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Lob und Kritik für die europäische Biomethan-Strategie

Die EU will russisches Erdgas u.a. durch heimisches Biogas ersetzen. Das könnte die Energiewende stärker voranbringen. Es gibt aber auch Nachbesserungsbedarf.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Europäische Kommission hat in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung ein Maßnahmenpaket zur Reduzierung der Abhängigkeit von russischen Erdgasimporten beschlossen, das auch eine deutliche Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien in der EU beinhaltet. Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) begrüßt die Pläne und fordert deren schnelle Umsetzung in allen Mitgliedsstaaten sowie die zügige Verabschiedung der relevanten Richtlinien und Verordnungen. Dabei sollte auch das Ambitionsniveau für den Ausbau der Erneuerbaren bis 2030 auf mindestens 45 % weiter angehoben werden. „Die Dynamik bei den erneuerbaren Energien zu erhöhen und diese als Schlüsselfaktor für die Energiewende zu nutzen, sowie Maßnahmen aus dem Fit-for-55-Paket zeitlich vorzuziehen, ist nicht nur aufgrund der derzeitigen weltpolitischen Krisenlage der einzig richtige Weg, sondern auch aus Klimaschutzgründen. Erneuerbare Energien sind unabhängig von politischen Spannungen in jedem Land verfügbar und reduzieren deutlich die Abhängigkeiten von Importen“, sagt BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.

Preissenkende Effekte

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Zudem würden sie durch den preissenkenden Effekt dämpfend auf die durch fossile Energien getriebenen Energiepreise wirken. Dafür müssten nun die Verfahren vereinfacht und intelligente Förderregelungen schneller eingeführt und umgesetzt werden. „Das Vorziehen des Ausbaus von geplanten Anlagen im Bereich Wind und Photovoltaik ist dabei ebenso zu begrüßen wie die vorzeitige Installation von zehn Mio. Wärmepumpen in den nächsten fünf Jahren und die größere Ambition bei Biogas und Grünem Wasserstoff“, betont Peter.

Die Steigerung der Ambitionen im Bereich Biogas auf das Doppelte bis 2030 und Grünem Wasserstoff auf das Dreifache und der entsprechend geplante Ausbau der Infrastruktur sei notwendig, um die Abhängigkeit von Importen zu beenden. Beim Biogas gehe es dabei nicht nur um die Einspeisung von Biomethan in Gasnetze, sondern ebenso um die dezentrale und damit erzeuger- und verbrauchernahe Nutzung von Biogas. Die sei jetzt rasch in den nationalen Gesetzgebungen wie der deutschen EEG-Novelle umzusetzen. Auch die Ankündigung der EU-Kommission, notwendige Beihilfegenehmigungen in kurzer Zeit und situationsangemessen zu erteilen, begrüßt der BEE.

Ziele sollten jetzt verankert werden

Harmen Dekker, CEO des Europäischen Biogasverbandes (EBA), erklärt: "Europa muss sich dringend breiter aufstellen und seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern – und gleichzeitig seine Ambitionen im Hinblick auf die Klimaziele verstärken. Die Branche ist bereit, die von der EU vorgeschlagenen 35 Mrd. Kubikmeter bis 2030 zu liefern und fordert die Aufnahme dieses Ziels in die Neufassung der Richtlinie über erneuerbare Energien (RED III), die derzeit ausgearbeitet wird.“

Das Biogas-Ziel entspricht mehr als 20 % der derzeitigen Gaseinfuhren der EU aus Russland. Bis 2050 könne sich dieses Potenzial verdreifachen und auf weit über 100 Mrd. Kubikmeter anwachsen und 30 bis 50 % des künftigen EU-Gasbedarfs decken.

Der EBA hat in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, nachhaltiges Biogas als eine wesentliche erneuerbare Energiequelle zu etablieren. In den letzten Monaten wurde diese Arbeit im Rahmen der Initiative für nachhaltiges Biogas intensiviert. Dafür hat die EBA zusammen mit Common Futures und Vertretern der Biogas-Wertschöpfungskette Gespräche mit der Europäischen Kommission und verschiedenen Mitgliedstaaten aufgenommen. „Einige Länder sind bereits aktiv an der Entwicklung der Biogasproduktion in Europa beteiligt. Viele andere beginnen jetzt damit, dieses Potenzial zu erschließen. Konzertierte Maßnahmen in allen Mitgliedstaaten werden entscheidend sein, um die Energiesicherheit mit einem skalierbaren grünen Gas in den kommenden Monaten und Jahren zu erhöhen“, unterstreicht Dekker. Die gesamte Versorgungskette der Biogasproduzenten und -nutzer sei bereit, weiter in den Sektor zu investieren und mit Unterstützung der nationalen und europäischen Entscheidungsträger erneuerbares Gas für Europa bereitzustellen.

