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Kritik am Aktionsplan: Wasserstoffrat empfiehlt auch Erdgas

Mit dem „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland“ hat der Nationale Wasserstoffrat 80 Vorschläge zur Markteinführung bis 2025 vorgelegt. Die Erneuerbaren-Branche sieht darin Risiken.

Lesezeit: 5 Minuten

Die 26 Experten des Nationalen Wasserstoffrats (NWR) haben gestern den „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021 – 2025“ an Kanzleramtschef Prof. Helge Braun übergeben. Der Plan des die Bundesregierung beratenden Gremiums enthält 80 Vorschläge für die nächste Bundesregierung, wie der Markt für Wasserstoff entwickelt werden kann. Der Nationale Wasserstoffrat war im Juni 2020 gemeinsam mit dem Beschluss der Nationalen Wasserstoffstrategie berufen worden, um die Bundesregierung durch Vorschläge und Handlungsempfehlungen bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der Nationalen Wasserstoffstrategie zu beraten und zu unterstützen. „Wir verstehen den Aktionsplan als Blaupause für ein Regierungsprogramm zum Thema Wasserstoff nach der Bundestagswahl im September. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist aus unserer Sicht unerlässlich, um die noch einmal verschärften Klimaziele erreichen zu können“, sagte Katherina Reiche, die Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates. Die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete hatte bis Ende 2019 als Hauptgeschäftsführerin im Verband Kommunaler Unternehmer (VKU) die Interessen von Stadtwerken vertreten und ist heute Vorstandsvorsitzende der Westenergie, einem Unternehmen der E.ON SE und größter regionaler Energiedienstleister und Infrastrukturanbieter Deutschlands.

Die konkreten Maßnahmen

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Der NWR hat in dem Aktionsplan 80 Einzelmaßnahmen vorgeschlagen und auch in eine zeitliche Priorisierung gebracht. Dabei sind insbesondere die erforderlichen Entscheidungen für die Industrie sehr kurzfristig zu treffen: An erster Stelle steht dabei die Verfügbarkeit grünen Wasserstoffs, gefolgt von der Erfassung des CO2-Fußabdrucks der in den industriellen Verfahren eingesetzten Gase durch die Einführung einheitlicher Herkunftsnachweise. Auch bei staatlichen Förderinstrumenten zeigt der Aktionsplan kurzfristige Entwicklungsbedarfe auf.

Im Verkehrssektor sehen die NWR-Mitglieder kurzfristigen Handlungsbedarf innerhalb der kommenden beiden Jahre. Neben Standardisierungsaspekten und Fragen des regulatorischen Rahmens der EU geht es dabei vor allem um den Aufbau einer europaweiten Tankstelleninfrastruktur und den staatlich unterstützten Aufbau einer Zulieferindustrie.

Der NWR zeigt in dem Aktionsplan auch den Handlungsbedarf beim regulatorischen Rahmen auf. Besonderes Augenmerk legt er auf einen geeigneten Preisanreiz: „Erstens muss die CO₂-Bepreisung in allen Sektoren gestärkt, zweitens der Strompreis von der EEG-Umlage befreit und drittens die Stromsteuer deutlich reduziert werden“, erklärte Reiche.

Den Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021-2025 finden Sie hier zum Download.

BEE kritisiert Pläne für Wasserstoff aus Erdgas

Als teilweise kontraproduktiv bezeichnet der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) einige der Empfehlungen des NWR. So sieht der Aktionsplan auch den Einsatz von blauem Wasserstoff für den Hochlauf der heimischen Wasserstoffwirtschaft vor. „Klimafreundliche Wasserstoffproduktion ist nur mit grünem Wasserstoff auf Basis Erneuerbarer Energien möglich. Auch wenn die Treibhausgasbelastung von blauem Wasserstoff unter der Belastung von grauem Wasserstoff liegt, sind Brückenlösungen nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen schnell zu Emissionsminderungen kommen und hierfür ist grüner Wasserstoff die einzig sinnvolle Wahl“, betont BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.

