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Buchvorstellung

Mit Aufforstung und Biokohle zu mehr Klimaschutz

In seinem neuen Buch „Der Milliardenjoker“ beschreibt der Wirtschaftswissenschaftler Franz-Josef Rademacher, wie freiwillige Kompensationsmaßnahmen bei Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen jährlich eine Milliarde t CO₂ einsparen können.

Lesezeit: 4 Minuten

„Die Klimafrage ist eine der zentrale Herausforderungen für die Menschheit“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Franz-Josef Rademacher. Dabei sind seiner Meinung nach Bund, Länder, Kommunen und öffentliche Unternehmen besonders gefragt: Sie verursachen jährlich einen Ausstoß von 43 Mio. t CO₂. Mehr als die Hälfte davon entsteht durch den Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden. „Mit Blick auf die zukünftige deutsche Politik wäre es ein großartiges Signal, wenn sie für Deutschland das Ziel formulierte, dass Akteure mit Sitz in Deutschland ab dem Jahr 2025 eine Milliarde Tonne CO₂ jährlich in internationalen Kooperationsprojekten kompensieren und in einer großen gesellschaftlichen Anstrengung zügig auf dieses Ziel hinarbeiten würden“, schreibt Rademacher und gibt damit das Thema seines neuen Buchs „Der Milliardenjoker“ vor. Darin beschreibt er, wie Deutschland und Europa den globalen Klimaschutz revolutionieren könnten. Bei Kompensationspreisen von 10 bis 20 €/t CO₂ geht Rademacher von einer Gesamtsumme von mehr als 20 Mrd. € aus, die den Staatshaushalt aber nicht belasten müssten. Wichtig sei aus seiner Sicht, dass die Politik diese Kompensationsmaßnahmen richtige kommuniziere und Vorurteile dagegen wie den Vorwurf des Greenwashings oder des modernen Ablasshandels bekämpfe. Eine Maßnahme wäre es, nach Standards anerkannte Kompensationsmaßnahmen bei Unternehmen als Betriebsausgaben anzuerkennen. „Wenn Deutschland sich ingesamt auf diese Weise klimapositiv stellt, müssen wir in der nationalen Politik nicht mehr sklavisch Pläne für rein rechnerisch abgeleitete Reduktionsziele verfolgen. In Bezug auf Kohle, Automobile oder die energetische Sanierung von Gebäuden könnten wir mit mehr Augenmaß und vor allem Zeit für Anpassungen und orientiert an Kosten-Nutzen-Überlegungen verfahren“, sagt Rademacher. Die im Moment durch eine Art „Klimaplanwirtschaft“ erfolgende Geldvernichtung in diesem Bereich könne massiv zurückgefahren werden. Konkret kritisiert der Autor hier die planwirtschaftlich anmutenden Vorschläge zur forcierten Stilllegung von Kohlekraftwerken, zur energetischen Rundumsanierung von Gebäuden oder zum flächendeckenden Umstieg auf Elektroautos. Stattdessen sollte die Politik technologieoffener und mit weniger Zeitdruck operieren.

Neuer Denkansatz

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Wie dieser neue Denkansatz gelingen kann, beschreibt Rademacher in seinem 312 Seiten starken Buch. Die freiwillige Klimaneutralität durch globale Kompensationsprojekte sei ein wesentlicher Schlüssel zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels. Als Beispiele für Maßnahmen schlägt er vor:

  • Stilllegen von CO2-Zertifikaten des europäischen Emissionshandelsystems,
  • Zahlen von Entschädigungen für die Stilllegung von Kohlekraftwerken,
  • Entschädigungen für die Nicht-Erschließung neuer Ölfelder in bestimmten Regionen,
  • Finanzierung von Negativemissionen, also der Aufnahme von CO₂ aus der Atmosphäre: Hier empfiehlt Rademacher die Aufforstung, forcierte Humusbildung und den Einsatz von Biokohle (Pflanzenkohle) auf potenziell jeweils bis zu einer Milliarde Hektar degradierter Böden.

Das Buch ist in der Tat ein interessanter und revolutionärer Denkanstoß in der aktuellen Debatte um den Klimaschutz. Weil Rademacher dabei nicht mit erhobenen Zeigefinger von der wissenschaftlichen Kanzel aus agiert und seine Thesen in einer klaren, verständlichen Sprache präsentiert, macht das Buch für verschiedene Zielgruppen lesenswert. So hat er mehrere Gastautoren eingebunden, die praktische Beispiele für die Umsetzung liefern, z.B. Landwirte, Produzenten von pyrolytisch erzeugter Pflanzenkohle oder eine Wissenschaftlerin der Uni Hohenheim, die die Umwandlung von Gärrest in HTC-Anlagen zu Biokohle beschreibt. Auch zur Klimakompensation nennt Rademacher viele Beispiele.

Viele Fakten und Beispiele

Das Buch ist in 6 Teile sowie einen Anhang mit weiteren Gastbeiträgen gegliedert:

  • Teil 1: Einleitung (u.a. mit „Der US-Präsident, Rechtsfragen und deutsche Befindlichkeiten“)
  • Teil 2: Klima und Klimaschutz – die Problemlage richtig verstehen,
  • Teil 3: Thema verfehlt: Missverständnisse dominieren (z.B. mit dem Unterkapitel; „Rasche Dekarbonisierung: Illusionen und Risiken“),
  • Teil 4: Völlig unterschätzt: CO2-Kompensation und Klimaneutralität (u.a. mit dem Unterkapitel „Aufforstung, Humusbildung, Bio-Kohle: Wie sich CO₂ langfristig speichern lässt),
  • Teil 5: Besonders gefordert: Private Akteure, insbesondere „Top-Emitters“,
  • Teil 6: Beispiele und Anregungen.

Anders, als viele andere Sachbücher ist „Der Milliarden-Joker“ auch didaktisch gut aufgebaut. Die einzelnen Kapitel sind farblich abgegrenzt, für den schnellen Leser gibt es jeweils eine zweiseitige Zusammenfassung der Kapitel und viele Literaturhinweise und Internetadressen für weitere Recherche. Fazit: Ein spannendes Buch, dessen Lektüre für Politiker und Wissenschaftler genauso geeignet ist wie für Landwirte und Privatpersonen.

Weitere Infos:

Franz-Josef Rademacher: Der Milliarden-Joker. Wie Deutschland und Europa den globalen Klimaschutz revolutionieren können.

312 Seiten, Hardcover (ISBN: 978-3-86774-612-0), 26 €, Murmann Verlag, Oktober 2018; für 49,99 € gibt eine Scientific-Edition, bei der sich das Buch als E-Book herunterladen lässt.

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