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Industriestandort Deutschland

Letztes Rotorblattwerk schließt: Immer weniger Solar- oder Windindustrie

Ob Windkraft oder Photovoltaik: Die Politik vernachlässigt die Industrie, um die Erneuerbaren zur stärksten Kraft zu machen, kommentiert Thomas Schoy, von der Unternehmensgruppe Privates Institut.

Lesezeit: 3 Minuten

Ende Juni schließt das letzte verbliebene deutsche Werk für Rotorblätter. Mit Nordex verlagert der letzte deutsche Windkraftanlagenhersteller seine Rotorblattfertigung ins Ausland. „Offiziell schließt das Werk in Rostock, da die inzwischen nachgefragten Rotorblätter nicht hergestellt werden können. Offensichtlich hat man verpasst, rechtzeitig in den Standort zu investieren“, meint Thomas Schoy, Mitinhaber und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut aus München, die Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien anbeitet. Nun verlagert sich die Produktion in Werke nach Indien und Brasilien, die deutlich günstiger produzieren. „So verschieben sich wieder weiter die Abhängigkeiten zu Ländern, die nicht immer demokratische Strukturen aufweisen und schon gar nicht europäische Interessen verfolgen“, resümiert Schoy.

"Mit zweierlei Maß gemessen"

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Unbedingt zu prüfen gelte es jedenfalls, ob die dorthin zu verlagernden Produktionen denselben Anforderungen hinsichtlich des Arbeits- und Umweltschutzes überhaupt genügen. Falls nicht, sei für Schoy nicht einzusehen, weshalb die Bürger den Verlust an Arbeitsplätzen über die Sozialversicherung und über entgehende Steuereinnahmen subventionieren sollten, den Standorterhalt dieser Industrie in Deutschland aber nicht. „Da wird doch mit zweierlei Maß gemessen. Seit dem Hoch der Windkraft im Jahr 2016 kam es immer wieder zu Stellenabbau – die letzten verbliebenen Werke machen nun dicht. Jahrelang drosselte die Bundesregierung den Bau von diesen Anlagen, nun ernten wir, was gesät wurde. Und das zu dem schlechtmöglichsten Zeitpunkt“, kritisiert er.

Solarindustrie nach China verlagert

Bei der Photovoltaik (PV) befinden sich die meisten Industriekapazitäten bereits in der Volksrepublik China. Es entbehre nicht einer gewissen Dramatik, wenn hierzulande die Erneuerbaren unbedingt stärkste Energieerzeuger werden sollen und gleichzeitig die deutsche Industrie für PV und Windkraft am Boden liege. „Gerade jetzt, wo europäische Windradbauer und auch Modulproduzenten händeringend gebraucht werden, kündigt sich der endgültige Tod eines Industriezweiges an, in dem die Bundesrepublik einst Vorreiter war“, bedauert Schoy. In Zeiten des Klimawandels und des Versuchs, sich unabhängiger vom russischen Gas zu machen, sei das ein fatales Signal. Es dränge sich der Eindruck auf, dass die Bemühungen der Politik zu spät und auch vermutlich an falscher Stelle ansetzten.

Industrie in Europa nötig

Damit Deutschland und auch Europa die Energiewende schaffen, sei zwingend eine funktionierende Windkraft- und PV-Industrie auf europäischem Boden nötig. „Sonst schlittern wir bereits in die nächste ungewünschte Abhängigkeit von autokratischen Regimen“, warnt er. Ein Fünkchen Hoffnung sehe die Branche in den aktuell geplanten beschleunigten Genehmigungsverfahren für die Standorte erneuerbarer Energien. Ob das allerdings alleine ausreichen werde, um der Industrie wieder auf die Beine zu helfen, sei zweifelhaft. Schoy: „Den Wettlauf mit der Zeit verlieren wir in jedem Fall.“

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