Seit Monaten häufen sich die schlechten Nachrichten für die Agrar- und Biogasbranche. Falsch deklarierte Biokraftstoffe und gefälschte Zertifikate aus China verdrängen in Deutschland produzierte, tatsächlich klimaschonende Erzeugnisse. Der groß angelegte Klimabetrug belastet viele Unternehmen der Branche der erneuerbaren Energien erheblich. Betroffen ist nun auch die Ruhe Unternehmensgruppe als einer der führenden Anbieter von dezentralen Bio-LNG-Anlagen.
Alles auf dem Prüfstand
Das niedersächsische Familienunternehmen aus Lüsche bei Vechta passt seine Strukturen der veränderten Marktlage an. Mit einem Effizienzprogramm werden alle Unternehmensbereiche auf den Prüfstand gestellt und optimiert. Um die Kostensituation zu entspannen, sind Stellenstreichungen unumgänglich. Ruhe spricht von 50 Stellen, die wegfallen sollen.
Das Effizienzprogramm, mit dem Ruhe seine Wettbewerbsfähigkeit erhält, erfasst alle Bereiche des Unternehmens. Jahrelang hatten in der Ruhe Gruppe die Zeichen auf Wachstum gestanden. Die Zahl der Beschäftigten war auf über 200 Mitarbeitende an den Standorten in Nord- und Ostdeutschland sowie in der Verwaltung in Lüsche gestiegen.
Widerstand gegen Missbrauch
Seitdem angebliche Biokraftstoffe aus China den Markt überschwemmen, sind heimische klimaschonende Produkte zunehmend unrentabel geworden. In der Konsequenz wurde unter anderem vor Kurzem der größte Biomethan-Händler Landwärme in die Insolvenz gezwungen.
Um den Klimabetrug öffentlich zu machen und die Politik zum Handeln zu bewegen, schloss sich Ruhe der Anfang September gestarteten „Initiative Klimabetrug stoppen“ an. Bei dem Aktionsbündnis ziehen 40 Unternehmen und 10 Verbände der Branche der Erneuerbaren Energien an einem Strang. „Die Politik muss endlich konsequent dem Missbrauch der Klimaschutzgesetze entgegentreten. Nur dann können sich hierzulande neue Geschäftsmodelle basierend auf erneuerbaren Energien durchsetzen“, fordert Kunibert Ruhe. „Wir sind Pionier für dezentrale Bio-LNG-Anlagen und können bei fairen Wettbewerbsbedingungen einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen leisten.“
Pionier beim Bio-LNG
2022 hatte Ruhe die deutschlandweit erste kompakte Bio-LNG-Anlage in Darchau im Landkreis Lüneburg in Betrieb genommen. Aus Reststoffen der Landwirtschaft wie Gülle und Mist wird dort leistungsfähiger Treibstoff für LKW, Busse und Traktoren hergestellt. Die Produktionsanlage kann von landwirtschaftlichen Betrieben einfach adaptiert werden.
Im Rahmen des Maßnahmenbündels des Effizienzprogramms optimiert Ruhe den Betrieb der Bio-LNG-Anlagen gemeinsam mit neuen Partnern, um alle technischen Prozesse für bestehende und künftige Projekte weiterzuentwickeln. Die bisherige Partnerschaft mit einem italienischen Anlagenbauer wurde beendet.
Auch Agrarbereich betroffen
Während der Unternehmensbereich Ruhe Biogas Bio-LNG-Anlagen baut und wartet, konzentriert sich Ruhe Agrar auf das Management von landwirtschaftlichen Betrieben sowie von Biogasanlagen. Auch im Agrarbereich setzen dem Unternehmen gestiegene Kosten und sinkende Margen zu, sodass das Effizienzprogramm auch hier ebenfalls greifen wird. Ruhe Agrar zieht sich aus dem immer weniger rentablen Getreideanbau zurück und verlagert seine Aktivitäten zum Futtermittelanbau. „Wir haben in den letzten Jahren viel Aufbauarbeit geleistet und kräftig investiert, um alle Prozesse innerhalb einer Kreislaufwirtschaft zu integrieren“, so Kunibert Ruhe.