Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Stilllegung 2024

topplus Windenergieflächen

Marktplatz für Windenergieflächen: Mehr Transparenz für Landwirte

Die Firma Caeli bringt mit einer neuen Plattform Grundeigentümer und Projektierer von Windparks zusammen. Wir sprachen mit den Firmengründern Ben Schlemmermeier und Heiko Bartels über die Vorteile.

Lesezeit: 8 Minuten

Caeli Wind (www.caeli-wind.de) ist Deutschlands erster privater Online-Marktplatz für Windkraftflächen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, den kritischen Teil des Windenergiezubaus – die Flächenakquise und Analyse – von Monate auf Wochen zu reduzieren. Grundstückseigner wie zum Beispiel Landwirte können hier ihre Flächen kostenlos analysieren und zur Auktion anbieten. Ziel ist es, die Energiewende drastisch zu beschleunigen und Grundstückseigner auf Augenhöhe mit Windkraft-Projektierern zu bringen.

Im Januar gab es die ersten drei komplett digitalen Flächen-Auktionen. Ein Dutzend Bieter beteiligten sich an den Auktionsrunden für drei Standorte in Baden-Württemberg und Hessen. Wir haben die Firmengründer Ben Schlemmermeier und Heiko Bartels zu den Vorteilen für Landwirtschaft und Projektierer gefragt.

Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Sie haben einen Marktplatz für Windenergieflächen eingerichtet. Was ist das genau?

Schlemmermeier: Wir haben eine Software entwickelt, die Standorte auf ihre Eignung für Windenergie prüft. Diese haben wir im Caeli Marktplatz frei zugänglich gemacht. Im Ergebnis können wir so Landwirte dabei unterstützen, zu prüfen, ob ihre Flächen für die Windenergie geeignet sind und sie dann auf Wunsch mit Projektierern zusammenbringen.

Wie funktioniert das?

Schlemmermeier: Der Marktplatz funktioniert sehr einfach: Nachdem wir eine Fläche kostenlos geprüft haben, kann der Landwirt entscheiden, ob er seinen Grund und Boden für Windkraft ausschreiben möchte. Die Entwickler von Windparks schauen sich dann die Flächen an und bekunden ihr Interesse. Gibt es genügend Bewerber, kann eine Auktion gestartet werden. Dabei bieten die Projektierer auf die jährliche Pacht. Der Flächenbesitzer bekommt dann die Möglichkeit, sich anhand diverser von uns erhobener Kriterien für einen Projektierer zu entscheiden. Zum Beispiel aufgrund der wirtschaftlichen Attraktivität, der Fähigkeiten der Projektentwicklers oder einer Kombination.

Aber nicht jede Fläche ist für die Windenergie geeignet.

Bartels: Genau. Darum haben wir den kostenlosen Flächencheck auf unserer Plattform integriert. Der Grundbesitzer nutzt dabei ein recht einfaches kartenbasiertes Instrument und markiert – grob - sein Grundstück. Unsere Software prüft dann die Windverhältnisse, die beste Route zum Netzanschluss sowie alle wichtigen Kriterien der Raumordnung. Über eine einfache Ampel-Systematik kann der Landwirt dann sofort erkennen, ob seine Fläche in Gänze oder teilweise für Windenergie geeignet ist. Wünscht er eine tiefergehende Analyse, um z.B die Höhe der erwarteten Pacht zu erfahren, kann er seine Kontaktdaten hinterlassen. Wir nehmen dann Kontakt mit ihm auf und simulieren auf Basis der genauen Grundstücksgrenzen, wie ein Windpark aussehen könnte und mit welcher Pacht unter welchen Bedingungen zu rechnen ist. Auch dieser Schritt ist kostenlos und immer noch komplett unverbindlich. Möchte der Landwirt mit uns den Weg bis zur Ausschreibung gehen, folgen eine Reihe weiterer Prüfungen bis sein Grundstück schlussendlich in Form einer Kachel auf dem geschützten Teil unseres Marktplatz erscheint und für Projektierer zu sehen ist.

Besteht dann nicht die Gefahr, dass die Landwirte von Projektierern direkt kontaktiert werden, also quasi am Marktplatz vorbei?

Bartels: Nein. Wir anonymisieren die Daten Landwirts und der Markplatz ist auch nicht frei zugänglich. Erst, wenn ein Projektierer von uns legitimiert wurde und sich eingeloggt hat, hat er tieferen Einblick in die angebotenen Standorte. Dazu gehört dann die genaue Lage der Fläche aber auch alle weiteren wichtigen Informationen wie Windhöffigkeit, Parklayout und Wirtschaftlichkeitsberechnung. Außerdem erhält er Informationen über mögliche Restriktionen wie Naturschutzauflagen, Abstände usw. Diese Hinweise zum Planungsrecht zeigen dem Projektentwickler, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass auch ein Windpark genehmigt werden kann. Da wir dies alles im Vorfeld prüfen, steigt die Attraktivität der Fläche bei den Projektentwicklern. Geringeres Risiko heißt dann auch höhere Pacht.

Welche Vorteile hat der Landwirt von dem Verfahren?

