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Heizen mit Holz (Aktualisierung 27.8.)

Kontra zum „Plusminus“-Beitrag: „Holzenergie in Deutschland ist weitgehend klimaneutral“

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) weist die Darstellung eines Fernsehbeitrags zurück, der Holzenergie kritisch darstellt und die Klimaschutzwirkung in Frage stellt.

Lesezeit: 6 Minuten

Ein aktueller Plusminus-Beitrag der ARD, aber auch der Umweltausschuss des Europa-Parlaments stellen die CO2-Neutralität der Holzverbrennung und damit den derzeit wichtigsten erneuerbaren Energieträger in Frage. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) weist diese Darstellung zurück: Für das Klima zählt nicht der einzelne Baum, sondern die Bilanz der CO2-Emissionen und der Kohlenstoffbindung im Wald insgesamt.

Die FNR sieht die nachhaltige Waldbewirtschaftung, bei der das Waldökosystem mit allen seinen Leistungen dauerhaft erhalten bleibt, und die konsequente Kaskadennutzung von Holz als Garanten effizienter Holznutzung, zu der auch die bedarfsgerechte energetische Holzverwendung zählt.

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Holzenergie, der überwiegende Teil davon aus Alt- und Restholz aus Kaskadennutzung, trägt etwa zu einem Drittel zu den erneuerbaren Energien in Deutschland bei. Lediglich rund 25 % des jährlichen Holzeinschlags im Wald, überwiegend Scheitholz beispielsweise aus Kronenrestholz, werden direkt energetisch genutzt.

Nicht der einzelne Baum ist entscheidend

In der Fernsehsendung der ARD argumentiert ein Experte, dass die Biomasse in sehr langen Zeiträumen entstünde und durch die Verbrennung mehr CO2 in die Atmosphäre gelänge, als wenn das Holz nicht verbrannt wäre. Diese Argumentation steht stellvertretend für die Kritik der Holzenergie-Gegner. Für das Klima ist laut FNR jedoch nicht der einzelne entnommene und tatsächlich nur langsam wieder nachwachsende Baum entscheidend, sondern wie viel CO2 insgesamt aus der Atmosphäre aufgenommen und im gleichen Zeitraum wieder freigesetzt wird.

Das lässt sich waldbaulich steuern, denn der Platz für Bäume auf der Waldfläche ist begrenzt. Im Streben nach Licht, Wasser und Nährstoffen konkurrieren die Bäume untereinander. Wird ein Baum entnommen, nutzen Nachbarbäume die frei gewordene Stelle und kompensieren die Entnahme mit stärkerem Biomassewachstum. Das entnommene Holz substituiert durch seine stoffliche und später seine energetische Nutzung andere fossile Rohstoffe oder Energieträger und verstärkt somit den Klimaschutzeffekt.

In ungenutzten Wäldern wächst die Biomasse nicht unendlich: Die Bäume sterben ab und das sich zersetzende Totholz gibt den gebundenen Kohlenstoff größtenteils als CO2 wieder frei: Diese Waldökosysteme sind langfristig CO2-neutral.

Grundmaxime für klimaneutrales (oder klimapositives) Wirtschaften mit Holz ist, dass der Saldo positiv oder mindestens ausgeglichen sein muss: Es muss mehr oder mindestens so viel nachwachsen, wie entnommen wird. Das ist unter dem Begriff Nachhaltigkeit auch die Leitlinie der Forstwirtschaft in Deutschland.

Tendenziöse Darstellung

Der tendenziöse ARD-Beitrag zeigt kahlgeschlagene Waldflächen im rheinland-pfälzischen Montabaur und begründet dies u. a. mit dem Holzhunger und der -verbrennung in Deutschland. „Flächen wie hier (...) werden radikal abgeerntet und leergeräumt“, erklärt der Sprecher. Tatsächlich kam es in Montabaur 2019/2020 jedoch zu einem großflächigen Fichtensterben aufgrund von Dürre und Borkenkäferbefall, die Bäume mussten entnommen werden, um den umliegenden Wald zu schützen. Generell sind großflächige Kahlschläge in Deutschland gesetzlich stark reglementiert und wären für den primären Zweck der Brennholzgewinnung gar nicht erlaubt.

In Deutschland ist der Waldumbau inzwischen im vollen Gange. Sein Ziel ist es, die Wälder mit mehr Laubbäumen und angepassten Baumarten widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen und damit gleichzeitig auch mehr Vielfalt und Biodiversität zu schaffen.

