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Neuer Pflanzenöltraktor vor Serienreife

Pflanzenöltraktoren sind serienreif, der Kraftstoff ist für Landwirte wirtschaftlich und praxistauglich. Dennoch gibt es noch einige Hürden. Das zeigte die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts PraxTrak gestern in Berlin.

Lesezeit: 5 Minuten

Kaltgepresstes Rapsöl ist ein ausgereifter, wirtschaftlicher und praxistauglicher Kraftstoff für die Landwirtschaft. Dazu tragen sowohl die DIN-Norm des Pflanzenölkraftstoffs als auch neue Fahrzeugkonzepte der Landmaschineindustrie bei. Dennoch gibt es noch technische und rechtliche Herausforderungen, um den Biokraftstoff zu einer echten Alternative für Agrardiesel werden zu lassen. Das ist das Fazit der Abschlussveranstaltung des Projekts „Praxtrak“, das John Deere als federführendes Unternehmen zusammen mit Forschungsinstituten gestern in Berlin durchführte. In dem mehrjährigen Forschungsprojekt hat John Deere einen praxistauglichen Traktor entwickelt, bei dem der Kraftstoffverbrauch gesenkt, die Motorleistung im Pflanzenölbetrieb erhöht und der Motor kraftstoffabhängig gesteuert werden kann. Gleichzeitig ließen sich die Emissionen senken, sodass auch die Grenzwerte der Abgasstufe IIIA, IIIB und IV eingehalten werden.


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Auch Dieselpartikelfilter lässt sich verwenden


„Der Einsatz von Pflanzenöl ist die Maßnahme, mit der wir am meisten CO2 einsparen können“, erklärt Christian Düsseldorf vom John Deere European Technology Innovation Center aus Kaiserslautern. Wer von Diesel auf Pflanzenöl umsteigt, reduziert den CO2-Ausstoß auf über 57 %. Auch der Einsatz eines Dieselpartikelfilters ist kein Problem, zeigt das Projekt Praxtrak. Daher ist auch ein Abgasnachbehandlungssystem nach Abgasstufe IV im Pflanzenölbetrieb möglich.


Gute Erfahrungen aus Bayern


Vorreiter bei der Nutzung von Pflanzenöltraktoren in der Landwirtschaft ist Bayern. Hier arbeiten seit mehreren Jahren 16 pflanzenölbetriebene Maschinen auf den staatlichen Lehr- und Versuchsgütern, die vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) aus Straubing wissenschaftlich begleitet werden.

Die Erfahrungen der Wissenschaftler mit den Traktoren:

  • Die Grenzwerte der Abgasstufe 4 halten die Traktoren ein.
  • Ein Dieselpartikelfilter lässt sich problemlos einsetzen, wenn der Kraftstoff die Qualität nach DIN 51605 einhält.
  • Da der Heizwert von Pflanzenöl 5 % geringer ist als Diesel, verbrauchen die Maschinen auch 5 % mehr Pflanzenöl im Vergleich zu Diesel.  Die Effizienz des Motors bleibt aber gleich.
  • Das Problem früherer Jahre, dass Pflanzenölkraftstoff ins Motoröl eingetragen wurde, ist bei modernen Common Rail-Motoren kaum noch vorhanden. Wie das TFZ festgestellt hat, wird nur noch 1 % je 100 Betriebsstunden eingetragen. Damit sind Ölwechselintervalle von 500 Stunden wie beim Dieselbetrieb möglich.
  • Serienkraftstofffilter sind auch für den Pflanzenölbetrieb geeignet. Selbst nach 1000 Betriebsstunden gab es keine Fehlermeldung.
  • Rapsöl ist zwar teurer als Diesel, aber Agrar-Rapsöl ist wegen der Steuerbefreiung günstiger als Agrar-Diesel wegen Steuerbefreiung.
„Herausforderungen gibt es jetzt noch bei der Verbesserung des Kaltstartverhaltens und das Einhalten der neuen Abgasstufe V“, erklärt Georg Huber vom TFZ in Straubing. Um jetzt auch die höheren Investitionskosten für Pflanzenöltraktoren auszugleichen, fördert Bayern bis zum Jahr 2017 den Kauf oder die lizensierte Umrüstung von 200 Pflanzenöltraktoren mit dem Programm „RapsTrak 200“.


