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Neue Branchenzahlen und Ausschreibungsergebnis: Biogasmarkt bleibt angespannt

Bei der jüngsten Biomasseausschreibung stellte die Bundesnetzagentur erneut eine Unterdeckung fest. Die Verunsicherung durch das neue EEG wirkt sich auch auf den Bestand aus.

Lesezeit: 7 Minuten

Zum Gebotstermin 1. September 2021 hatte die Bundesnetzagentur für die Biomasse-Auktion 275 Megawatt ausgeschrieben. Es wurden 100 Gebote mit einem Volumen von 86,5 Megawatt eingereicht. Diese Runde war damit erneut deutlich unterzeichnet.

Aufgrund der Unterzeichnung fand wieder die durch das EEG 2021 eingeführte Mengensteuerung für Biomasseanlagen Anwendung. Dafür wurden zunächst die Gebote von Neu- und Bestandsanlagen separiert (7 Gebote für Neuanlagen mit 20,5 Megawatt und 93 Gebote für Bestandsanlagen mit 66 Megawatt) und auf ihre Zulässigkeit geprüft. Sechs Gebote mussten aufgrund von Formfehlern vom Verfahren ausgeschlossen werden. Anschließend wurde das Zuschlagsvolumen jeweils auf 80 Prozent des Volumens der zugelassenen Gebote für Neu- und Bestandsanlagen gekürzt.

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Insgesamt waren noch 73 Gebote mit einem Volumen von 70 Megawatt erfolgreich. Die Gebotswerte der bezuschlagten Gebote liegen zwischen 12,00 ct/kWh und 18,73 ct/kWh. Der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert beträgt 17,48 ct/kWh und ist gegenüber den Vorrunden deutlich gestiegen.

Hauptstadtbüro: „Unterzeichnung nicht hinnehmbar“

Die starke Unterzeichnung der zweiten Ausschreibungsrunde ist nach Ansicht von Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie aus Berlin, nicht akzeptabel. Trotz einer Reihe positiver Entwicklungen des novellierten Erneuerbaren-Energien Gesetzes (EEG), wie beispielsweise der angehobenen Gebotshöchstwerte, zeigten sich erneut die deutlichen Auswirkungen der einschneidenden Verschlechterungen, die mit dem EEG 2021 einhergingen. „Im Speziellen sorgt vor allem die endogene Mengensteuerung für große Verunsicherung, die dazu geführt hat, dass die Unterdeckung nochmals zusätzlich verschärft wurde, was angesichts der Ziele beim Klimaschutz und der drohenden Stromlücke auf großes Unverständnis stößt“, sagte Rostek. Die deutlich erkennbare Zurückhaltung innerhalb der Branche sei angesichts der dadurch entstandenen mangelhaften Investitionssicherheit nicht verwunderlich. Zudem fehle bis zum jetzigen Zeitpunkt den Betreibern die nötige Planungssicherheit bezüglich der beihilferechtlichen Genehmigung des Flexibilitätszuschlags für Bestandsanlagen. „Hier ist mehr Druck von Seiten der Bundesregierung auf die Europäische Kommission wünschenswert“, sagte sie.

Die nächste Bundesregierung sollte sobald wie möglich die endogene Mengensteuerung abschaffen und genauso die Südquote, die ab 2022 die Verunsicherung für Gebote aus nördlichen Bundesländern weiter verstärkt. Außerdem sei es dringend nötig, dass die Europäische Kommission den Flexzuschlag genehmigt. Die Gebotshöchstwerte müssten auf ihre Wirtschaftlichkeit für kleinere und mittlere Anlagen überprüft werden.

Biogasrat: So kann Energiewende nicht gelingen

„So kann Klimaschutz in Deutschland nicht gelingen. Wir brauchen Regelungen, die den Ausbau erneuerbarer Energien in ihrer Gesamtheit fördern und nicht blockieren, wie wir es bei der endogenen Mengensteuerung für Biomasse im EEG 2021 erleben“, kritisierte auch Janet Hochi, Geschäftsführerin des Biogasrates. Wir fordern die künftige Bundesregierung daher auf, zügig und ambitioniert für verlässliche und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen zu sorgen, so dass Investitionen in Klimaschutz möglich und die Potenziale erneuerbarer Systemdienstleister wie Biogas und Biomethan in Deutschland gehoben werden.

Weniger Biogasstrom erwartet

Die Lage für die Biogasbranche wird daher immer angespannter. 2020 verharrte die Biogasstromeinspeisung auf gleichem Niveau, für – für 2021 prognostiziert der Fachverband Biogas sogar einen leichten Rückgang. Fachverbandspräsident Horst Seide erläuterte auf der Pressekonferenz des Verbandes gestern: „Die Branche hat zwar mit der letzten Reform des EEG das lang erwartete Bekenntnis der Politik erhalten, dass die Stromerzeugung aus Biomasse bis 2030 auf heutigem Niveau erhalten bleiben soll. Investitionshemmnisse wie die Südquote oder die endogene Mengensteuerung in den Ausschreibungen sorgen jedoch de facto für einen Abfall der Stromproduktion. Sie sind von einer neuen Bundesregierung unverzüglich zu beseitigen.“

Im Rahmen seiner Pressekonferenz stellte der Fachverband die Branchenzahlen für 2020 inklusive Prognose für 2021 vor. Das Ergebnis: kein nennenswerter Ausbau bei neuen Biogasanlagen, eine Brutto-Stromproduktion auf Vorjahresniveau und ein deutlicher Trend zu mehr flexibler Leistung.

