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Lässt die Politik auch die Biogasbranche sterben?

Die Biogasbranche ist bestürzt über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Energie, die im Rahmen der Koalitionsverhandlungen auch die Förderung der Biogasanlagen neu regeln will. Größter Kritikpunkt ist die geplante Abschaffung der Förderung von Energiepflanzen vom Acker im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Lesezeit: 4 Minuten

Die Biogasbranche ist bestürzt über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Energie, die im Rahmen der Koalitionsverhandlungen auch die Förderung der Biogasanlagen neu regeln will. Größter Kritikpunkt ist die geplante Abschaffung der Förderung von Energiepflanzen vom Acker im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Wenn das so umgesetzt wird, würde er Zubau von neuen Anlagen gegenüber heute noch einmal deutlich zurückgehen“, kritisierte Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas gestern auf der Pressekonferenz des Verbandes während der Agritechnica in Hannover. Mit so einem Vorgehen könnte man die Branche sterben lassen.


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Zubau geht weiter zurück


Schon heute ist der Zubau von neuen Anlagen dramatisch eingebrochen. Wurden im Jahr 2011 noch 1250 Anlagen in einem Jahr neu errichtet, kamen in diesem Jahr nur rund 205 neue Anlagen dazu. Und 2014 rechnet der Fachverband mit nur 180 weiteren Anlagen.


Die Forderung der Politik kommt in eine Phase, in der die viele Landwirte ihre Anlagen auf bedarfsgerechte Stromerzeugung umrüsten. „Wir wollen ja gar nicht das Ausbauniveau von 2011 zurück. Aber wir müssen sicherstellen, dass unsere Branche sich weiter fortentwickelt, damit wir auch bestehende Anlagen weiter optimieren können“, fordert Vizepräsident Hendrik Becker. Dazu gehören Effizienzsteigerungen. Becker: „Diese zeigen sich unter anderem im Maisanbau: Dieser ist rückläufig trotz Leistungssteigerungen im Biogasbereich.“


300 MW pro Jahr notwendig


Damit die Bundesregierung ihre Energieziele erreichen kann, hält Becker einen Ausbaukorridor für Biogas von rund 300 MW pro Jahr für nötig. Ziel müsse es sein, 10 GW Biogasleistung im Jahr 2030 zu erreichen, um die wetterabhängigen Windkraft und Photovoltaik ausgleichen zu können.. „ Wir haben heute Kohlekraftwerke mit einer Anschlussleistung von 18 GW Leistung. Daher wären die 10 GW Biogasleistung eine starke Alternative“, erläutert Becker. Die Politik dürfe die Augen davor nicht verschließen.


Die geforderte Biogaserzeugung überwiegend auf Rest- und Abfallstoffen hält Claus Rückert, Sprecher des Firmenbeirats im Fachverband, für falsch. „Abfallstoffe vergären, ist nicht einfach, da fehlt der rechtliche Rahmen.“ Das sehe man allein bei der Gülle. Zurzeit werden 18 % der Gülle aus deutschen Ställen in Biogasanlagen vergoren. „Wir würden ja gern mehr machen, aber die EU hat mit ein Einstufung der Gülle als Abfall sehr hohe rechtliche Hürden aufgebaut.“ Daher verschärfen sich die Genehmigungsverfahren, Gülle- oder Mistanlagen sind laut Rückert im Moment nur schwer zu bauen.


Volkswirtschaftlicher Schaden


Rückert sieht in dem Ausstieg aus der Energiepflanzennutzung auch einen großen volkswirtschaftlichen Schaden. Mit dem Geld, das die Hersteller indirekt über die Stromförderung im EEG erhalten haben, hat die Branche neue Produktionshallen und Servicedienste aufgebaut. Wenn jetzt das aufgebaute Personal und Know How bewusst fallen gelassen werde, weil nicht mehr genug neue Anlagen entstehen, vernichte die Regierung das von den Bürgern gezahlte Geld. „Das ist so, als wenn die Regierung beschlösse, dass im übernächsten Jahr nur noch Elektroautos zugelassen werden dürfen. Das ist technisch machbar, aber dürfte auf heftigste Widerstände der Automobilindustrie treffen“. Und wenn die Biogasproduktion nach und nach aus dem EEG herausgelassen wird, habe die Politik kein Instrument mehr, auf die Entwicklung Einfluss zu nehmen und z.B. Ausbaukorridore zu gestalten.


Für Präsident Seide bietet Biogas zudem die Chance, auch auf extensiven Flächen angebaute, blühende Pflanzen energetisch zu nutzen. Damit könnte der Ausbau der Branche weiter gehen, ohne zusätzlich Nahrungsmittelflächen in Anspruch zu nehmen. „Aber ohne Förderung der Energiepflanzen geht das nicht“, meint Seide.


Erneuerbare müssen Strom gemeinsam anbieten


Er kritisiert auch die isolierte Diskussion um die Stromkosten. Zwar lässt sich Windstrom heute für 5 Cent je Kilowattstunde (ct/kWh) erzeugen, Biogas liegt im Schnitt bei 17 ct/kWh. „Doch zu den Windstromkosten muss man ehrlicherweise die Speicherkosten mitrechnen“, sagt Seide. Wenn man Wind-, Solar-, und Biogasstrom gemeinsam anbietet und eine Mischkalkulation inklusive Speicher erstellt, kostet der Strom 18 bis 19 Cent. „ Wind macht den Strom günstig, Biogas macht ihn verlässlich“, fasst Seide das Konzept zusammen.


Trotz der ernsten Lage gibt er sich optimistisch: „Aus verschiedenen Gründen wird es in der Zukunft nur erneuerbare Energien geben, u.a. weil die fossilen Brennstoffe ausgehen oder die Kosten. Der Großteil wird bis 2030 stehen bleiben, weil sie erst ab 2010 gebaut wurden. Diese Anlagen erzeugen in naher Zukunft bedarfsgerecht Strom. Sein Ausblick: „Ich sehe die Chance in der Gesetzgebung, am Ende steht das Parlament. Wir werden eine Lösung finden. Jetzt muss erst einmal wieder Sachverstand in die Diskussion kommen.“ Hinrich Neumann

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