Hohes Wertschöpfungspotenzial


Der Umstieg auf Rapsöl ist nicht nur für die Landwirtschaft interessant, sondern auch für ganze Regionen. Wenn in einem Landkreis 50 % des Dieselverbrauchs in der Landwirtschaft durch selbst erzeugtes Rapsöl ersetzt würden, ließe sich damit im Jahr eine Wertschöpfung von 3,5 Mio. Euro erwirtschaften, wie Ludwig Karl von der B.A.U.M. Consult GmbH aus München vorrechnet.

Er sieht große Vorteile auf die Landwirtschaft zukommen, die mit der Rapsölproduktion auch gentechnikfreies und heimisches Eiweißfutter erzeugen können.


Politik vernachlässigt Biokraftstoff


„Wir brauchen einen praxistauglichen Schlepper im Markt, der jede Form von Kraftstoff ohne lange Umrüstzeiten nutzen können muss. Diese Ziele sind erreicht“, freut sich auch Peter Bleser, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium. Bleser ist sich sicher, dass Pflanzenölkraftstoff auch in den nächsten Jahre steuerbefreit sein wird, was eine verlässliche Grundlage für die Wirtschaftlichkeit sei.

„Wir müssen auch der Politik noch stärker zeigen, was wir mit Biokraftstoffen wie Pflanzenöl erreichen können. Es wird immer um 1 Mio. Elektrofahrzeuge philosophiert, von Biokraftstoffen spricht in der Regierung keiner mehr“, kritisiert Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes.

Allerdings gibt es bei den Landwirten Zurückhaltung. Denn bis zum Jahr 2007 war die Pflanzenöltechnik schon einmal weit verbreitet. Doch es gab damals viele Scharlatane, die untaugliche Umrüstkonzepte angeboten haben. „Dazu gehörte die Idee, Pflanzenöl mit Ultraschall einfach nur zu entgasen. Diese Konzepte sind kläglich gescheitert und haben viel verbrannte Erde hinterlassen“, blickt Prof. Dr. Peter Pickel von John Deere zurück.


Technik muss unabhängig von Politik werden


Aber auch die Einführung der Energiesteuer hat vielen dezentralen Ölmühlen in der Landwirtschaft den Absatz genommen. „Die Instabilität der Rahmenbedingungen hat viel kaputt gemacht. Wenn die Politik eine Steuerbefreiung von fünf bis sechs Jahren verspricht, reicht das nicht aus“, meint Gerhard Röhrl, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Maschinenringe. Denn das sei nur die Hälfte des Abschreibungszeitraums eines Schleppers. Für ihn hat die Pflanzenöltechnik nur Zukunft, wenn die Landwirtschaft nicht wieder auf Gedeih und Verderb von der Politik abhängig ist.

„Die Pflanzenöltechnik muss sich von selbst drehen, sie darf nicht mehr von Marktanreizprogrammen abhängig sein“, fordert auch Dr. Andreas Schütte, Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Jetzt müsse die Land- und Forstwirtschaft selbst vorangehen. „Es sind Ihre Produkte, Ihre Wertschöpfung und Ihr ländlicher Raum“, macht Schütte deutlich. Mit Infos und einer guten Kommunikation über die Vorteile müsste die Branche das Vertrauen in die Technologie zurückgewinnen.


Daneben könnte auch eine Entbürokratisierung den Markt voranbringen. Neben weniger strengen und teuren Auflagen bei der Nachhaltigkeitszertifizierung könnte das eine Vereinfachung der Besteuerung sein. „Es würde viel helfen, wenn die Landwirte nicht erst die volle Steuer zahlen und dann eine Rückerstattung beantragen müssten“, ist Pickel überzeugt.


Erste Traktoren ab Januar


Trotz der Hürden ist die Pflanzenöltechnik für ihn aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Bei John Deere geht das Konzept der Pflanzenöltraktoren jetzt aus der Vorentwicklung in die Serienproduktion. Ab Januar 2015 sind erste Traktoren mit Motoren der Abgasstufe IIIB zu bestellen, Modelle für die Stufe IV werden folgen.

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