermöglicht, die Erkenntnisse bringen soll, wie sich beispielsweise der Rotmilan vor und nach dem Bau der Windenergieanlagen verhält.

Die Validierung des Systems für den Rotmilan ist für den Offenlandstandort bereits erfolgt und vielversprechend. Für den Waldstandort steht diese aber noch aus und hier setzt das Forschungsvorhaben als Pilotprojekt an.

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ist für die wissenschaftlichen Arbeiten des Projekts zuständig. Die Projektkoordination ist am Landesamt für Umwelt (Vogelschutzwarte) angesiedelt. Eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe unter Beteiligung auch des Bundesamts für Naturschutz und des Kompetenzzentrums für Naturschutz und Energiewende ist ebenfalls in die Untersuchungen eingebunden.

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie fördert das für den weiteren Ausbau der Windenergie gerade im waldreichen Bayern wichtige Projekt mit 1,3 Mio. € und finanziert vor allem den Bau der Türme und das Leasing der Kamerasysteme. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert die wissenschaftliche Beteiligung und eine Projektstelle am Landesamt für Umwelt mit insgesamt 1,1 Mio. €.

Bayern vorletzter beim Windausbau

Unterdessen zeigen die aktuellen Ausbauzahlen, wie stark Bayern im Vergleich hinter anderen Bundesländern hinterherhinkt: Im ersten Halbjahr 2022 wurden im Freistaat nur drei neue Windkraftanlagen (WKA) errichtet. Eine alte wurde abgebaut. Dies ergab eine Auswertung des Marktstammdatenregisters (MaStR) der Bundesnetzagentur.

Bei der Zahl der Quadratkilometer pro Windrad liegt Bayern nach Berechnungen des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) auf dem vorletzten Platz. Hier erzeugt nur alle 62 Quadratkilometer (ca. 6 x 10 km) eine Windkraftanlage Strom. Das häufig von Bayerischen Ministern als Entschuldigung angeführte Baden-Württemberg schneidet mit 47 qkm je Windrad immerhin um ein Drittel besser als Bayern ab; hat jedoch auch eine große Nachholaufgabe. Gut nutzen die Windenergie Länder wie Schleswig-Holstein (je 5 m² eine WKA) und auch die Binnenländer Nordrhein-Westfalen (je 10 m² eine WKA) oder Rheinland-Pfalz (11 m²/WKA).

Unterschiede bei den Landkreisen

Sehr unterschiedlich engagieren sich die Landkreise für die Windenergie. Beispielsweise erzeugen im Landkreis Hof 109 WKA Strom, im Lk Ansbach 72 WKA, im LK Würzburg 69 WKA, im LK Neustadt/Aisch 60 WKA, im LK Eichstätt 49 WKA. In 13 Landkreisen dagegen produziert kein einziges Windrad Strom: Altötting, Aschaffenburg, Bad Tölz Wolfratshausen, Berchtesgadener Land, Deggendorf, Erding, Garmisch-Partenkirchen, Lindau, Miesbach, Mühldorf a. Inn, München, Regen und Rosenheim.

„Selbstverständlich gibt es Unterschiede in den regionalen Windstärken. Doch gerade das Beispiel der Gemeinde Berg (LK Starnberg) und der LK Eichstätt zeigen, dass auch in Leichtwindgebieten moderne Windkraftanlagen viele Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr liefern können. Und dies für 5 bis 6 Cent je Kilowattstunde“, erklärt der LEE-Vorsitzende Raimund Kamm. Spätestens jetzt sei eine Kraftanstrengung der Staatsregierung nötig, um zwei Prozent Bayerns für die Planung der Windenergienutzung auszuweisen und die Genehmigungsverfahren in beispielsweise 18 Monaten abzuschließen.

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