Jedes Jahr fallen in Deutschland über 10 Mio. t Stroh aus der Landwirtschaft, Halmgut aus der Landschaftspflege sowie von Flächen, die aus naturschutzfachlichen Gründen einmal jährlich gemäht werden, an. Sie lassen sich energetisch nutzen. Das entspricht einem Energiegehalt von etwa 140 PJ und liegt damit immerhin in der Größenordnung der derzeitigen Energie-Erzeugung aus Photovoltaik in Deutschland.
Trotz dieser hoffnungsvollen Voraussetzungen werden bisher jedoch nur vergleichsweise wenige Heizwerke mit Stroh, Heu, Paludibiomasse (Aufwuchs von Moorflächen), Miscanthus oder sonstigem Halmgut betrieben.
Fundierte Planungsdaten
Mit dem Ziel, Landwirten und Kommunen fundierte Informationen zum Heizen mit Halmgut geben zu können, untersuchte die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern (LFA) vier mit Stroh bzw. Heu zur Nahwärmeversorgung betriebene Heizwerke (500 bis 1.000 kW) und ein Stroh-Heizkraftwerk (49 MW), bestimmte die Wärme- bzw. Energiegestehungskosten in Abhängigkeit von der Anlagenauslastung sowie die Erfolgsfaktoren. Zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit wurden den Wärmegestehungskosten von Halmgutheizwerken die einer Wärmeversorgung für Haushalte und Industrie aus Erdgas-Heizwerken gegenübergestellt. Im Ergebnis der Berechnungen zeigen sich Halmgutheizungen bei günstigen Standortbedingungen und hinreichender Anlagenauslastung als wirtschaftlich vorzüglich.
Neue Filter reduzieren Feinstaub
Besondere Vorteile haben Halmgutheizwerke in Bezug auf die Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Bei Nutzung von Stroh und Heu werden in den untersuchten Heizwerken zwischen 9 und 15 g CO2 Äq/MJ Treibhausgasemissionen und damit um bis zu 89 % weniger als bei einem Gasheizwerk emittiert. Stroh und Heu sind als Brennstoff klimaneutral, auch deren Vorketten zur Bereitstellung als Brennstoff weisen nur sehr geringe CO2-Emissionen aus. Mit modernen Halmgutheizwerken kann also eine weitgehend klimaneutrale Wärmebereitstellung erfolgen.Auch Staubemissionen gelten bei Halmgutheizkesseln dank deutlichem technischem Fortschritt nicht mehr als Problem. Mit Gewebefiltern und elektrostatisch wirkenden Feinstaubabscheidern lassen sich die geltenden Staub-Grenzwerte von 20 mg/Nm³ deutlich unterschreiten, bei einem der untersuchten Heizwerke – vertraglich geregelt – gar auf unter 3 mg/Nm³.
Leitfaden für die Planung
Auf Grundlage der Ergebnisse des Forschungsprojekts hat die LFA den Leitfaden "Halmgutheizwerke - Wirtschaftlichkeit und Planungsrichtwerte" veröffentlicht.
Der Leitfaden unterstützt Landwirte und Landschaftspflegeverbände, Bioenergiedörfer und sonstige Kommunen bei der Planung und Umsetzung von Halmgutheizwerken.
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) betreut als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur energetischen Nutzung von Biomasse und veröffentlicht Fachinformationen zum Heizen. Broschüren, Marktübersichten und Informationsgrafiken stehen auf https://heizen.fnr.de sowie unter https://mediathek.fnr.de zur Verfügung.