Im vergangenen Jahr haben Mieter in Deutschland etwas weniger geheizt (minus 3,2 %). Mit jährlich durchschnittlich 130 kWh pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche liegt der Heizenergiebedarf in Mehrparteienhäusern nun aber lediglich wieder auf dem Niveau von 2010. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des diesjährigen Wärmemonitors, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten des Energiedienstleisters ista Deutschland GmbH berechnet. Sie basieren auf den Heizkostenabrechnungen von 300.000 Mehrparteienhäusern in Deutschland und erfolgen klima- und witterungsbereinigt.
Große regionale Unterschiede
Da die Energiepreise für Heizöl und Erdgas im vergangenen Jahr durchschnittlich um 5,6 % gestiegen sind, haben die Mieter bei sinkendem Bedarf 2,4 % mehr für Raumwärme ausgegeben. Die regionalen Unterschiede beim Heizenergiebedarf, aber auch bei den Preisen sind sehr groß. In den westdeutschen Haushalten wird pro Quadratmeter 7 % mehr geheizt als in den ostdeutschen. Am höchsten war der Heizenergiebedarf 2019 in den Regionen Schleswig-Holstein Südwest und Ostfriesland, am niedrigsten im mittleren Mecklenburg/Rostock sowie im Allgäu. Heizenergie kostete am meisten im Saarland, am wenigsten in Hamburg.
Der Studie zufolge hat es zwar insgesamt einen deutlichen CO₂-Emissionsrückgang von 20,7 % im Wohngebäudesektor seit dem Jahr 2010 gegeben. Doch ist dieser zum größten Teil den wärmeren Wintern zu verdanken. Temperatur- und witterungsbereinigt sind die CO₂-Emissionen in den vergangenen zehn Jahren lediglich um 2,6 % zurückgegangen.
Mehr Engagement zum Klimaschutz nötig
„Schauen wir allein auf den absoluten Rückgang der CO₂-Emissionen, trügt der Schein. Der Rückgang von rund 21 %, mit dem die Klimaziele schon nicht erreichbar wären, ist kaum den Anstrengungen bei mehr Gebäudeeffizienz geschuldet. Es gibt also keinen Grund, die Anstrengungen zur Emissionsreduzierung zurückzufahren“, fasst DIW-Ökonom Jan Stede die Ergebnisse zusammen.
„Die nüchterne Bilanz von zehn Jahren Gebäudesanierung zeigt: Energetische Sanierung führt nicht automatisch zu weniger CO₂. Klimapolitische Maßnahmen müssen die richtigen Anreize für alle Beteiligten setzen: bei Vermietern für Investitionen, bei Mieterhaushalten für sparsamen Verbrauch“, kommentiert Thomas Zinnöcker, CEO des Energie- und Immobiliendienstleisters ista, die Ergebnisse der Studie.
Stärkere Anreize für Sanierung gefordert
Die Studienautoren des DIW fordern daher stärkere Anreize für energieeffiziente Gebäudesanierungen. „Die höhere Förderrate für energetische Sanierung und die geplante CO2-Bepreisung ab dem kommenden Jahr könnten zusätzliche Anreize schaffen, in diesem Bereich wieder mehr zu investieren“, hofft Autorin Franziska Schütze. Bei der CO2-Bepreisung sei aber darauf zu achten, dass soziale Auswirkungen abgefedert werden. Mieter, vor allem jene mit geringen Einkommen, werden durch höhere Energiepreise überproportional belastet und haben kaum Einfluss auf die Energieeffizienz und den Energieträger des Gebäudes. „Eine Rückerstattung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung in Form einer Klimaprämie würde niedrige und mittlere Einkommen entlasten und gleichzeitig die Anreizwirkung von höheren CO2-Preisen beibehalten“, schlägt Jan Stede vor.