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Lies zur Windkraft: „Pauschale Abstände und Waldverbot sind falsch!“

Eine neue Studie zum Potenzial für die Windenergie in Niedersachsen zeigt, dass auch Forstflächen geeignet sind. Umweltminister Lies kritisiert daher Länder wie Thüringen oder NRW.

Lesezeit: 6 Minuten

Pauschale Abstände zur Wohnbebauung und das Verbot von Windenergie in Nutzwäldern schränken das mögliche Flächenpotenzial für die Windenergie erheblich ein. Das zeigt eine im Auftrag des niedersächsischen Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) Niedersachsen/Bremen durchgeführte Studie. Sie zeigt, welche Flächenpotenziale für Windenergieanlagen in Niedersachsen pro Landkreis zur Verfügung stehen. Das auf die Analyse von Erneuerbare Energien-Daten spezialisierte Unternehmen Nefino GmbH hat verschiedene Szenarien für Flächenpotenziale im Forst und im Offenland simuliert. Dabei werden unterschiedliche Abstände zu Siedlungsbereichen und zu Wohnbebauungen berücksichtigt. Im Ergebnis zeigt sich, dass sich einige Landkreise dem Zubau erneuerbarer Energien verweigern.

Unhaltbarer Zustand

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Für Bärbel Heidebroek, LEE-Vorsitzende, ein unhaltbarer Zustand: „Wie wollen wir wirksamen Klimaschutz betreiben, wenn unsere Landkreise nicht genügend Fläche für die Errichtung von Windenergieanlagen ausweisen? Die vorgelegte Studie belegt klar, dass in zahlreichen Landkreisen noch erhebliches Potenzial steckt, das genehmigungsrechtlich gehoben werden muss. Wir können uns beispielsweise nicht mit Flächenzielen von 0,44 % der Landkreisfläche zufriedengeben, wenn deutlich mehr Flächenpotenzial zur Verfügung steht.“

Pauschaler Abstand zu Wohnbebauung schadet Ausbau

Die Studie legt dar, dass pauschale Abstände zu Wohnbebauungen einen Großteil der Flächenpotenziale verhindern. Insbesondere für das Repowering etablierter Windkraftstandorte ist die Unterscheidung zwischen Innenbereich (= im Zusammenhang bebauten Ortsteile) und Außenbereich (= Einzelhäuser und Splittersiedlungen) von enormer Bedeutung. Der LEE setzt sich dafür ein, statt pauschaler Mindestabstände die Vorgaben zur optisch bedrängenden Wirkung sowie die TA Lärm als Standortkriterium zugrunde zu legen.

Eine Erhöhung der Mindestabstände zur Wohnbebauung im Innenbereich verringert der Studie zufolge die Flächenpotenziale im Offenland erheblich: „Pro 100 Meter Pufferabstand entstehen ca. 12 % Potenzialverluste. Im Außenbereich verringern sich die Verluste sogar um bis zu 17 % pro 100 Meter“, so Jan-Hendrik Piel, Gesellschafter der Nefino GmbH.

Wind im Forst

Niedersachsen verfügt über einen Waldflächenanteil von 24,1 %. Weitere 3,69 % der niedersächsischen Landesfläche bieten der Studie zufolge durch eine Öffnung der Wälder Potenzial für die Errichtung zusätzlicher Windkraftanlagen. Dabei weisen insbesondere die nordöstlichen Landkreise aus Sicht des LEE erhebliche Zubaupotenziale für Windenergie auf, vor allem die Landkreise Uelzen, Celle, Gifhorn, Lüchow-Dannenberg und Lüneburg.

„Niemand muss Angst davor haben, dass gesunder Wald zerstört wird“, so Heidebroek weiter. „Wenn Windkraftanlagen errichtet werden, dann in den Nutzforsten, deren Ökosystem durch Windbruch und Borkenkäferplage momentan stark beeinträchtigt sind. Auch ist nicht von einer signifikanten Schädigung der Vogelpopulation auszugehen.“

Wind im Offenland

Im sogenannten Offenland stehen der Windkraft bei konsequenter Umsetzung der niedersächsischen Klimaschutzziele 10,25 % der Landesfläche zur Verfügung. Insbesondere nördliche Land-kreise wie Cuxhaven und Rotenburg (Wümme) und ostnieder-sächsische Landkreise wie beispielsweise Gifhorn, Wolfenbüttel oder Helmstedt weisen erhebliches Zubaupotenzial auf.

Der LEE, der die Novellierung des niedersächsischen Windenergieerlasses begleitet, setzt sich für ein verbindliches Flächenziel der Kommunen von 2,1 % für die Ausweisung von Windenergieflächen ein. Der aktuelle Windenergieerlass sieht lediglich 1,4 % vor.