Schlemmermeier: Den größten Vorteil sehen wir in der Transparenz. Ausschreibung ist der beste Weg, eine Fläche zu vermarkten. Sie führt zu besseren Ergebnissen und schafft mehr Wert für den Flächenbesitzer. Normalerweise erhält der Landwirt vielleicht ein bis zwei Angebote für seine Fläche. Aber er kennt das Potenzial seiner Fläche nicht. Daneben geht es nicht nur um die Pachthöhe. Wer seine Fläche für 20 Jahre verpachtet, will mit einem seriösen und solventen Partner zusammenarbeiten. Dazu gehört auch eine Aussage darüber, ob der Pächter auf der Fläche auch wirklich einen Park bauen will oder ob es nur ein Unternehmen ist, das erst einmal Flächen sichern und sie dann an andere Projektierer weitergeben will. Wenn sich Projektierer bei uns legitimieren, müssen sie ihre Leistungsfähigkeit beweisen und auch Einblick gewähren in ihr Vorgehen und ihre Pachtverträge. Alle diese Informationen erhält der Landwirt für seine Wahl. Und wie die ersten Ausschreibungen auf unserer Plattform beweisen: Die Flächenbesitzer entscheiden sich nicht nur anhand der Pachthöhe für ein Unternehmen, sondern durchaus auch anhand der Qualität des Pachtvertrags. Die Konditionen sind sehr unterschiedlich. Ein weiteres Plus: Am freien Markt dauern Verhandlungen zum Pachtvertrag schnell mal ein Jahr. Bei dem Wettbewerb in unserem Verfahren dauert es maximal zwei bis drei Wochen. Denn hier sitzen die Projektierer nicht am längeren Hebel, sie wissen, dass die Fläche auch ein anderer bekommen kann.

Nicht jeder Landwirt erkennt die juristischen Fallstricke eines Pachtvertrags. Wie soll er sich trotzdem für den richtigen Partner entscheiden?

Bartels: Wir lassen ihn damit nicht allein. Zunächst gibt es schon bei der Zulassung zum Marktplatz eine Qualifikationsstufe. Hier muss der Projektierer unter anderem erklären, wie viele Anlagen er bisher errichtet hat. Dies passiert, bevor er zu einer Ausschreibung überhaupt zugelassen wird. Nach der Ausschreibung prüft unser juristischer Partner die Pachtverträge auf Herz und Nieren. Zu guter Letzt machen wir eine detaillierte Bieterrunde. Dabei müssen die Projektentwickler ihr Konzept vorstellen und sich unseren Fragen stellen. Der Grundeigentümer bekommt dann schon einen sehr guten Eindruck, welchem Unternehmen er vertrauen kann.

Das klingt jetzt aber so, als wenn der Projektierer nur Nachteile hat – zumal er ja die Kosten für die Auktion trägt. Warum sollte er an der Ausschreibung mitmachen?

Schlemmermeier: Auch für ihn gibt es Vorteile. Die Flächennachfrage ist so groß, dass er jede Möglichkeit ergreifen wird, um an Flächen zu kommen. Außerdem nehmen wir ihm viel Arbeit ab. Denn der Flächencheck, die Abfrage von Auflagen und weiteren planungsrechtlichen Vorgaben usw. müsste er auch selbst machen. Aktuell kann er über die Plattform einen Vertrag zu einer Fläche innerhalb von wenigen Wochen bekommen – ein Prozess der sonst mindestens über ein Jahr dauert. Kurzum: Über den Marktplatz kommt er schnell zu aufbereiteten Daten in Form einer etwa 30seitigen Standortanalyse sowie bis zu weiteren 80 Dokumenten u.a mit Anfragen beim Netzbetreiber, der Flugsicherheit, Videos der Standortbegehung etc.

Wie lange dauert das ganze Verfahren für den Flächenbesitzer?

Bartels: Der Landwirt kann von einem Zeitraum von 6 bis 12 Monaten ausgehen. Nach dem ersten Flächencheck müssen wir das Grundstück tiefgehend analysieren und diverse Anfragen bei Behörden und Institutionen stellen. Dazu gehört eine sorgsame Analyse zum Planungsrecht, Anfragen an den Netzbetreiber zum Netzanschlusspunkt, an Naturschutzbehörden usw. Leider fallen dabei dann auch immer wieder Flächen raus, die sich aus verschiedenen Gründen nicht eignen. Gibt es keine Einschränkungen, kann die Fläche auf den Marktplatz. Wir bewerben dann das Grundstück, sammeln die Bieter und veranstalten die eigentlich Flächenauktion. Diese dauert nochmal sechs bis acht Wochen. Im Anschluss folgt die wirtschaftliche Analyse für den Flächenbesitzer. In diesem Schritt lassen wir – wie bereits erwähnt - auch die Pachtverträge prüfen und bereiten alles für den Grundeigentümer zur Entscheidung auf. Für diesen letzten Schritt fallen nochmal rund vier Wochen an.

Der Marktplatz regelt jetzt das Vertragsverhältnis zwischen Landwirt und Projektierer. Aber kann es nicht auch Probleme mit der Akzeptanz oder individuellen Genehmigungsauflagen geben, die man bei Vertragsabschluss noch nicht kennt?

Schlemmermeier: Ja, aber das Problem hat man bei normalen Pachtverträgen auch. Aber auch hier bietet die Plattform Transparenz: Der Landwirt kann sich vorab mit seiner Kommune absprechen. Diese wird das begrüßen, denn – anders als bei der nicht privilegierten Freiflächen-Photovoltaik – verlieren Gemeinden bei der Windenergie immer mehr an Einfluss bei der Planung. Im Dialog können Landwirt und Kommune absprechen, welche akzeptanzfördernden Maßnahmen in den Pachtvertrag aufgenommen werden sollen. Dazu gehört u.a. die Abgabe von 0,2 ct/kWh an die Kommune, die das EEG ja auf freiwilliger Basis vorsieht. Darüber hinaus moderieren wir den Dialog mit den Entscheidungsträgern und geben Empfehlungen z.B. den Einsatz von Bürgerbeteiligungsmodellen. Die Ausgestaltung liegt dann letztlich in den Händen des Projektentwicklers und kann von vergünstigten Stromtarifen bis zur Partizipation am Park reichen. Auch hier kann jeder Projektentwickler nochmal punkten und den Landwirt von seinem Konzept überzeugen.

Mehr zu dem Thema

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.