Positionspapier der Leopoldina

Die aktuelle Situation macht es erforderlich, den Umbau des Energiesystems noch energischer als bisher voranzutreiben. Die politischen, rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen für die Akteure des zukünftigen Energiesystems sollten europäisch angelegt werden. Dabei sollten diejenigen EU-Mitgliedsstaaten vorangehen, deren Energieversorgung aktuell von Russland besonders abhängig ist, heißt es in der Ad-hoc-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina „Wie sich russisches Erdgas in der deutschen und europäischen Energieversorgung ersetzen lässt“.

Wichtig ist den Autorinnen und Autoren, den geplanten Kohleausstieg 2030 nicht in Frage zu stellen. Er hilft dabei, von russischen Kohleimporten, die 50 Prozent der Kohleeinfuhr nach Deutschland ausmachen, unabhängig zu werden. Bestehende wirksame Mechanismen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, allen voran der Emissionshandel und seine Weiterentwicklung im Rahmen des EU Green Deal, dürfen nicht aufgeweicht werden. Die Ad-hoc-Stellungnahme ist zu finden unter: https://www.leopoldina.org/energiesicherheit

Kritik der eFuel-Alliance

Die EU-Kommission verpasst es aus Sicht der eFuel Alliance, die „niedrig hängenden Früchte zu ernten“. Die Brüsseler Behörde betone zwar die Bedeutung von erneuerbarem Wasserstoff und will dessen Import über Partnerschaften und einer speziellen Globalen Wasserstoff Fazilität fördern. Den Einsatz von erneuerbaren synthetischen Kraftstoffen, die auf grünem Wasserstoff basieren, aber im Gegensatz zu ihm die bestehende Infrastruktur wie Pipelines, Speicher und Raffinieren weiterhin ohne jegliche Umrüstung nutzen können, habe die Kommission nicht prominent auf dem Radar. „Jetzt müssen die Weichen gestellt werden, um das europäische Energiedilemma aus hoher Energieimportabhängigkeit aus Russland einerseits und ambitionierten Klimazielen andererseits zu überwinden. Dabei ist völlig klar, dass eFuels und Wasserstoff ein entscheidender Schlüssel zur Lösung des Problems sind“, sagt Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance.

Die Alliance ist eine Interessensgemeinschaft, die sich für die industrielle Produktion von synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien einsetzt. „Angesichts der energiepolitischen Lage können wir uns den Luxus nicht mehr leisten, wichtige Sektoren von der Nutzung von eFuels regulatorisch auszuschließen.“

Nationale Regierungen und das Europäische Parlament müssen sich bei den Beratungen zum Fit-for-55 Paket, das 14 Kommissionsvorschläge umfasst, auf die wichtigsten EU-Gesetzesinitiativen konzentrieren. Die eFuel Alliance begrüßt, dass die EU den Import von fossilem Erdgas aus Russland mit bis zu 10 Mio. t grünem Wasserstoff und europäischer Biogasproduktion differenzieren will. Das werde die Importabhängigkeit und den CO₂-Fußabdruck von Erdgas reduzieren. „Diese Ziele werden aber nur erreicht, wenn die Erneuerbare-Energien-Richtlinie so überarbeitet wird, dass Investitionen in erneuerbare Kraftstoffe so schnell wie möglich gefördert werden. Wir fordern eine THG-Minderungsqote für den Verkehrssektor von mindestens 20 % in 2030“, so Monika Griefahn, Sprecherin von eFuel alliance.

Außerdem müsse die europäische Energiesteuer-Richtlinie reformiert werden, denn die aktuelle Situation an den Tankstellen zeige, dass erneuerbare Kraftstoffe zu stabileren Spritpreisen führen können. „Super E10 mit einem Bioethanolanteil von 10% ist zum ersten Mal in Deutschland günstiger als Diesel, welches geringere Anteile von Biokraftstoffen beinhaltet. Eine faire Steuerpolitik, die den CO₂-Fußabdruck von Kraftstoffen auch preislich abbildet, könnte für noch günstigere Benzinpreise an den Zapfsäulen sorgen.“

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