topplus Investitionen statt Förderung

Neue Studie: Gute Marktchancen für naturbasierte CO2-Speicherung in Deutschland

Eine Studie des Think Tanks Climate Focus offenbart hohes Marktpotenzial für naturbasierte CO2-Speicherung in Deutschland. Wie kann die Land- und Forstwirtschaft in den Kohlenstoffmarkt einsteigen?

Lesezeit: 4 Minuten

„Think negative - Denk negativ“. Das Motto ausgewiesener Pessimisten soll künftig auch im Klimaschutz gelten. Schließlich reicht es nicht, Treibhausgasemissionen (THG) zu vermeiden - aus Sicht von Klimaschützern muss die Bilanz sogar umgekehrt werden. Das bedeutet in der Praxis entweder, CO2 im Boden zu verpressen (CCS) oder in Form von Kohlenstoff im Boden zu fixieren. Während CCS in Deutschland durchaus umstritten ist, gilt die naturnahe C-Fixierung vielen als potenzieller Gamechanger, der sich auch wirtschaftlich am freien Markt darstellen ließe.

Natur- und Klimaschutz zusammen denken

So lautet zumindest eines der Ergebnisse der Studie „Negative Emissionen in Land- und Forstwirtschaft. Ein Win-Win-Win für Klima, Natur und Wirtschaft. Handlungsempfehlungen für funktionierende Kohlenstoffmärkte.”, die vom Deutschen Verband für Negative Emissionen (DVNE) in dieser Woche in Berlin vorgestellt wurde.

Für die Mitautorin Prof. Charlotte Streck steht fest, dass naturbasierte Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung nicht die alleinige, aber eine entscheidende Lösung für den globalen Klimaschutz sind. Nach Darstellung der Präsidentin des Think Tanks Climate Focus werden diese allein bis 2030 bis zu 37 % der weltweiten THG-Vermeidung leisten. Dem stehe allerdings die Tatsache entgegen, dass beispielsweise der Landsektor in Deutschland seit 2018 wegen Dürren und Kalamitäten Emittent statt Senke sei. Dies zeige, dass Klimaschutz immer in Kombination mit Arten- und Naturschutz gedacht werden müsse, um die Klimaschutzfähigkeit solcher Biotope zu erhalten.

Enormes wirtschaftliches Potenzial zur Kohlenstoffspeicherung

Ist das gewährleistet, könnten Land- und Forstwirtschaft laut Streck aber ein enormes Potenzial zur Speicherung von Kohlenstoff entwickeln. Das wäre womöglich die Grundlage für ein Marktmodell zur Mobilisierung privater Investitionen über Kohlenstoffmärkte, das sowohl dem Klimaschutz als auch Natur und Wirtschaft dienlich wäre.

Wie aus der Studie hervorgeht, beträgt das Marktpotenzial für naturbasierte Lösungen in Deutschland bei einem Preis von 150 € pro Tonne gespeichertem CO2 schätzungsweise bis zu 33 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich bis 2050, was fast einer Milliarde Euro an privaten Mitteln jährlich entspricht. Allerdings werde dieser Spielraum bei Weitem nicht ausgeschöpft, da die Märkte in Deutschland noch in den Kinderschuhen stecken und durch mangelnde politische Unterstützung, rechtliche Unsicherheiten bezüglich Doppelzählung und Permanenz sowie der Glaubwürdigkeit von Klimaaussagen und spezifische Hürden, wie etwa für Biokohle, gehemmt werden. Bisher werde deshalb über laufende Projekte in Deutschland gerade einmal 1 % des jährlichen Entnahmepotenzials ausgenutzt, verdeutlicht Streck.

Politik muss Rahmen setzen

Um dies zu ändern, formuliert die Studie acht Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung, die darauf abzielen, Investitionssicherheit durch klare politische Bekenntnisse und rechtliche Klarstellungen zu schaffen, die Nachfrage strukturell zu fördern und die Projektentwicklung zu erleichtern:

  1. Klares Bekenntnis zum freiwilligen Kohlenstoffmarkt
    Die Bundesregierung muss sich klar zur Rolle von Kohlenstoffmärkten und naturbasierten Lösungen bekennen.

  2. Klarstellung zur Doppelzählung
    Unternehmen sollten freiwillig erworbene Klimaschutzleistungen zur Kompensation in ihren Klimabilanzen anrechnen können.

  3. Klarstellung zur Permanenz und zum Klimanutzen von naturbasierten Lösungen
    Naturbasierten Lösungen sind entscheidend, um Klimaziele zu erreichen und Temperaturspitzen zu vermeiden.

  4. Klarstellung zu Klimaaussagen von Unternehmen
    Unternehmen brauchen Klarheit, welche glaubwürdigen Klimaaussagen empfohlen werden und welche Rolle Zertifikate im Rahmen dieser Aussagen spielen können.

  5. Klarstellung der Förderfähigkeit von CO2-Entnahme-Projekten
    Zweifel über die Förderfähigkeit müssen aus dem Weg geräumt werden.

  6. Beseitigung von rechtlichen Hürden für Biochar
    Es gibt einen gesetzlichen Regelungsbedarf, insbesondere im Bereich von Biochar, der unnötige Investitionshürden aus dem Weg räumen würde.

  7. Schaffung von Nachfrage nach Zertifikaten
    Die Bundesregierung sollte die Nachfrage nach Zertifikaten direkt ankurbeln.

  8. Erleichterung der Projektentwicklung
    Die Bundesregierung sollte die Entwicklung von Projekten durch Transparenz, Marktinfrastruktur, Kooperationen sowie die Identifizierung und das Verfügbarmachen von Flächen fördern.

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.