Kein Methodikfehler: Totholz im Wald emittiert CO₂
Die Bundesregierung will den Einschlag von Holz in einigen Wäldern stoppen, damit diese mehr CO₂ speichern. Warum die Überlegung falsch ist, erklärt Prof. a. D. Roland Irslinger aus Tübingen.
Die Bundesregierung will die Klimaschutzwirkung des Waldes erhöhen, indem sie den Holzeinschlag in bestimmten Wäldern stoppt – z.B. in alten Buchenwäldern im öffentlichen Besitz, wie es der Koalitionsvertrag vorsieht. Diese Buchenwälder sollen als biogene Kohlenstoff-(C-)Speicher vermeidbare fossile Kohlendioxid-(CO₂-)Emissionen kompensieren. „Betroffen wäre eine Fläche von 170.000 ha von Beständen mit einem Buchenanteil von mehr als 75 % bei einem Mindestalter von 140 Jahren und einer Mindestfläche von 1 ha“, erklärt der Forstwissenschaftler Prof. a. D. Roland Irslinger aus Tübingen.
Waldboden als CO2-Senke
Als langfristige C-Speicher scheiden alte Buchenwälder aber aus, denn hochbevorratete Wälder taugen nicht als Lagerstätte für Kohlenstoff, lautet sein Argument. Grund: Holz, das ungenutzt im Wald verbleibt, emittiert ebenfalls CO₂. „Dieses Argument haben Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums mehrfach als Methodenfehler abgetan, denn ein Teil des Totholzes würde als Humus langfristig Kohlenstoff speichern. Dieser Teil ist sehr gering und in die Kohlenstoffbilanzen längst eingepreist“, sagt Irslinger. So hat die letzte Bodenzustandserhebung im Wirtschaftswald eine jährliche Kohlenstoffspeicherung von 0,75 t pro Jahr und Hektar ergeben, entsprechend 2,75 t CO₂ pro Jahr und Hektar. „Hochgerechnet sind dies rund 30 Mio. t CO₂, die der Waldboden als Senke in Deutschland jährlich zusätzlich speichert – unter dem Einfluss der aktuellen Art der Waldbewirtschaftung“, sagt der Experte.
Grund für die Humusakkumulation im Waldboden der Wirtschaftswälder ist die Tatsache, dass nachhaltige Forstwirtschaft lediglich 14 % des Stoffumsatzes der Wälder bei der Holzernte nutzt. Deshalb binden aus der Nutzung genommene Wälder nicht mehr CO₂ als nachhaltig genutzte.
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Die Bundesregierung will die Klimaschutzwirkung des Waldes erhöhen, indem sie den Holzeinschlag in bestimmten Wäldern stoppt – z.B. in alten Buchenwäldern im öffentlichen Besitz, wie es der Koalitionsvertrag vorsieht. Diese Buchenwälder sollen als biogene Kohlenstoff-(C-)Speicher vermeidbare fossile Kohlendioxid-(CO₂-)Emissionen kompensieren. „Betroffen wäre eine Fläche von 170.000 ha von Beständen mit einem Buchenanteil von mehr als 75 % bei einem Mindestalter von 140 Jahren und einer Mindestfläche von 1 ha“, erklärt der Forstwissenschaftler Prof. a. D. Roland Irslinger aus Tübingen.
Waldboden als CO2-Senke
Als langfristige C-Speicher scheiden alte Buchenwälder aber aus, denn hochbevorratete Wälder taugen nicht als Lagerstätte für Kohlenstoff, lautet sein Argument. Grund: Holz, das ungenutzt im Wald verbleibt, emittiert ebenfalls CO₂. „Dieses Argument haben Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums mehrfach als Methodenfehler abgetan, denn ein Teil des Totholzes würde als Humus langfristig Kohlenstoff speichern. Dieser Teil ist sehr gering und in die Kohlenstoffbilanzen längst eingepreist“, sagt Irslinger. So hat die letzte Bodenzustandserhebung im Wirtschaftswald eine jährliche Kohlenstoffspeicherung von 0,75 t pro Jahr und Hektar ergeben, entsprechend 2,75 t CO₂ pro Jahr und Hektar. „Hochgerechnet sind dies rund 30 Mio. t CO₂, die der Waldboden als Senke in Deutschland jährlich zusätzlich speichert – unter dem Einfluss der aktuellen Art der Waldbewirtschaftung“, sagt der Experte.
Grund für die Humusakkumulation im Waldboden der Wirtschaftswälder ist die Tatsache, dass nachhaltige Forstwirtschaft lediglich 14 % des Stoffumsatzes der Wälder bei der Holzernte nutzt. Deshalb binden aus der Nutzung genommene Wälder nicht mehr CO₂ als nachhaltig genutzte.