Die unterschiedlichen Wasserstoffarten

  • Beim grauen Wasserstoff wird im Prozess der Dampfreformierung unter Einsatz von Erdgas Wasserstoff erzeugt.
  • Beim blauen Wasserstoff werden die vorhandenen Anlagen des grauen Wasserstoffs genutzt, allerdings wird das im Produktionsprozess entstehende CO2 größtenteils abgeschieden und unterirdisch eingelagert (CCS, Carbon Capture and Storage).
  • Ein dritter Wasserstofftyp ist der grüne Wasserstoff. In der Regel wird so jener Wasserstoff bezeichnet, der während der Wasserelektrolyse unter Einsatz ausschließlich erneuerbaren Stroms entsteht. „Grün“ ist Wasserstoff jedoch auch bei anderen Produktionsverfahren, so etwa bei der Dampfreformierung unter Einsatz von Biogas.

Risiken des blauen Wasserstoffs

Laut BEE bedeutet die Produktion von blauem Wasserstoff Risiken. „Neben Kapazitätsrisiken wie der begrenzten Anzahl von hochwertigen CCS-Endlagerstätten sind auch Akzeptanzfragen und schwer kalkulierbare Preise für Erdgas, CO₂ und CCS mit in die Entscheidung einzupreisen“, fordert sie. „Hier werden beim Nationalen Wasserstoffrat offenbar beide Augen zugedrückt.“

Eine Richtungsentscheidung zugunsten von blauem Wasserstoff bringe zusätzlich die Gefahr von Pfadabhängigkeiten mit sich. „Wenn die Bundesregierung sich für die Förderung von blauem Wasserstoff ausspricht, dann kann diese Entscheidung nicht kurzfristig rückgängig gemacht werden. Industrielle Erzeugungsanlagen haben oft eine technische Betriebsdauer von mehreren Jahrzehnten, entsprechend lange werden sich Technologien wie blauer Wasserstoff manifestieren.“ Deswegen müssten die Weichen auf dem Weg zur Klimaneutralität bereits jetzt gestellt werden. „Anstelle des langwierigen Aufbaus einer Infrastruktur für blauen Wasserstoff, sollte die Bundesregierung sich klar zu grünem Wasserstoff bekennen und dieses Bekenntnis ohne Umwege in die Tat umsetzen.“ Durch sinnvolle Anreize sei eine zügige Marktentwicklung bei den Elektrolyseuren verschiedener Größenordnung möglich.

Das BEE-Positionspapier zur Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung finden Sie hier.

Beschluss des Rates war nicht einstimmig

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Klima Allianz Deutschland kritisieren in einem Sondervotum die Entscheidung des Nationalen Wasserstoffrats, auch Wasserstoff aus fossilen Quellen als förderwürdig zu deklarieren. Die zivilgesellschaftlichen Verbände weisen darauf hin, dass nicht alle Passagen des Wasserstoff-Aktionsplans im Wasserstoffrat einstimmig beschlossen wurden. Die strittigen Punkte wurden in einem Sondervotum festgehalten, das Bestandteil des offiziellen Berichts ist. „Nur grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien ist eine nachhaltige Energiequelle. Blauer Wasserstoff aus fossilem Erdgas oder türkiser Wasserstoff aus Wärmeenergie sind nicht klimaneutral, deswegen können sie nicht auf einer Stufe mit grünem Wasserstoff stehen“, sagt Verena Graichen, Mitglied im BUND-Vorstand und Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates.

Die Bundesregierung habe in ihrer nationalen Wasserstoffstrategie das ausdrückliche Ziel erklärt, aus erneuerbaren Energien erzeugten, sogenannten grünen Wasserstoff zu nutzen und diesen schnell am Markt zu etablieren. Nur dieser Wasserstoff lasse sich wirklich nachhaltig produzieren. „Der Nationale Wasserstoffrat weicht nun von dieser Priorisierung ab und empfiehlt der künftigen Bundesregierung, über die Option der Erzeugungs- und Anwendungsförderung von fossilem Wasserstoff zu entscheiden“, kritisiert sie. Eine Förderung von fossilem Wasserstoff sei weder ökologisch nachhaltig noch volkswirtschaftlich sinnvoll.

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