Die Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland ist von 2019 auf 2020 um 97 auf 9.632 gestiegen. Die installierte Leistung erhöhte sich um 376 Megawatt (MW) auf 5.666, wovon 3.793 arbeitsrelevant sind, was einen Rückgang um ein MW gegenüber 2019 bedeutet.

Besonders auffällig ist der Zubau an flexibler Leistung mit 381 MW. „Biogas ist – anders als Wind und Sonne – speicherbar“, erklärte Seide. „Biogasanlagen können Strom erzeugen, wenn er gebraucht wird – auch nachts, an windstillen Tagen oder bei hoher Nachfrage. Dies ist von elementarer Bedeutung für das Gelingen der Energiewende. Die Betreiber sind sich dessen bewusst und bauen ihre Anlagen entsprechend um.“

Hohe Investitionshemmnisse

Die meisten Neuanlagen gingen 2020 in Bayern ans Netz (34), gefolgt von Baden-Württemberg (20) und Niedersachsen (19). Damit stehen nach wie vor die meisten Biogasanlagen in Bayern (2.588) vor Niedersachsen (1.709) und NRW (1.129). Die höchste installierte Leistung verzeichnet allerdings Niedersachsen mit 1.426 MW vor Bayern mit 1.298 MW und Baden-Württemberg mit 535 MW.

Mehr Stilllegungen erwartet

2021 wird sich der Nettozubau neuer Biogasanlagen vermutlich auf 60 Neuanlagen verringern, da aufgrund der zahlreichen und komplexen rechtlichen Anforderungen zunehmend mehr Biogasanlagen nach 20 Jahren Laufzeit im EEG den Betrieb einstellen. Ein Zubau findet fast ausschließlich bei den Güllekleinanlagen statt, von denen 2021 voraussichtlich 93 neue Anlagen ans Netz gehen werden. Spürbar verlangsamt sich nach Schätzungen des Verbandes auch die Flexibilisierung im Bestand, die nur noch einen Leistungszubau von etwa 120 MW Ende des Jahres umfassen könnte. Für Ende 2021 prognostiziert der Verband 9.692 Biogasanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 5.787 MW.

Biogas als Ersatz für Kohle und Atomkraft

„Wir müssen den Bestandsanlagen eine reelle Perspektive zum Weiterbetrieb anbieten“, mahnte der Verbandspräsident. „Wir können weder auf die klimafreundliche Energie noch auf das Knowhow von zwei Jahrzehnten verzichten.“ Dafür bräuchten die Akteure aber verlässliche Rahmenbedingungen, neue Anreize für die Flexibilisierung im Bestand und weniger kostenintensive Auflagen.

Biogasanlagen sind eine unverzichtbare Säule im Energiesystem der Zukunft, betonte Seide. Vor allem im Hinblick auf das Ende der Atomkraft im kommenden Jahr und das Auslaufen der Kohleenergie brauche es einen Energieträger, der flexibel auf Stromschwankungen reagieren kann. Vor diesem Hintergrund und auch mit Blick auf das Potenzial von Biogas für mehr Artenvielfalt auf den Feldern, CO2-Einsparungen in der Landwirtschaft und die Bereitstellung von nachhaltigem regionalem Dünger ist für Verbandspräsident Seide klar: „Biogas ist alternativlos.“

Auch Landesverbände kritisieren Politik

„Technische Regelungen im Anlagenbetrieb und die Umsetzung der Düngeverordnung, wasserrechtliche Vorgaben und insbesondere die Anwendung des Verwertungskonzeptes in Niedersachsen hindern Anlagenbetreiber, für die Energieversorgung notwendige Zukunftsinvestitionen in Angriff zu nehmen. Hierdurch werden auch nachhaltigen und erneuerbaren Wärmeversorgungskonzepten Steine in den Weg gelegt“, kritisiert Silke Weyberg, Geschäftsführerin im Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) Niedersachsen/Bremen.

„Gerade in einem Agrarland wie Schleswig-Holstein sind Biogasanlagen eine wichtige Säule bei der Erzeugung erneuerbarer Energie und erneuerbarer Wärme“, unterstreicht Dr. Fabian Faller, Geschäftsführer LEE SH. Vor allem im ländlichen Raum lieferten Biogasanlagen klimafreundliche Wärme. Sie beheizen Schulen, Turnhallen, Krankenhäuser oder Seniorenheime und zum Teil auch ganze Ortschaften mit Biogaswärme. In Schleswig-Holstein erzeugten Biogasanlagen schon 2019 rund 13,4 % der benötigten Wärme. Sie stellen damit laut LEE den weitaus größten Anteil der erneuerbaren Wärme bereit. „Ohne den weiteren Ausbau dieser Energiequelle wird die Landesregierung ihr Ziel nicht erreichen, den Anteil der Wärme aus erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch Wärme bis 2030 auf mindestens 38 % zu erhöhen“, so Faller.

Durch Verwertung von Gülle trügen Biogasanlagen außerdem erheblich zur Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen der Landwirtschaft beitragen. In Deutschland vermeiden Biogasanlagen aktuell pro Jahr über 20 Mio. t CO2, in Schleswig-Holstein etwa 1,8 Mio. t.

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