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Klimabericht: Dringender Appell oder Blick in die Kristallkugel?

Der IPCC-Bericht zur globalen Erwärmung erhöht nicht nur den Druck auf die Bundesregierung, sondern löst auch eine Debatte über sinnvolle Maßnahmen aus. Auch der IPCC selbst gerät dabei in die Kritik.

Lesezeit: 6 Minuten

Am Montag (08.10.2018) hat der „Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen“ (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) seinen Sonderbericht zur globalen Erwärmung vorgelegt. Hintergrund dazu war das Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015: Darin hat sich die Staatengemeinschaft geeinigt, die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius, wenn möglich auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. In diesem Zusammenhang wurde der IPCC aufgefordert, einen Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad Celsius vorzulegen.


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Politiker sehen Bericht als Auftrag für mehr Anstrengungen


Der Bericht hat zu unterschiedlichen Reaktionen geführt, die wir im Folgenden zusammengefasst haben:


  • Energie- und Klimakommissar Miguel Arias Cañete und Forschungskommissar Carlos Moedas, Eu-Kommission: „Der Bericht zeigt, dass 1,5°C machbar sind, wenn wir jetzt handeln und jedes uns zur Verfügung stehende Werkzeug einsetzen. Im Dezember werden sich die Länder auf dem UN-Klimagipfel (COP24) in Kattowitz treffen, um die Fortschritte bei der Erreichung unserer globalen Klimaziele zu bewerten. Die Welt wird den gemeinsamen Ehrgeiz heben müssen, wir müssen unsere Ziele erreichen, und wir müssen mit den Vorbereitungen beginnen, um so schnell wie möglich in diesem Jahrhundert eine klimaneutrale Wirtschaft zu erreichen. Das ist die Botschaft, die wir nach Kattowitz bringen werden.“
  • Anja Weisgerber, Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Klimaschutz:„Alle Sektoren – Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft - müssen ihren Beitrag leisten, um die im Klimaschutzplan 2050 festgelegten Ziele für ihren Sektor zu erreichen. Auf der Basis von Maßnahmenplänen der einzelnen Ressorts wird der Gesetzgeber nächstes Jahr ein Gesetz zur Erreichung der Klimaziele erarbeiten. Dabei setzen wir verstärkt auf Anreizsysteme in allen Bereichen anstatt auf Verbote. Auch die Kohle muss zur Erreichung unserer nationalen Klimaziele einen nennenswerten Beitrag leisten. Aber wir müssen dabei den Menschen in den betroffenen Gebieten neue Perspektiven aufzeigen. In der Industrienation Deutschland muss es gelingen, dass wir durch die Entwicklung von Umweltinnovationen weitere Arbeitsplätze schaffen und damit Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen. Die im Sommer eingesetzte Strukturwandelkommission wird in den nächsten Monaten einen Plan zur schrittweisen Reduzierung der Kohleverstromung inklusive eines Abschlussdatums erarbeiten.“
  • Lisa Badum, Sprecherin für Klimapolitik der Grünen-Bundestagsfraktion:"Das 1.5-Grad-Ziel ist noch zu erreichen, doch es muss jetzt gehandelt werden! Das Risiko und die Anzahl von Extremwetterereignissen, wie wir es auch diesen Sommer mit Dürre und Hitze erlebt haben, steigt. Die Bundesregierung muss ihre Verantwortung jetzt endlich wahrnehmen mit einem frühen, gesetzlich fest verankerten Kohleausstieg. Klimaschutz muss in die Verfassung aufgenommen werden. Es ist unsäglich, dass die Bundesregierung bei dem Punkt mauert. Zumindest brauchen wir ein Klimaschutzgesetz, welches Maßnahmen und Reduktionspfade für alle Sektoren festlegt. Neben Industrie und Energiewirtschaft muss endlich auch im Verkehr CO₂ reduziert werden. Wir müssen hin zu einer klimasensiblen Landwirtschaft und auch zu mehr Gebäudeeffizienz. Und nicht zuletzt brauchen wir einen wirksamen CO₂-Preis, der die klimapolitische Wahrheit sagt.“

  • Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE):"Ein schneller Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien ist zwingend für effektiven Klimaschutz. Erneuerbare haben alleine im Jahr 2017 ganze 179 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente in Deutschland eingespart. Der Kohleausstieg ist überfällig. Eine klimafreundliche Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien muss in allen Sektoren vorangetrieben werden. Ein CO₂-Preis würde ökonomische Anreize setzen, um den notwendigen Kohleausstieg marktwirtschaftlich zu organisieren und auch fossilen Brennstoffen im Wärmebereich einen echten Preis zu geben. Die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr sowie der Einsatz von mehr Speichern und mehr Flexibilität auf den Märkten befördern zudem ein zukunftsfähiges Energiesystem.“
CO2-Entnahme aus der Atmosphäre


