Die Firma BEC–Energie Consult GmbH hat eine neuartige, bodennahe Agri-PV-Anlage entwickelt, die unter anderem auch Hühnern als Schattenspender und Schutz vor Greifvögeln dienen soll. Wir haben mit dem Projektentwickler Peter-Ludwig Gutberlet über das Konzept und die Frage gesprochen, ob Tierhalter evtl. auf eine Förderung nach dem noch nicht verabschiedeten Solarpaket I verzichten können.
Wie genau sieht Ihr Agri-PV-Konzept aus?
Gutberlet: Wir haben vor rund vier Jahren angefangen, eine neu Unterkonstruktion zu entwickeln. Ziel war eine günstige und schnell zu errichtende Anlage, mit der möglichst viel Leistung auf die Fläche kommt. Das Prinzip ist denkbar simpel. Magnelisbeschichtete Bewehrungsstäbe werden dabei in den Erdboden gerammt. Dabei handelt es sich um eine Optimierung der klassischen Stahlverzinkung. Auf den Bewehrungsstäben werden dann speziell entwickelte Halter installiert auf denen wiederum die Module in einer Höhe von 1,20 bis 1,50 m montiert werden. Dadurch ist der Stahlverbrauch gerade gegenüber hoch aufgeständerten Agri-PV System um bis zu 80 % geringer. Diese Materialersparnis ermöglicht uns geringe Preis für unsere Kunden von 3,5 bis 4,5 ct/Watt.
80 % weniger Stahl bei der Unterkonstruktion: Wie sichern Sie die Statik?
Gutberlet: Ja, in der Tat werden wir wegen der filigran wirkenden Unterkonstruktion öfter danach gefragt. Die Statik ist vom Deutschen Institut für Bautechnik zertifiziert. Die Besonderheit liegt in der blockweisen Aufstellung. Bei uns entstehen keine klassischen, hoch aufgeständerten Reihen mehr sondern PV-Blöcke. Die kleineste Einheit der Blöcke ist ca. 8 x 4 Meter ( 4 x 4 Module), die größten Blöcke kommen auf 40 x 40 Meter. Innerhalb eines solchen Blocks sind alle Bauteile miteinander verbunden. Mit Querstreben erhöhen wir die Stabilität. Der Wind findet durch die niedrige Modulhöhe und die besondere Konstruktionsweise keine Angriffsfläche. Die Schneelast dagegen können wir in schneereichen Gegenden mit Verstärkungen der Unterkonstruktion einhalten.
Wenn Sie mehrere Module übereinander platzieren, läuft ja bei Regen relativ viel Wasser herunter und bildet eine Abtropfkante. Wie steht es da mit der Wasserverteilung?
Gutberlet: Jedes Modul hat seine eigene Abtropfkante. Das Wasser sammelt sich nicht über mehrere Module hinweg an und erzeugt dann Abtropfrillen. Unsere Konstruktionsweise hat noch eine Besonderheit: Den Modulabstand von 15 cm in der Horizontalen und 30 cm in der Vertikalen. Durch diese Spalte findet eine natürliche Beregnung der darunter liegenden Fläche statt.
Eine gute Verteilung ist übrigens nicht nur für die Pflanzen wichtig, sondern auch für die Tiere: Es kann passieren, dass die Hühner das verschmutzte Wasser aus den Abtropfrillen trinken. Daher ist es wichtig, dass sich keine größeren Pfützen unter den Modulen bilden.
Wie garantieren Sie den Lichteinfall, damit der Boden nicht permanent beschattet ist?
Gutberlet: Der gerade beschrieben Spalt nach jedem Modul sorgt nicht nur für eine sehr gute Regenwasserverteilung, sondern lässt auch jede Menge diffuses Licht unter die Anlage. Vor allem die gute Licht- und Wasserversorgung unterhalb unserer Anlage sorgt für ein ausgeprägtes Pflanzenwachstum. Unter anderem deswegen entspricht die BECU-Agri-PV der Kategorie 2 der DIN SPEC 91492, der Vornorm für die Tierhaltung. Wenn man nur die Bewehrungsstäbe rechnet, liegt die Flächenversiegelung bei maximal 1 bis 2 %, also deutlich unter den 15 %, die die DIN SPEC vorgibt. Tiere wie z.B. Geflügel, aber auch Schafe oder Schweine, können sich unter der Anlage frei bewegen und finden ein gutes Nahrungsangebot vor. Zudem sorgt die niedrige Aufständerung dafür, dass z.B. Hühner vor Greifvögeln geschützt sind.
Ist denn erwiesen, dass die bodennahe Aufständerung Schutz vor Greifvögeln bietet?
Gutberlet: Nun, die Fachstelle für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz in Wien hat unsere Unterkonstruktion als tierschutzkonform zertifiziert. Sie hat dazu erklärt, dass unsere Agri-PV-Anlage in Auslaufflächen von Legehennen als künstliche Unterschlupfmöglichkeit gewertet werden könne. Die Tiere würden unter den Photovoltaikmodulen Schatten und Schutz vor Greifvögeln finden. Die niedrige Aufständerung und flächendichte Aufstellung sorgt für eine sehr sichere Umgebung. Will man diesen Schutz nun noch erhöhen, so können in den Spalten zwischen den Modulen und den Gängen zwischen den Blöcken zusätzlich noch Netze gespannt werden.
Wir haben ja bislang das Problem, dass die DIN SPEC 91492 keine rechtliche Relevanz hat. Wie gehen Sie damit um?
Gutberlet: Die DIN-SPEC 91492 ist bisher nicht von der Bundesnetzagentur bezüglich EEG-Vergütung anerkannt. Da die BECU-Agri-PV als bodennahe Unterkonstruktion aber ohnehin nicht gefördert wird, ist das irrelevant. Dank der sehr geringen Investitionskosten benötigen wir keine besondere Förderung, um wirtschaftlich zu sein. Relevant ist die Frage der Agri-PV eher für die Frage der Privilegierung nach § 35 BauGB für den 2,5 ha-Bereich. Final entscheidet der Gutachter, ob es sich bei der Anlage um eine bodennahe Agri-PV nach DIN-SPEC 91492 handelt, oder nicht. Die BECU erfüllt jedenfalls die Anforderungen in Bezug auf Geflügel, Schwein und Schaf. Die Sicherheit der Tiere ist gewährleistet, die Tiere können sich frei bewegen und finden durch das gute Pflanzenwachstum Nahrung vor. Die Bodenversieglung ist sehr gering und der Rückbau ist rückstandlos möglich.