Bereits seit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2012 fördert die Bundesregierung kleine Biogasanlagen zur Güllevergärung. Daher sind Tierhalter sehr an diesen Güllekleinanlagen interessiert. Doch es gibt weiterhin Skepsis darüber, ob die Anlagen wirtschaftlich sind und sich in die Betriebsabläufe integrieren lassen. Antworten auf diese Fragen liefert jetzt der Abschlussbericht einer Langzeituntersuchung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die die Auswirkungen des Betriebszweiges Biogas auf einen milchviehhaltenden Betrieb untersucht hat. Die Wissenschaftler haben sich auch damit beschäftigt, wie die Effizienz von Güllekleinanlagen zu steigern ist und wie sich bestehende Anlagen optimieren lassen.
Dazu haben die Wissenschaftler gleich nach dem Bau einer Kleinanlage auf einem Milchviehbetrieb mit 140 Kühen plus Nachzucht in Rheinland-Pfalz vom 1. März 2013 bis Ende 2015 messtechnische Untersuchungen durchgeführt. Ergebnis nach fast drei Jahren: Die Biogasanlage hat sich als gute Ergänzung zum Milchviehbetrieb herausgestellt. Die Wirtschaftlichkeit des Betriebszweiges Biogas ist dabei von den betrieblichen Gegebenheiten vor Ort abhängig. Über die reine Wirtschaftlichkeit der Anlage hinaus gibt es positive Sekundäreffekte für den Gesamtbetrieb. Dazu gehören u. a. mehr Güllelagerkapazitäten, weniger Geruchsemissionen, die Verwertung von Einstreu und Futterresten und die BHKW-Abwärme, die sich in Wohnhaus und Stall nutzen lässt.
Der vor Ort untersuchte Anlagentyp und die Befragung von Anlagenbetreibern und Beratern zeigen, dass Güllekleinanlagen effizient arbeiten können. Kennwerte, die dieses bestätigen, sind unter anderem Gaserträge, BHKW-Wirkungsgrade, Eigenstromverbrauch oder notwendiger Arbeitszeitbedarf.
Optimierungsmöglichkeiten sehen die Forscher vor allem bei der Nutzung der im Betrieb vorhandenen Infrastruktur. Die Untersuchungen bestätigen, dass die Wirtschaftlichkeit sehr stark von den Investitionskosten abhängt. Die Wirtschaftlichkeit steigt daher, wenn vorhandene Einrichtungen, wie z. B. Siloplatte oder Güllelager mitgenutzt werden können. Weitere direkte Einflussmöglichkeiten hat der Landwirt auch bei der Substratbereitstellung und der Abwärmenutzung.
Anhand der erhobenen Daten ist für den Versuchsbetrieb die Kombination aus Milchviehhaltung und Biogas, selbst unter weniger günstigen Bedingungen, rentabel. Bei neuen Anlagen sinkt die Wirtschaftlichkeit automatisch, weil die jeweilige Anfangsvergütung von Jahr zu Jahr abgesenkt wird. Wenn dann noch der maximal mögliche Energiepflanzenanteil von 20 % am Gesamt-Substratinput ausgeschöpft wird, sei ein gewinnbringender Betrieb kaum möglich.
Das Forschungsvorhaben „Untersuchungen zur Effektivität von Biogas Kleinanlagen in Kombination mit der Milcherzeugung“ wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Den über 100 Seiten starken Abschlussbericht können Sie in der Projektdatenbank der FNR kostenlos abrufen.