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Mist wird als Substrat immer beliebter

Der Einsatz von Mist in Biogasanlagen ist interessant. Argumente dafür lieferten auf der Tarmstedter Ausstellung Landwirt Johannes Dierkes und das Biogaslabor Wattrix aus Jever.

Lesezeit: 5 Minuten

Die hohen Maispreise der vergangenen Jahre haben viele Biogaserzeuger veranlasst, nach günstigeren Alternativen zu suchen. In Veredelungsregionen hat sich dabei Mist als interessantes Substrat erwiesen. „Rindermist hat mit 100 m3 Biogas pro Tonne Frischmasse etwa die Hälfte der Gasausbeute von Mais, bei Hühnermist kommen wir dagegen auf 150 bis 200 m3“, erklärte Dr. Melanie Koch, Diplom-Biologin vom Biogaslabor Wattrix aus Jever, Mitte Juli bei einer Podiumsdiskussion während der Tarmstedter Ausstellung. Im Vergleich dazu liegt Mais je nach Qualität bei 180 bis 240 m3 Biogas je t FM. Gerade Geflügelmist gilt damit als echte Alternative zum Mais.


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Allerdings setzt die Biologie dabei Grenzen. Limitierender Faktor ist der Ammoniumstickstoff im Fermenter, dessen Gehalt mit der Zugabe von Hühner- und Hähnchenmist stark ansteigt. „7000 mg pro Liter Fermenterinhalt sind dabei die absolute Grenze, bevor die Biologie umkippt“, warnt Koch. Dieser Wert ist auch nur möglich, wenn sich die Mikroorganismen über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten an den hohen Stickstoffanteil gewöhnen und anpassen.


Bei strohreichem Rinder- oder Pferdemist gibt eher die Anlagentechnik die Grenze vor. Rührwerke und Pumpen müssen das Substrat noch bewegen können. „Bei zu hohem TS-Gehalt im Fermenter kann das Gas nicht mehr entweichen, sodass die Gasausbeute sinkt“, warnt Koch. Bei Bedarf kann die Zugabe von Wasser kurzfristig helfen, die Fließfähigkeit zu verbessern. Eine Zugabe von Zuckerrübenbrei, wie viele Betreiber meinen, hilft dagegen nur zum Teil. „Das Material wird zwar schnell vergoren, aber um einen Fermenter mit hohem TS-Gehalt wieder rührfähig zu machen, müsste man kurzfristig sehr viel Rübenbrei dazu geben. Das belastet die Biologie sehr stark“, erklärt die Laborleiterin.


Aus diesem Grund ist es sinnvoll, Stroh entweder schon bei der Ernte zu zerkleinern oder den Mist vor dem Eintrag in den Fermenter. Ziel müsse es laut Koch sein, die Oberfläche zu vergrößern, um den Bakterien genügend Angriffsfläche zu bieten. Die Zugabe von Enzymen ist dagegen nicht immer hilfreich: Etwa die Hälfte von Kochs Kunden berichtet, dass der Hilfsstoff keine Verbesserungen bringt. Dagegen kann die Zugabe von Eisen-II-Chlorid zur Entschwefelung beitragen, dass sich der Schwefel im Fermenter an das Eisen und nicht so stark an die Spurenelemente bindet. Damit werden diese Stoffe, die für das Bakterienwachstum wichtig sind, frei. „Doch auch mit der Mistzugabe kommen viele Spurenelemente in den Fermenter“, sagt Koch.


Landwirt Johannes Dierkes aus Rastdorf (Emsland, Niedersachsen) setzt seit mehreren Jahren Mist in seiner Anlage mit 265 kW Leistung ein. „Ich wollte damit dem hohen Maispreis begegnen“, erklärt er, warum er sich für das Substrat entschieden hat. Täglich gelangen heute 12 t Mist (etwa 80 % Anteil am Substratmix) in den Fermenter. Dierkes füttert Rinder- und Pferdemist. Zum Einbringen nutzt er den „Unikipp“ der Firma PlanET Biogas. Dieser Schubbodencontainer lässt sich sensorgesteuert kippen, sodass das Substrat per Schwerkraft zu den Querförderschnecken rutscht. „Bei Mist kann das allerdings zu Brückenbildung führen, daher fülle ich bei jeder Fütterung zuerst eine Tonne Mais ein“, erklärt der Landwirt.


Da sich im Fermenter bei dem hohen Anteil Faserstoffen der TS-Gehalt stark erhöht hat und das Substrat kaum noch rührfähig war, hat Dierkes vor zwei Jahren eine Ultraschallanlage nachgerüstet. Mit dieser behandelt er jetzt 24 m3 Fermenterinhalt pro Tag, also 1 m3 pro Stunde. Der Fermenterinhalt hat sich erheblich verändert und ist seitdem viel fließfähiger geworden. „Das hat sogar der Lohnunternehmer bei der Gärrestausbringung festgestellt“, sagt Dierkes.


Der Mist wird bei ihm meistens frisch verfüttert. Wird dagegen einmal mehr angeliefert oder muss es per Schredder zerkleinert werden, siliert der Landwirt ihn anschließend ein, um Gärverluste zu vermeiden. „Das ist gerade im Sommer wichtig, weil die Bakterien bei  Wärme den Mist sehr schnell zersetzen und es zu Methanverlusten kommen kann“, bestätigt auch Biologin Koch.


Für Dierkes ist der Misteinsatz wirtschaftlich, solange dieser einschließlich Transportkosten nicht über 5 €/t kostet. Denn der Rührwerksverschleiß nimmt zu, was die Technikkosten erhöht. Nicht gestiegen sind dagegen die Stromkosten. „Die Ultraschallanlage verbraucht zwar mehr Strom, dafür spare ich Rührwerks-Betriebszeiten ein“, rechnet er vor.


Um die Fließfähigkeit im Auge zu behalten, misst Dierkes den Gehalt an organischer Trockensubstanz (oTS) bei jedem Material. Er weiß genau, wie viel oTS er täglich zugeben darf, um die Anlage nicht zu stark zu belasten. Ungefähr viermal im Jahr zieht er aus Fermenter, Nachgärer und Gärrestlager eine Stichprobe, um den oTS-Gehalt bestimmen zu lassen. „Das ist eine gute Methode. Der oTS-Gehalt bei Maissilage liegt z.B. bei 90 bis 97 %, im Gärrestlager sollte er bei 72 bis 74 % liegen“, erklärt Koch, wie sich die Abbauqualität der Mikroorganismen einfach nachvollziehen lässt. Eine regelmäßige Analytik könne hier Aufschluss über den Abbaugrad der Biologie und somit die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage geben.


Sowohl Koch als auch Dierkes haben festgestellt, dass seit dem vergangenen Jahr mehr Mist auf dem Markt angeboten wird. „Immer mehr Bullenmäster lassen Tiere länger auf Stroh oder halten sie in neuen Strohställen“, sagt Dierkes. Sie nutzen die Biogasanlagen gern, um den Mist zu verflüssigen. Der Gärrest lässt sich leichter ausbringen als Festmist. „Mist bleibt aus wirtschaftlicher, aber auch aus biologischer Sicht ein interessantes Substrat“, resümiert auch Koch.

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