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Mehr Zubau: Fast 500 neue Windenergieanlagen in Deutschland

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 484 Windenergieanlagen mit 1.925 MW Leistung errichtet. Das Nord-Süd-Gefälle wird stärker: In Niedersachsen gab es 104 neue Anlagen, in Bayern nur acht.

Lesezeit: 6 Minuten

Der Zubau (brutto, ohne Stilllegungen) von neuen Windrädern lag im Jahr 2021 mit 484 Anlagen bzw. 1925 MW installierter Leistung 35 Prozent über dem Zubau des Vorjahres (1.431 MW). Dies ergibt sich aus der aktuellen Anlayse der Deutschen WindGuard im Auftrag von BWE und VDMA Power Systems. Dem gegenüber steht ein Rückbau von 230 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 233 MW. Somit gab es im Jahr 2021 einen Netto-Zubau von 1.692 MW.

Auch im Jahr 2021 fand mit 74 % der neu installierten Leistung der Großteil des Brutto- Zubaus in den Ländern Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig- Holstein statt. Während in absoluten Zahlen Niedersachsen (104 Anlagen) der Spitzenreiter ist, führt Schleswig-Holstein (67 neue Anlagen) das Feld hinsichtlich des Zubaus bezogen auf die Landesfläche an. Mit einem Zubauanteil von 3 bis 6 % bezogen auf die Gesamtleistung liegen die Länder Baden-Württemberg (28 Anlagen), Sachsen-Anhalt (18), Mecklenburg-Vorpommern (19), Rheinland-Pfalz (16), Thüringen (14) und Hessen (18) im Mittelfeld. Der geringste Zubau – abgesehen von den Stadtstaaten – erfolgte in Bayern, dem Saarland und Sachsen. In Bayern sind lediglich 8 neue Anlagen in Betrieb gegangen, in Sachsen eines.

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Für das Gesamtjahr 2022 erwarten die Verbände auf Basis einer Auswertung bereits bezuschlagter Projekte und der bisherigen Realisierungsgeschwindigkeit von Ausschreibungsanlagen einen Ausbau von 2,3 GW bis 2,7 GW.

Stimmen aus den Ländern

  • Niedersachsen: Für 2021 verzeichnet das Land lediglich einen Nettozubau von 86 Windenergieanlagen: Dem Zubau von 104 Anlagen stehen dabei 18 stillgelegte oder rückgebaute Anlagen gegenüber. Die gesamte Nennleistung der Anlagen stieg um 403 Megawatt auf rund 11,7 Gigawatt. Niedersachsen zählt aktuell 6.119 Anlagen. Bärbel Heidebroek, Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen, erklärt: „Uns kommt das Thema Repowering zu kurz: 2021 wurden lediglich 12 Anlagen in Niedersachsen repowert. Wir erwarten, dass es, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, ohne großen Genehmigungsaufwand möglich ist, alte Windenergieanlagen durch neue zu ersetzen. Das muss für alle bisher für Windkraft genutzten Flächen gelten. Auch für die knapp 50 Prozent, die derzeit nicht in sogenannten Vorranggebieten liegen, wenn keine zwingenden Gründe wie Lärmschutz oder optisch bedrängende Wirkung dies ausschließen.“
  • Schleswig-Holstein: Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht hat ein positives Fazit zum Windkraftausbau in Schleswig-Holstein im Jahr 2021 gezogen: „2021 war das zweitstärkste Jahr für den Ausbau der Windkraft in Schleswig-Holstein überhaupt. Nur 2014 wurde noch mehr Windkraftleistung an Land genehmigt. Die abgeschlossene Regionalplanung Wind und beschleunigte Genehmigungsverfahren haben für einen neuen Schub beim Ausbau der Erneuerbaren Energien gesorgt.“ Insgesamt 220 Windkraftanlagen mit 1,05 Gigawatt (GW) Leistung wurden im Jahr 2021 durch das Land neu genehmigt. Im Vorjahr waren es 162 Anlagen mit 699 MW Leistung. Neu in Betrieb gegangen sind 67 Anlagen mit 269 MW.

Branche fordert schnellere Genehmigungen

„Der aktuelle Zubau in Deutschland ist unzuzreichend und kann uns hinsichtlich der Zielerreichung nicht zufriedenstellen. Niedrige Ausbauvolumen führen mittelfristig auch zu Problemen bei der Versorgungssicherheit, der Sicherung des Know-hows und des Innovationspotenzials entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, bemängelt Dr. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems.

Dabei sehen energiepolitischen Ziele der Bundesregierung die Erzeugung von 100 bis 130 Gigawatt an erneuerbarem Strom bundesweit durch Onshore-Windenergieanlagen bis 2030 vor. Der tatsächliche Ausbaustand beträgt Ende 2021der Deutschen WindGuard zufolge lediglich 56,1 Gigawatt.