Befremdliche Bevorzugung von Kohle, Öl und Gas

Es sei befremdlich, die Kohle-, Öl- oder Gasheizung als klimafreundlichere Alternative zur Holzheizung oder Holz-Kraft-Wärme-Kopplung zu bezeichnen, kritisiert die FNR. Zwar habe Holz in der Tat eine geringere Energiedichte als Kohle oder Öl, die über Jahrmillionen durch Einlagerung und unter hohem Druck entstand, was zu entsprechend höheren CO2-Emissionen während der Verbrennung führt: Auch dies wird von den Holzenergiekritikern häufig als Argument angeführt. Dies unterschlägt jedoch, dass das CO2 aus Kohle & Co. die Atmosphäre heute zusätzlich belastet, weil es ihr schon vor Jahrmillionen entzogen wurde, ohne dass heute eine entsprechende Entnahme durch Neubildung fossiler Rohstoffe stattfindet.

Bei der Verbrennung von Holz wird gebundener Kohlenstoff als CO2 freigesetzt, der via Photosynthese im natürlichen Kohlenstoff-Kreislauf zirkuliert und deswegen nicht zur CO2-Anreicherung beiträgt. „Unter dem Strich benötigen wir mehr Wald als Kohlenstoffsenke, um den Klimawandel aufzuhalten, und mehr Holznutzung aus nachhaltiger Forstwirtschaft, denn sein Einsatz ersetzt energieintensive fossile Rohstoffe“, resümiert die FNR.

"Mangelhafte Recherche"

Die einseitige und lückenhafte Berichterstattung im Wirtschaftsmagazin ARD-„Plusminus“ führt zu falschen Schlussfolgerungen, kritisiert auch der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH). Der Verband widerspricht der Darstellung aufgrund mangelhafter Recherche und fordert die Richtigstellung zweifelhafter Aussagen. „In ihrem Plusminus-Beitrag vom 25. August ist die ARD ihren Ansprüchen fundierter journalistischer Arbeit und ausgewogener Berichterstattung nicht nachgekommen“, kommentiert DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus. „Dass man sich der Holzenergie als einem komplexen Thema großer Tragweite annimmt, ohne die Perspektiven der berufsständischen Forstwirtschaft, der Holzwirtschaft, der Anlagentechnik und Holzforschung zu beachten, muss deutlich kritisiert werden.“

Nachhaltigkeit sichert CO2-Neutralität

Kern der Sendung bilden die vermeintlichen Klimawirkungen der energetischen Nutzung von Holz am Beispiel von Holzpellets. „Die Gleichsetzung, dass für die Erzeugung von Wärme bei der Verbrennung von Holz mehr CO2-Emissionen freigesetzt würden, als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas, lässt die Kohlenstoffkreisläufe der Wälder völlig außer Acht. Dabei wird beim Heizen mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern die ausgestoßene Menge CO2 vom Wald direkt wieder aufgenommen. Die Waldökosysteme in Deutschland sind somit langfristig CO2-neutral, während die Neubildung fossiler Brennstoffe Millionen von Jahren dauert“, stellt Möbus klar. „Zudem werden Holzpellets in Deutschland nahezu ausschließlich aus Rest- und Abfallstoffen der Säge- und Holzindustrie hergestellt. Sie sind damit Nebenprodukt einer nachhaltigen Forst- und Holzwirtschaft und ergänzen die Herstellung von Holzprodukten um eine energetische Verwertung der Nebenprodukte, die dabei hilft, fossile Energiequellen in Haushalten und der Industrie zu ersetzen.“

Unverzichtbarer Beitrag für die Wärmewende

Der Beitrag suggeriert zudem eine Übernutzung der Wälder durch die energetische Holzverwendung. „Diese undifferenzierte Betrachtung der ökologischen und auch wirtschaftlichen Zusammenhänge provoziert falsche Schlussfolgerungen. Hier werden die Auswirkungen von vier Extremwetterjahren im Wald mit Dürren und Käferbefall als das Ergebnis der Forst- und Holzwirtschaft dargestellt“, so Möbus weiter. „Eine kritische Untersuchung der Aussagen des Berichts zeigt, dass die Gewinnung von Strom und Wärme mit Holzpellets aus Deutschland bereits heute einen erheblichen Beitrag zur klimafreundlichen Energieversorgung leistet. Gleichzeitig stellt eine nachhaltige Forstwirtschaft sicher, dass Holzenergie aus Deutschland klimaneutral bleibt und die heimischen Wälder weder heute noch in Zukunft von Übernutzung bedroht sind. Vielmehr zeigen die aktuellen Auswirkungen, dass der Wald im Klimawandel auf die aktive Pflege und den Umbau von erfahrenen Förstern und Fachleuten angewiesen ist.“

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