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Neue Studie räumt mit Artenschutz-Vorurteilen auf

Immer wieder werden Kollisionen von Vögeln mit Anlagen als Argument gegen die Windkraft verwendet. Eine groß angelegte Studie in 46 Windparks zeigt, wie ernst das Problem wirklich ist.

Lesezeit: 5 Minuten

Als „Vogelschreddermaschinen“ werden Windenergieanlagen seit Jahren von Windkraftgegnern gegeißelt. Auch regionale Naturschutzverbände oder Bürgerinitiativen nutzen dieses Argument zum Teil sehr unsachlich, um Windparks vor Ort zu verhindern. Wie sehr der Vogelbestand unter Windparks leidet, haben jetzt vier Forschungsinstitute aus Oldenburg, Rostock, Husum und Bielefeldim Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums dreieinhalb Jahre lang an 46 Windparks in mehreren norddeutschen Bundesländer systematisch untersucht. Der Schlussbericht dieser "Progress"-Studie liegt jetzt vor.


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Nach Ansicht der Forscher lagen bislang nur lokale Untersuchungen vor. Auch waren die Funde von Kollisionsopfern eher zufällig und Hochrechnungen sehr ungenau. Mit der aktuellen Studie soll es jetzt eine Grundlage geben, um den Ausbau der Windenergie im Einklang mit dem Naturschutz besser planen zu können.


Bei der systematischen Suche fanden die Wissenschaftler in dem Zeitraum 291 Vögel. Am häufigsten waren dabei die weit verbreiteten Arten Ringeltaube und Stockente. Unter den fünfzehn am häufigsten gefundenen Arten befinden sich fünf Zielarten des Projektes: Mäusebussard, Kiebitz, Goldregenpfeifer, Rotmilan und Turmfalke. Wasservögel wie Enten, Gänse, Watvögel und Möwen stellen zusammen fast die Hälfte der Funde. Anders, als vielfach in den Medien dargestellt, dominieren Greifvögel die Fundliste nicht. Das Resümee: Absolut gesehen kollidieren vor allem häufige Arten, die sich innerhalb von Windparks aufhalten und die Windräder nicht meiden wie z. B. Feldlerche, Star, Ringeltaube, Stockente, Mäusebussard oder Möwen. In Relation zur Bestandsgröße kollidieren Greifvögel überproportional häufig.


Deutlich wurde, dass in weitaus geringerem Maße als bislang angenommen mit einer Verschleppung möglicher Kadaver zu rechnen ist. Mit diesem Argument wurde bislang die Zahl der Funde auf die tatsächliche Zahl der Kollisionsopfer je nach Interessenlage zum Teil sehr großzügig hochgerechnet. Doch jetzt haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass weniger als 10 % der Kadaver von nahrungssuchenden Tieren verschleppt wurden. Entsprechend gering ist ein anzusetzender Hochrechnungsfaktor.


Anhand von wissenschaftlichen Kriterien und Korrekturfaktoren haben die Studienautoren die insgesamt pro Jahr auftretenden Kollisionszahlen für das Projektgebiet in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg hochgerechnet. Damit kommen sie auf eine Größenordnung von 7.800 Mäusebussarden, 10.000 Ringeltauben und 11.800 getöteten Stockenten pro Jahr. Dies sind bezogen auf den Brutbestand im Projektgebiet 0,4 % bei der Ringeltaube, 4,5 % bei der Stockente und 7 % beim Mäusebussard.


„Bisher in Öffentlichkeit und Medien verbreitete Zahlen zu Kollisionen von Vögeln stützten sich immer auf Zufallsfunde und wissenschaftlich nicht nachvollziehbare Hochrechnungen und Schätzungen. Erstmals liegt nun eine wissenschaftlich fundierte Analyse zur Frage der Kollision von Vögeln mit Windkraftanlagen vor“, bewertet der Bundesverband Windenergie (BWE)die Studie. Die Studie zeige, dass Gänse und Kraniche Windparks deutlich ausweichen. Auch die millionenfach, vor allem nachts ziehenden Singvögel seien nicht von Kollisionen mit Windenergieanlagen betroffen.


Der Schlussbericht könne trotz weiter bestehendem Forschungsbedarf deutlich dazu beitragen, die Debatten um Artenschutz zu versachlichen. „Die Branche will eine nachhaltige und umweltschonende Energiewirtschaft und unternimmt deshalb alles, um Kollisionsrisiken bestimmter Tierarten zu minimieren“, erläutert Jan Hinrich Glahr, Vizepräsident des BWE. Dazu gäbe es eine Fülle von Möglichkeiten, die im Einzelfall entsprechend den topografischen Bedingungen am jeweiligen Anlagenstandort und den dort vorkommenden Arten im Genehmigungsverfahren bestimmt  würden. Diese reichen von der Anordnung der Anlagen, der Gestaltung des unmittelbaren Umfeldes, Biotopaufwertungen zur Stärkung von Populationen und Ablenkpflanzungen im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen bis hin zu einem Abschaltmanagement zu relevanten Zeiten.


Es sei ersichtlich, dass der größte Teil von Kollisionen auf die häufigen und ungefährdeten Arten der Agrarlandschaft  entfällt, die zum Teil sogar bejagt würden. Und es habe sich gezeigt, dass die auf Zufallsfunden aufbauende zentrale Fundopferdatei der Vogelschutzwarte Brandenburg durch einen höheren Anteil auffälliger und damit leicht auffindbarer Arten zu falschen Schlussfolgerungen führt

Nachvollziehbar beschrieben werde die Frage möglicher negativer Auswirkungen auf das Populationsniveau. „In diesem Zusammenhang verweist die Studie ausdrücklich auf Faktoren wie Habitatsveränderungen, die zu geringerer Nahrungsverfügbarkeit führen, sowie Kollisionen im Straßen- und Schienenverkehr.


„Die Studie gibt ausdrücklich Entwarnung für den größten Teil der Vogelarten und arbeitet heraus, dass pauschale Abstandsradien in ihrer Wirksamkeit beschränkt sind, weil die Flugaktivitäten sich unterschiedlich verteilen und sich im Jahresverlauf und über Jahre verändern“, resümiert Glahr. Kollisionen würden nicht mit Landschafts- und Anlagenparametern zusammenhängen. Auch seien vorhandene Prognosemodelle nicht geeignet, Kollisionsraten anhand des Flugverhaltens der Vögel vorherzusagen.


Für den Mäusebussard sehen die Wissenschaftler weiteren Untersuchungsbedarf, um zu erkennen, welche Faktoren hier Bestandsrückgänge verursachen. Bis dahin wird empfohlen, mit der Errichtung von Windkraftanlagen verbundene Ausgleichsmaßnahmen so vorzunehmen, dass der Mäusebussardbestand gestützt wird.

 „Die Studie liefert eine solide Datenbasis, die deutlich macht, dass die Genehmigungspraxis den Artenschutzes bereits umfassend berücksichtig. Für den BWE ist es wichtig, die jeweilige Population zu betrachten und Maßnahmen umzusetzen, die deren Entwicklung unterstützen“, machte Glahr deutlich.

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