  • Oliver Geden, Klimaexperte am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg (Auszug aus Interview der Süddeutschen Zeitung vom 8.10.2018): "Wenn man das 1,5 Grad-Ziel ernst nimmt, müssen wir zur Mitte des Jahrhunderts bei netto null Emissionen stehen. In den Industrieländern dürften überhaupt keine neuen fossilen Infrastrukturen mehr gebaut werden. Und man bräuchte nicht nur den Kohleausstieg, sondern auch den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bei PKW und anderen CO₂- intensiven Anwendungen. Technisch wird es aber nicht möglich sein, alle Emissionen auf null zu fahren. Manches muss man mit sogenannten negativen Emissionen ausgleichen. Das bedeutet, schon emittiertes Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre zu entnehmen. Neben Maßnahmen wie der Aufforstung kann man sich ein Dutzend technischer Möglichkeiten vorstellen: Etwa CO₂ durch Biomasse binden, diese Pflanzen in Kraftwerken verbrennen und das CO₂ anschließend unter die Erde bringen. Man kann auch Moore renaturieren oder CO₂ direkt aus der Umgebungsluft ziehen und unter der Erde speichern.“
Weiterer CO2-Ausstoß nicht hinnehmbar


  • Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group und ehemaliger Grünen-Bundestagsabgeordneter: "Noch immer gibt der Weltklimarat die Ansage, dass die Menschheit noch große Mengen Kohlendioxid und andere Treibhausgase emittieren darf und bezieht sich dabei auf die Nichtüberschreitung von 1,5°C Erderwärmung. Doch schon heute gibt es bei 1,0°C Erderwärmung nach Messung des IPPC in weiten Teilen der Welt unhaltbare Zerstörungen. So verlassen bereits heute über 20 Millionen Menschen ihre ursprünglichen Lebensräume, da sie dort keine Lebensgrundlagen mehr vorfinden. Eine weitere Aufheizung auf 1.5°C wird das Zusammenleben der Weltgemeinschaft weiter massiv destabilisieren. Schon heute kommt Europa mit den Klimaflüchtlingen aus Afrika nicht zurecht. Die zweite schlimme Botschaft des Weltklimarates ist, dass die Weltgemeinschaft noch große Mengen Treibhausgase emittieren darf, das sogenannte Kohlenstoffbudget. Dabei hat der Weltklimarat dieses erlaubte Kohlenstoffbudget sogar noch vergrößert gegenüber dem letzten Bericht vor fünf Jahren. Die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 müssten lediglich um 45 Prozent unter das Niveau von 2010 fallen, bis 2050 müssten sie unter dem Strich bei Null liegen, so der Bericht. Wie in den letzten Jahrzehnten werden sich alle Klimasünder darauf berufen, dass man ja nicht sofort, sondern erst bis 2050 auf null Emissionen reduzieren müsse. Genau dieser Effekt war es, der in den letzten Jahrzehnten dazu geführt hat, dass die weltweiten jährlichen Emissionen heute auf einem Rekordniveau stehen und der Klimaschutz in der Welt völlig versagt hat."

Zweifel am Klimawandel



Wie zu erwarten war, meldeten sich auch Stimmen, die den menschengemachten Klimawandel insgesamt in Frage stellten:

  • Karsten Hilse, AFD-Bundestagsfraktion: "Der die Welt seit Jahrmilliarden bestimmende natürliche Klimawandel bleibt in dem IPCC-Bericht entweder außen vor oder verschwindet in dem einige tausend Seiten umfassenden Report unter 'ferner liefen'! Weil aber der UN das sehr unverbindliche Pariser Abkommens, das explizit keine CO₂-Minderungsziele festlegt, nicht streng genug war, gab sie dem IPCC den Auftrag durch Panikmache größeren politischen Druck zu erzeugen. In seinem neuesten Spezialbericht macht es sich daher anheischig aus kümmerlichen 0,5 Grad Differenz der globalen Mitteltemperatur, ohne zu wissen, wie hoch die eigentliche Bezugstemperatur vorindustriellen Zeiten gewesen ist - unterschiedliche globale Auswirkungen auf den Klimawandel berechnen zu können. Das ist absurd! Genau so absurd wie die daraus resultierende Behauptung, dass der Unterschied beim Meeresspiegelanstieg ganze 10 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts betrüge. Im normalen Leben nennt man das Computer gestütztes Kristallkugelschauen, denn allein im indischen Ozean zeigt der Meeresspiegel Unterschiede von knapp 200 Meter.“

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