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Neue Ideen für die Zeit nach dem EEG

Auf dem Biogas-Praxisseminar „Bio2020Plus“ zeigten Experten, wie Landwirte künftig mit Biogas Geld verdienen können. Der Stromverkauf ist nur eine Möglichkeit. 


Lesezeit: 4 Minuten

Was kommt nach der Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)? Lässt sich mit der Erzeugung von Biogas noch Geld verdienen, wenn es keine feste Vergütung für den Strom mehr gibt? Und welche Märkte werden interessant? Mit diesen Fragen beschäftigten sich am Dienstag (5.11.2019) mehrere Experten auf dem einem Praxisseminar, das Teil des Projekts „Bio2020Plus“ ist. „Die ersten Anlagen bekommen ab 2021 keine Vergütung mehr. Eine Verlängerung über die Ausschreibung ist für viele Betreiber keine Option, wie die verhaltene Resonanz zu den vergangenen Ausschreibungsterminen zeigt“, erkärte Bernd Geisen, Geschäftsführer des Bundesverbandes Bioenergie. Darum besteht die Sorge, dass Betreiber von bestehenden Anlagen aussteigen, wenn es keine Perspektive für die Anlagen mehr gibt. Dazu kommt, dass seit dem EEG 2012 wegen der schlechten Förderbedingungen bis auf kleine Gülleanlagen kaum noch neue Biogasanlagen dazu gekommen sind. „Heute produzieren Biogas- und Biomasseanlagen rund 52 Mrd. kWh Strom im Jahr. Im schlechtesten Fall wird es zu einem Rückbau der Anlagen und damit zum Rückgang der Leistung kommen. Das wäre absurd angesichts der 65 Mio. t CO2-Einsparung, für die Biomasseanlagen heute im Stromsektor jährlich sorgen“, betonte Geisen.

Verschiedene Perspektiven

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Im Projekt Bio2020Plus geht es daher darum, Betreibern neue Perspektiven für den Weiterbetrieb aufzuzeigen. Das könnte sein:

  • Verkauf von Wärme durch optimierte Wärmenutzungskonzepte,
  • Nutzung von Reststoffen bzw. günstigeren Einsatzstoffen wie Gülle,
  • Angebot von flexibler Leistung,
  • Angebot von Systemdienstleistungen wie Regelenergie,
  • Direktversorgung von Kunden mit Strom,
  • Verkauf von Biomethan als Kraftstoff,
  • Eigenstromnutzung,
  • Anwendung von Bioraffineriekonzepten,
  • Gärproduktvermarktung.

Tipps der Experten

In mehreren Vorträgen zeigten die Referenten, wie wirtschaftlich diese Optionen sind und was dabei zu beachten ist:

  • Peter Schünemann-Plag von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeigte, dass sich mit dem Angebot flexibler Leistung im Schnitt höchstens 1 ct/kWh mehr erlösen lässt. Mit der Flexprämie habe der Gesetzgeber vor allem größere Anlagen gefördert. Für den Weiterbetrieb riet er den Betreibern, frühzeitig von bonioptimierten Investitionen abzusehen, sondern auf effiziente Technik zu setzen.
  • Henning Behrens von der EWE Vertriebs GmbH sieht in Biogasanlagen eine wertvolle Energiequelle, die als Biobatterie fungieren kann. Denn damit ließe sich Energie auf dem Feld, im Silo und im Behälter speichern und bedarfsgerecht erzeugen. Er rät dazu, in intelligente Steuerungstechnik zu investieren, um automatisierte Fahrpläne zu nutzen und Strom nur zu den teuersten Stunden zu produzieren. Sein Credo: Mehr Überbauung führt nicht unbedingt zu mehr Erlös. Denn: Wer hoch überbaut, hat nur wenig Betriebsstunden und muss dann genau die Stunden treffen, in denen Strom teuer ist. Er geht davon aus, dass aufgrund des Kohle- und Atomausstiegs die Fluktuation im Stromnetz zwar zunehmen wird. Allerdings werde die zunehmende Digitalisierung das ausgleichen, was den Bedarf an regelbaren Biogasanlagen nicht unbedingt steigen ließe.
  • Auch Jan Dujesievken von Hamburg Energie riet Anlagenbetreibern dazu, auf automatisierten Fahrplanbetrieb zu setzen. Die Vermarktung ließe sich mit guten Prognosen optimieren. Wichtig sei dabei aber, neben Wetterdaten und Strompreisen auch die vorhandene BHKW-Technik und die Wärmeproduktion des BHKW zu berücksichtigen.
  • Hans Freiherr von Donop von der Vapora GmbH stellte ein Konzept zur Gärrestaufbereitung vor, das sich seit sechs Jahren auf einer Anlage in Groningen (Niederlande) bewährt habe. Derzeit würden zehn Anlagen im Landkreis Emsland zusammengefasst, die gemeinsam ihren Gärrest aufbereiten wollen. In einer Bioraffinerie mit einem Jahresbedarf von 120.000 t sollen neben einleitfähigem Wasser verkaufsfähige Mineralstoffpellets, Huminstoffe und Ersatzbrennstoffe entstehen.
  • Anlagenbetreiber Felix Müller aus Rastede berichtete vom erfolgreichen Umstieg von Mais- auf Grasvergärung. Als Erfolgsschlüssel dafür haben sich die Nachrüstung eines Langachsrührwerks im Fermenter, Frequenzumrichter und eine Ultraschallaufbereitung erwiesen. Zudem produziert er Grassilage ganz speziell für die Biogasanlage mit 250 kW, die er sehr feucht mit maximal 30 % TS erntet.
  • Jaqueline Daniel-Gromke vom Deutschen Biomasse-Forschungszentrum aus Leipzig zeigte als Ergebnis einer Studie („Biogas 2030“) auf, dass die Stromproduktion künftig nicht das Hauptstandbein der Anlagen sein wird, sondern eher Dienstleistungen wie die Güllebehandlung zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Zudem sieht sie im Verkauf von Biomethan als Kraftstoff viele Perspektiven. Trotzdem mahnte sie die Bundesregierung, der Biogasbranche eine klare Linie vorzugeben.
  • Philipp Nicklaus vom Anlagenhersteller AB Energy stellte eine Biogasaufbereitung zu Biomethan mithilfe einer Membrantechnik vor, die sehr kostengünstig sei. Eine Option könnte eine eigene Biomethantankstelle für CNG sein. Bei einer Mindestgröße der Aufbereitungsanlage mit einer Kapazität von 250 m³ Rohgas pro Stunde müssten allerdings 175 Pkw oder 17 Lkw pro Tag tanken, damit das Konzept wirtschaftlich sei.

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