„Klima-Landwirtschaft“: Lösungsansätze für Kommunen, Unternehmen und Landwirte
Neun Kommunen, zehn Firmen und fünf Landwirte wollen das Projekt u.a. mit Humusaufbau und mehr Artenvielfalt über Heckenpflanzungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen umsetzen.
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Im vergangenen Jahr wurde auf Initiative von Landrat Manuel Westphal das Projekt „Klimaneutralität und Biodiversitätssteigerung - Lösungsansätze für Kommunen, Unternehmen und Landwirte“, kurz „Klima-Landwirtschaft“ gestartet.
Im Rahmen des Projekts machen sich die Kooperationspartner bestehend aus Kommunen, Unternehmen und Landwirte gemeinsam auf den Weg, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und die Biodiversität zu steigern. Die teilnehmenden Partner haben sich nun zur Auftaktveranstaltung im neuen Forum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf getroffen.
Kommunen, Landwirte und Wirtschaft in einem Boot
Am Pilot-Projekt „Klima-Landwirtschaft“ im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen nehmen derzeit neun Kommunen, darunter auch der Landkreis selbst, zehn Unternehmen und fünf, sowohl ökologisch als auch konventionell wirtschaftende, landwirtschaftliche Betriebe teil. Unterstützt wird das vom Landkreis initiierte Vorhaben vom Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf und dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken. Die organisatorische Abwicklung erfolgt seitens der BayWa AG (Sustainability Services).
Humus und Hecken
Die landkreisweite Kooperation soll einen regionalen und nachhaltig wirksamen Lösungsansatz schaffen, die Klimaneutralität von Unternehmen und Kommunen in Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten zu realisieren. Im Zuge dessen werden Maßnahmen zur Emissionsminderung im Anbausystem und Humusaufbaumaßnahmen ergriffen, die CO2 binden und speichern können. Darüber hinaus werden Biodiversitätsmaßnahmen durchgeführt. Beispiele hierfür sind die Pflege und Neuanlage von Hecken. Diese multifunktionalen Landschaftselemente tragen zur Biotopvernetzung sowie zum Humusaufbau bei.
„Wir gehen bei dem Projekt in Altmühlfranken gemeinsam mit Kommunen und Unternehmen neue Wege. Es ist ein weiterer Baustein, neben dem Energienutzungsplan und dem kommunalen Energiemanagement, die vom Landkreis durchgeführt werden, um einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz beizutragen“, so Landrat Manuel Westphal während der Auftaktveranstaltung.
Vermeidung von Klimagasen
In dem Projekt steht nicht nur die Kompensation, sondern auch die Vermeidung klimawirksamer Treibhausgase innerhalb der Unternehmen und Kommunen im Vordergrund. Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf fungieren hier als eine Art Vermittler. „Wir können die Projektpartner bei der Umsetzung interner CO₂-Einsparungen beraten“, erklärte Projektmitarbeiterin Franziska Sippl. Im nächsten Schritt werden zusammen mit den Landwirten und dem Landschaftspflegeverband geeignete Flächen evaluiert, um bestehende Landschaftselemente zu pflegen oder neue anzulegen. Im Anschluss erfolgt die systematische Datenerfassung, um Fortschritte und weitere Handlungspotentiale zu erfassen.
BayWa evaluiert Humusaufbau
Kooperationspartner in dem Projekt ist die BayWa AG. Projektleiter Kurt Herbinger stellte dar, wie der Humusaufbau bzw. das Bewirtschaftungssystem und die Biodiversitätsmaßnahmen geprüft werden und wie die Informationen an die Projektpartner gelangen. Mittels Bodenproben, Begehungen, Auswertungen von Satellitendaten und Dokumentationen soll das Projekt von der BayWa evaluierend begleitet und in einem halbjährlichen bzw. jährlichem Turnus als Ergebnisbericht veröffentlicht werden. Dadurch kann ein qualitativ hochwertiges Zertifikat für die teilnehmenden Unternehmen und Kommunen von der BayWa ausgestellt werden. Nach der dreijährigen Pilot-Projektphase werden die Ergebnisse in den Bereichen Humusaufbau und Steigerung der Biodiversität auf den bereitgestellten Flächen ermittelt und bewertet.
Als Vertreter der teilnehmenden Landwirte stellte Martin Goppelt aus Trommetsheim seinen Betrieb vor und zeigt auf, welche praktischen Maßnahmen die teilnehmenden Landwirte der Region umsetzen werden.
Regionalität im Vordergrund
Das auf Patenschaften basierende Pilotprojekt stellt eine attraktive Alternative zu Kompensationsangeboten, die international agieren, dar. Im Gegensatz dazu ist das Ziel Transparenz, Regionalität und Wirksamkeit in den Vordergrund zu stellen. Diese Ziele sind in der Organisationsstruktur fest verankert. Generell geht es darum, neue innovative Ideen in einem kleinskaligen Kontext erstmalig in die Praxis umzusetzen und zu erproben. „Begleitet wird die systematische Vorgehensweise vom wissenschaftlichen Know-how aus den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf“, so Norbert Bleisteiner, Leiter des Fachzentrums für Energie- und Landtechnik in Triesdorf. Das kooperative Pilotprojekt ist ein privatwirtschaftliches Wertschöpfungsmodell und verzichtet auf staatliche Transferzahlungen. Damit kann es als eine vielversprechende Ergänzung zu öffentlichen Fördergeldern fungieren, wie Klaus Fackler vom Landschaftspflegeverband lobend anmerkte, und findet hoffentlich positiven Anklang in der Gesellschaft.
Kein Flächenverbrauch
Die teilnehmenden Unternehmen, die aus dem gesamten Landkreis kommen, merkten an, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit auch in der Industrie sei. Mit dem Projekt Klima-Landwirtschaft kann CO2 kompensiert werden und gleichzeitig etwas Gutes für die Region erreicht werden, ohne dabei Flächen durch Stilllegungen der Nahrungsmittelerzeugung zu entziehen. Dr. Simon Amesöder, Geschäftsführer RF Plast in Gunzenhausen und IHK-Gremiumsvorsitzender stellte fest: „Als Kunststoffverarbeitendes Unternehmen haben wir auch großes Interesse, das Image von Kunststoff zu verbessern. Nachhaltigkeit treibt uns bereits schon länger an, womit sich ja auch die Unternehmensinitiative UNNA beschäftigt. Wir haben daher großes Interesse an der Unterstützung von lokalen Kompensationsmaßnahmen.“
Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie hier.