Lies: Bis 2040 brauchen wir 25 GW Windenergieleistung

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) begrüßte am Montag bei der Vorstellung der Studie die Ergebnisse. „Beim Klimaschutz geht es nicht darum, dass es ganz nett ist, wenn wir es hier hinkriegen oder nicht so schlimm, wenn es nicht klappt. Wir sind eine Ausstiegsnation und müssen jetzt Alternativen aufzeigen.“ Es sei klug und richtig, aus der Kernenergie auszusteigen und – mit Blick auf den Klimawandel – absolut notwendig, dass Deutschland spätestens 2038 die letzten Kohlekraftwerke abschaltet. „Wir müssen aber auch einsteigen in erneuerbare Energien. Dazu gehört, was wir im Klimagesetz 2020 verabschiedet haben: Wir wollen im Jahr 2040 soviel erneuerbare Energien in Niedersachsen haben, dass wir Wirtschaft und Gesellschaft ausreichend mit erneuerbare Energien versorgen können.“

Laut Lies sei das sehr ambitioniert und eine große Herausforderung für die nächsten 20 Jahre. Denn dafür seien in Niedersachsen bis 2040 mindestens 25 GW Windenergie an Land, 65 GW Photovoltaik nötig. „Das ist so viel in einem Jahr, wie wir in den letzten sechs bis acht Jahren insgesamt geschafft haben“, rechnet er vor.

Zudem müsste das Land den Abbau von Altanlagen kompensieren. Daher seien jährlich 1,5 bis 1,7 GW zusätzliche Leistung nötig – eine Menge, die bislang noch nie ein Bundesland pro Jahr geschafft hat.

Diskussion um Landschaftsschutzgebiete

Auch sei eine Neujustierung der Schutzgüter wichtig, um der Herausforderung des Klimawandels und dem Erhalt der biologischen Vielfalt gerecht zu werden. „So wie es gestern war, werden die Voraussetzungen des Klimawandels morgen nicht bewältigen können. Das gilt im zweiten Schritt auch für Wind im Wald: Dafür ist Studie sehr ausschlaggebend für uns“, sagt Lies, schränkte aber ein, dass das Potenzial in Landschaftsschutzgebieten (LSG) sehr wahrscheinlich nicht gehoben werden könne. Denn beim gemeinsamen Runden Tisch Windenergie gab es dazu große Zweifel bis hin zur Ablehnung. „Daher haben wir im Landesraumordungsprogramm (LROP) definiert, dass es möglich ist, in LSG zu prüfen, ob es eine Ausnahme gibt. Der Regelfall wird es nicht sein.“ Aber selbst, wenn man LSG rausrechnet, blieben 2 % im Wald übrig.

In diesem Zusammenhang kritisierte er Länder wie Thüringen oder Nordrhein-Westfalen, die Wind im Wald komplett ausschließen. „Die pauschale Lösung ist politisch falsch. Es kann nicht sein, dass wir die Aufgaben von NRW, Thüringen oder Bayern mit Windenergie mit übernehmen. Alle Länder haben die gleiche Verantwortung für den Ausbau der Erneuerbaren.“ Deswegen erwarte er auch, dass man die Möglichkeiten nutzt und nicht behauptet, die Mehrheit wolle das nicht. „Die Mehrheit will auch keinen Klimawandel“, machte er deutlich.

Kommunale Beteiligung für Akzeptanz wichtig

Lies beobachtet auch, dass die Akzeptanz in einigen Regionen bröckelt. Das zeige das Beispiel in Wilhelmshaven, wo der Übertragungsnetzbetreiber Tennet auf 36 ha eine Konverterstation für Windstrom plant. „Dort gibt es optimale Industrieflächen, in den 70er Jahren aufgespült wurden, jetzt aber mit Vogelschutz belegt sind und wo wir Lösungen finden müssen. Wenn wir das alles kleinteilig angehen, werden wir nie fertig.“ Lies plädiert, dafür zu sorgen, dass die Windenergie auch als positive Chance gesehen wird. „Dafür muss man den Mehrwert Klimaschutz und die Vorteile der erzeugten Energien auch positiv darstellen“; sagte er. Dazu gehörten die Entwicklungen im Bereich Wirtschaft, Industrie und Arbeitsplätze. Darum sei die Beteiligung der Kommunen mit 0,2 ct pro erzeugter kWh ein absolut nötiger und längst überfälliger Schritt.

Die Potenzialstudie können Sie hier abrufen.

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