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topplus Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse

Neuer Bericht: Biokraftstoffe verschärfen nicht den Hunger auf der Welt

Der UFOP-Bericht zur globalen Marktversorgung macht deutlich, dass nur ein Bruchteil der weltweiten Getreide- und Ölsaatenbestände zu Biokraftstoffen verarbeitet werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Die weltweit geerntete Getreidemenge von 2,8 Mrd. t reicht rechnerisch aus, um die Weltbevölkerung mit 350 kg Getreide und 27 kg Öl pro Kopf zu versorgen. Damit müsste niemand hungern. Aber die Versorgung ist sehr heterogen, es gibt eine sehr ungleichmäßige Verteilung. So kommt Afrika lediglich auf 145 kg Getreide und 6 kg Pflanzenöl je Einwohner. Das zeigt der aktuelle Bericht zur globalen Marktversorgung, den die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) gestern vorgestellt hat. „Ende 2016 hat die EU wegen der immer wieder aufgebrachten Tank-Teller-Diskussion Vorschläge zur Neufassung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED) vorgelegt, die das Ende der Erfolgsgeschichte der nachhaltigen Biokraftstoffe bedeutet hätte. Das war der Auslöser für die UFOP, einen Bericht über die weltweite Nahrungsmittelversorgung zu veröffentlichen, um einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion zu leisten“, erklärte UFOP-Geschäftsführer Stephan Arens Dienstagmorgen auf der digitalen Pressekonferenz des Verbandes. Das jetzt vorliegende Papier ist mittlerweile der dritte Bericht dieser Art.

Nur ein Bruchteil für die Biokraftstoffindustrie

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Der Bericht zeigt mit sehr vielen Grafiken, dass von den weltweit erzeugten rund 2,8 Mrd. t Getreide nur 165 Mio. t zu Biokraftstoffen verarbeitet werden. Das sind 8 % der weltweiten Getreideernte. Der Großteil (1 Mrd. t) geht in die Futtermittelindustrie, 0,7 Mrd. t wird zu Nahrungszwecken verwendet. Wie UFOP-Biokraftstoffexperte Dieter Bockey aus dem Bericht zitierte, sind die USA mit 60 Mio. t der größte Produzent des Biokraftstoffs Ethanol aus Getreide. Rohstoffbasis ist hier allerdings Mais. Während in der Nordhalbkugel neben Getreide und Mais auch Zuckerrüben für die Bioethanolproduktion verwendet werden, kommt in Ländern wie Brasilien, Thailand oder den Philipinen Zuckerrohr zum Einsatz.

Bei den Ölsaaten werden von der insgesamt global geernteten Menge von 511 Mio. t (Wirtschaftsjahr 2020/21) 46 Mio. t (2 %) zu Biodiesel oder hydriertem Pflanzenöl (HVO) verarbeitet. Sehr kritisch sei in diesem Zusammenhang die zunehmende Urwaldrodung in Brasilien für den Anbau von Soja, aber auch die Verwendung von Palmöl. Dieses macht mit 40 % den größten Teil der 46 Mio. t Ölsaaaten für die Biokraftstoffproduktion aus, gefolgt von Soja mit 11,5 Mio. t (25 %) und 6,5 Mio. t Raps (14 %). In der EU werden laut UFOP rund 15 Mio. t Biodiesel und HVO produziert. Hier ist Rapsöl mit 38 % die wichtigste Rohstoffquelle, das sind rund 5,7 Mio. t, gefolgt von Palmöl mit 4,5 Mio. t (30 %) und 2,9 Mio. t (19 %) aus Altspeisefetten.

Wichtige Quelle von Eiweißfutter

Bockey betonte in dem Zusammenhang die Bedeutung von Raps als Rohstoff für die EU. 5,7 Mio. t Rapsöl werden in der EU für die Biodieselproduktion verwendet, was etwa 4 Mio. ha Anbaufläche bedeutet. „Bei der Rapsverarbeitung fällt aber nicht nur das Öl an, sondern mit rund 60 % auch Rapsschrot. Somit ist klar, dass die Kombination aus Biokraftstoffpolitik und Eiweißpolitik hier eng miteinander zusammenhängen“, sagte er.

Bei der Rapsölverarbeitung fallen jährlich 2,8 Mio. t Rapsschrot an. Das entspricht rund 2,3 Mio. t Sojaschrot (gemessen am Futterwert) oder rund 1 Mio. ha Sojaanbaufläche. „Diese Menge müssten wir importieren, wenn Biodiesel aus Raps nicht mehr verwendet werden sollte“, machte er deutlich.

Witterung und Regierungsführung für Hunger verantwortlich

Der UFOP-Vorsitzende Detlef Kurreck betonte unter Hinweis auf die von Hunger und Mangelernährung bedrohten Regionen, dass vielfach eine verantwortungslose Regierungsführung und regional auch witterungsbedingte Einflüsse wie Trockenheit oder auch zu viel Regen die Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährde. Es komme daher auf die Solidarität der reichen Industrieländer an, um eine Grundversorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen und deren Entwicklungsperspektive zu verbessern. Einer Extensivierungsstrategie, wie sie aktuell mit dem Green-Deal verfolgt werde, erteilte Kurreck dagegen eine Absage. Widersprüchlicher könne die Politik für die europäische Landwirtschaft nicht sein: Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse werde die Entwicklungsperspektive durch Kappungsgrenzen und dem Verbot der Investitionsförderung unter stetigem Hinweis auf die Tank oder Teller-Debatte entzogen, während sich der Green Deal als einseitige Extensivierungsstrategie entpuppe. Das Ergebnis sei eine abnehmende Grundversorgung aus der europäischen Produktion. „Es stellen sich bereits Drittstaaten darauf ein, Ware in die EU exportieren zu können. Das würde weltweit zu einer Verschiebung der Warenströme führen“, erwartet er. Aktuell verschlechtere die EU-Kommission systematisch die Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten.

Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse seien eine wichtige Mobilisierungsreserve für die globale Nahrungsmittelversorgung. Kurreck wies auf die Brückenfunktion der Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse hin. Diese seien ein jetzt und global verfügbarer Beitrag für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Gerade deshalb müsse die Europäische Union ihrer oft betonten Vorreiterrolle gerecht werden. Die über die gesamte Warenkette einzuhaltenden Nachhaltigkeitsstandards müssten daher sachgerecht weiterentwickelt werden.

Perspektiven für und nicht gegen die Landwirte wichtig

Der UFOP-Vorsitzende unterstrich die weltweite Vorreiterrolle von Biokraftstoffen. Dem Bericht zufolge sei der Flächenbedarf für deren Produktion mit einem Anteil von 7 Prozent an der globalen Anbaufläche vergleichsweise gering. Dennoch gehe gerade dieser Sektor mit EU-rechtlich verbindlichen Nachhaltigkeitsanforderungen über die gesamte Warenkette voran. Vor diesem Hintergrund begrüßte Kurreck die Verschärfung der Anforderungen in der Reform der Erneuerbare Energien-Richtlinie (RED II), die aktuell in nationales Recht umgesetzt wird. Die zukunftsweisenden Perspektiven für die Landwirtschaft müssten mit und nicht gegen den Berufsstand entwickelt werden. Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse wie Raps als Proteinlieferant und Blühpflanze gehörten dazu.

Der UFOP-Bericht zur globalen Marktversorgung 2020/2021 steht als Download zur Verfügung: www.ufop.de/index.php/download_file/9823/

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