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Lärmbelästigung

Neue Langzeit-Studie: Kein Zusammenhang zwischen Infraschall und Belästigung

Forscher haben im Projekt TremAc die Auswirkungen von Infraschall und Bodenerschütterungen untersucht. Auch das UBA fand in einem Experiment keine Hinweise auf Belästigungen.

Lesezeit: 4 Minuten

Wissenschaftler können keinen Zusammenhang zwischen akustischen oder seismischen Wellen und körperlichen oder psychischen Beschwerden plausibel nachweisen. Das ist das Ergebnis der weltweit einzigartigen Studie „Objektive Kriterien zu Erschütterungs- und Schallemissionen durch Windenergieanlagen im Binnenland“ (kurz: TremAc). Hierfür haben die Projektpartner die Auswirkungen von Infraschall und Bodenerschütterungen untersucht. 2012 und 2014 analysierten Forscher bereits die Schallwirkung, 2018 widmete sich der Verbund TremAc insbesondere tieffrequentem Schall (inkl. Infraschall) sowie seismischen Wellen (Bodenerschütterungen). Nun wurden die Ergebnisse von Deutschlands umfangreichster Schallforschung veröffentlicht.

Unterhalb der Wahrnehmungsschwelle

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Für die Studie wurden Anwohner des Windparks Wilstedt und auch der Windenergieanlage Ingersheim befragt. Die geäußerten Symptome konnten dabei nur subjektiv auf den Betrieb eines Windrads zurückgeführt werden. „Die tieffrequenten Schallamplituden, die sich dem Anlagenbetrieb zuordnen ließen, waren äußerst gering“, verdeutlicht Dr. Johannes Pohl, Diplom-Psychologe am Institut für Psychologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Und auch die gemessenen Bodenschwinggeschwindigkeiten wiesen Amplituden auf, welche um ein Vielfaches unterhalb der Spürbarkeitsgrenze des Menschen liegen. Dies macht es unwahrscheinlich, dass diese Wellenarten Stresseffekte auslösen oder ein Grund für erlebte Belästigungen sein können.“

Maßnahmen zur Lärmminderung

2018 hat das Cluster unter anderem im Windpark Wilstedt in der Nähe Bremens geforscht und dabei Windenergie-Immissionswirkungen auf Akzeptanz, Wohlbefinden und Gesundheit der Anwohner analysiert. Als Projektpartner beteiligten sich das Karlsruher Institut für Technologie, die Universität Stuttgart, die Technische Universität München, die Universität Bielefeld, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und das Unternehmen Mesh Engineering. Als Anlagenhersteller unterstützte Enercon die Studie, als Betriebsführer des Windparks Wilstedt die wpd windmanager GmbH & Co. KG. Aufgrund der Forschungsergebnisse der Vorgängerstudie wurden mit den Anwohnern bereits Maßnahmen ergriffen, um Fragestellungen der Akzeptanz zu lösen. Dazu gehörte unter anderem 2017 die Installation von Serrations (Zackenbänder an den Rotoren), um den Geräuschpegel der Enercon-Anlagen zu reduzieren.

Versachlichung der Diskussion

„Der Windpark Wilstedt ist das wohl am besten untersuchte Windprojekt Deutschlands“, erklärt Dr. Klaus Meier, Geschäftsführender Gesellschafter von wpd windmanager. „Im Dialog mit den Anwohnern tauchte immer wieder der Infraschall auf. Darum haben wir uns entschlossen, dieses diffuse Thema einmal wissenschaftlich anzugehen. Die Ergebnisse zeigen, dass das genau der richtige Ansatz war.“ Daniel Kurreck, Regionalleiter von der wpd onshore, ergänzt: „Das Thema Infraschall wird sehr subjektiv wahrgenommen und die Diskussionen auf sehr emotionaler Ebene geführt“. Mit den Ergebnissen als Grundlage soll das Thema nun auf sachlicher Ebene weiter diskutiert werden.

Studie des UBA bestätigt Ergebnis

Eine Experimentalstudie des Umweltbundesamtes (UBA) kommt zu einem ähnlichen Fazit. Unter kontrollierten Bedingungen auf einem ehemaligen Kasernengelände bei Flensburg wurden insgesamt 44 Personen innerhalb von circa acht Stunden mit vier unterschiedlichen Infraschallgeräuschen beschallt. Die Beschallungsdauer betrug je 30 Minuten. Während und nach der Beschallung wurden die physiologischen Parameter Herzfrequenz, Blutdruck, Hirnrinden-Aktivität und Gleichgewichtswahrnehmung gemessen. Dabei konnten keine statistisch signifikanten Veränderungen festgestellt werden, die auf Infraschall zurückzuführen waren. Mit Fragebögen wurde das akute Belästigungsempfinden erhoben. Die Infraschallgeräusche lagen im Frequenzbereich von 3 Hz bis 18 Hz mit Schalldruckpegeln zwischen 105 und 85 dB.

Hintergrund ist, dass stationäre Geräte wie Kühlschränke, Wärmepumpen und technische Anlagen wie Windenergie- oder Biogasanlagen tieffrequenten Schall einschließlich Infraschall ausstoßen. Infraschall ist definiert als Schallwellen im Frequenzbereich unter 20 Hertz und ist für die meisten Menschen nicht mit dem Gehör wahrnehmbar.

Ergebnisse können nicht verallgemeinert werden

Allerdings weist das UBA darauf hin: Die Studie wurde als Experimentaluntersuchung mit einer geringen Anzahl von Versuchspersonen und einem vergleichsweise kurzen Beschallungszeitraum mit synthetischen reinen Infraschallsignalen durchgeführt. Daher können die Forschungsergebnisse nicht generalisiert und daraus keine möglichen langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Infraschallimmissionen im Wohnumfeld abgeleitet werden. Um mögliche bislang nicht bekannte Langzeiteffekte zu identifizieren, bedarf es einer epidemiologischen Langzeitstudie im Wohnumfeld. Das Umweltbundesamt beabsichtigt daher, im kommenden Jahr ein vorbereitendes Forschungsvorhaben zu diesem Thema durchzuführen.

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