Die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Leopoldina-Studie schlagen hohe Wellen: Die Wissenschaftler mussten harsche Kritik einstecken für ihre Aussage, Deutschland solle den weiteren Ausbau der Bioenergie nicht befürworten.
Anstatt die Argumente pauschal abzulehnen, lohnt sich ein Blick auf die Details. Klar ist, dass Deutschland beim Umstieg auf 100 % erneuerbare Energien schon aus Flächenmangel nicht ausschließlich auf Bioenergie setzen kann. Die Nutzung von Brennholz oder der Maisanbau für Biogasanlagen stoßen in einigen Regionen heute schon an Grenzen - vom Potenzial, aber auch von der Akzeptanz. Dennoch deckt Deutschland erst 10 % des Wärmebedarfs und knapp 6 % des Strombedarfs mit Bioenergie ab.
Daher sind die Empfehlungen der Leopoldina-Studie durchaus richtig: Im Wärmebereich mehr auf Sonnenenergie setzen, statt in ineffizienten Kaminen wertvolles Holz zu verheizen. Oder Biokraftstoffe wie Biodiesel oder Bioethanol für den Schwerlastverkehr zu nutzen, im PKW-Bereich dagegen auf Elektroantrieb setzen. Hier gilt vor allem der Wasserstoffantrieb mit Brennstoffzellen als sehr aussichtsreich, sofern der Wasserstoff mit Hilfe von überschüssigem Wind- oder Solarstrom hergestellt wird.
Aber auch Gasfahrzeuge sollten künftig stärker Beachtung finden - vor allem in der Politik. Denn hierfür spricht: Das Erdgasnetz ist vorhanden und gut ausgebaut. Einspeisen lässt sich Methan aus Biogasanlagen, synthetisches Methan, das durch Vergasung von Biomasse entsteht sowie mit CO2 angereicherter Bio-Wasserstoff, so genanntes "Windgas". Und das Gas kann flexibel und effizient zur Wärme-, Strom- und Kraftstoffproduktion genutzt werden.
Diesen Weg gilt es künftig stärker zu beschreiten. Natürlich kann und muss Bioenergie aus Reststoffen und Agrar-Überschüssen hierzu ihren Beitrag leisten. Das ist wesentlich effizienter, als 10-Liter-Autos mit importiertem Biosprit zu betanken. Und genau darum sollte die Leopoldina-Studie jetzt genutzt werden, um innezuhalten und neu über die Zukunft der Energiewende nachzudenken.
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