Der von der neuen Regierung formulierte Schwerpunkt auf den beschleunigten Ausbau der Windenergie an Land bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus sei daher richtig und notwendig. Ausschreibungsvolumen und Termine müssten dazu angepasst und verstetigt werden. Oberste Priorität habe weiterhin die schnellstmögliche Umsetzung von Maßnahmen für mehr Flächen und beschleunigte Genehmigungsverfahren, um die neueste und effizienteste Anlagentechnologie nutzen zu können. Die durchschnittliche Dauer von Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen liegt derzeit bei vier bis fünf Jahren. Aktuell hängen rund 10.000 MW in Verfahren fest. Die Verringerung des Mindestabstands zu Drehfunkfeuern und militärischem Radar könnte kurzfristig zwischen 4 und 5 GW Leistung zurück in die Genehmigungsprozesse bringen - und das in bereits bewilligten Flächen.

Um die Akzeptanz der Windenergie in Deutschland zu stärken, gilt es, einheitliche Prüfverfahren für Systeme der bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung durchzusetzen. Auf diese Weise könnte die Umrüstungsfrist bis Ende 2022 noch eingehalten werden. Die Aufhebung der 6 MW-Grenze für ausschreibungsbefreite Pilotwindenergieanlagen im EEG sei ebenfalls ein wichtiger Schritt für den Erhalt der Innovationsstärke der Windindustrie in Deutschland. So könnten neu entwickelte Anlagen größenoffen außerhalb des Ausschreibungsregimes getestet und zertifiziert werden.

Weitere Maßnahmen zur Realisierung des Ausbaus

Die Branche fordert weitere Maßnahmen, um den Ausbau zu beschleunigen:

  • Dringend erforderlich sei jetzt die Verbesserung der Schwerlasttransportbedingungen in Deutschland.
  • Notwendig ist zudem die Wiederherstellung einer Reihe von Brückenbauwerken, um die Infrastruktur zu verbessern, die Logistik zu erleichtern und die hohen Transportkosten einzudämmen.
  • Die Ankündigung, für die Bürgerenergie ein eigenes Segment zu schaffen und die verbindliche Beteiligung von Standortkommunen an der Windenergie schafft zusätzliche Akzeptanz vor Ort.
  • Bund und Länder müssen für die Flächenausweisung, den Abbau von Genehmigungshemmnissen und beim Artenschutz gemeinsam zu schnellen Ergebnissen kommen.

Bayern: Habeck sucht nach Lösungen

Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat im Gespräch mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, Möglichkeiten erörtert, den Windkraftausbau im Freistaat voranzubringen, ohne den Anwohnerschutz aufzugeben. „Wir müssen die Chancen der Windkraft nutzen, ohne die Kommunen und Anwohner zu konfrontieren. Bevorzugte Standorte könnten dabei Windvorranggebiete, Repoweringstandorte und Waldflächen sein. Hier könnte man von der 10h-Vorgabe abweichen“, sagte Aiwanger. Ziel sei es, bis zum März Vorschläge einzubringen, die zwischen Land und Bund konsensfähig wären. Habeck habe im Gespräch mit Aiwanger zugesagt, die Bedingungen für Bürgerwindkraft attraktiver zu gestalten und dafür zu sorgen, dass die Wertschöpfung möglichst in Bayern bleibt.

Der BUND Naturschutz (BN) in Bayern bedauert dagegen, dass das Gespräch zwischen Klimaschutzminister Habeck und Ministerpräsident Markus Söder in der Staatskanzlei gestern nicht dazu geführt habe, dass sich Bayern von der 10-H-Abstandsregel für Windkraftwerke verabschiedet. „Obwohl wir schon damit gerechnet haben, sind wir nach dem Gespräch doch sehr enttäuscht, dass Markus Söder an seiner Blockadehaltung festhält“, erklärt der BN-Vorsitzende Richard Mergner.

Dass der Ausbau der Windkraft auch mit 10-H wieder beschleunigt werden könne, wie es der Ministerpräsident gestern in Aussicht gestellt habe, hält der BN für nahezu ausgeschlossen. "Wir gehen nicht davon aus, dass hier bis März tragfähige Konzepte vorliegen. Dann hilft nur noch eine Änderung im Baugesetzbuch über den Bundestag, um 10-H in Bayern zu Fall zu bringen. Wir appellieren an die Ampelkoalition, dies dann auch schnellstmöglich umzusetzen.“ 
Den Windkraftausbau vorrangig in die Bayerischen Staatsforsten zu verlagern, wie es Söder angekündigt hat, lehnt der BN klar ab. „Das Potenzial in den Wäldern ist nahezu erschöpft, ein weiterer massiver Ausbau ist problematisch und keine Alternative zur Abschaffung von 10-H. Das ist auch unnötig, im Flächenland Bayern gibt es genügend Platz für Windräder im Einklang mit Mensch und Natur“, betont Mergner. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei nicht so niedrig, wie immer behauptet werde. Windkraftanlagen in Bürgerhand, die regionalen Strom liefern, seien ein Erfolgsmodell.

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