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topplus Tiefes Brummen von Windturbinen

Neuer Streit um Infraschall: Machen Windräder krank?

Bis zu 200.000 Krankheitsfälle gibt es in Deutschland aufgrund von Infraschall von Windrädern berichtet der Mainzer Prof. Christian Vahl. Der BWE zweifelt Vahls Versuchsmethode stark an.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine neue Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Windenergieanlagen sorgt derzeit in den Medien für großen Wirbel: „Der Tieffrequenzschall, der von herkömmlichen Windenergieanlagen ausgeht, kann verschiedene Symptome auslösen – das ist durch Versuche erwiesen“, zitiert das Jeversche Wochenblatt am 03. August 2021 Prof. Dr. Christian-Friedrich Vahl, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Mainzer Universitätsmedizin und Mitverfasser der Studie. Zu den Symptomen zählt Vahl Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Bluthochdruck, Schlafstörungen und Müdigkeit. Er berichtet von 170.000 bis 200.000 erkrankten Personen in Deutschland. Obwohl sich immer mehr Betroffene melden und Studien die Krankheiten belegen, würde die Politik das Ganze bisher nicht ernst nehmen, meint der Professor. Er fordert 2000 bis 3000 m Abstand zu den Anlagen.

Kritik: Versuch ist nicht praxisgerecht

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Vahl hat von 18 Probanden jeweils zwei Herzgewebeproben mit 100, 110 und 120 Dezibel (dBZ) gemessen. Das „Z“ steht für die Messung ohne Filter. Ergebnis: Nach einer Stunde hatte sich die Stärke der Herzmuskelkontraktion bei den Gewebeproben verringert.

Schon Ende Mai hatte der Bundesverband Windenergie (BWE) einen Faktencheck zu der Studie veröffentlicht. „Die Langzeitstudie des technischen Forschungszentrums Finnland (VTT) widerspricht den Ergebnissen von Herrn Vahl. Sie kommt nach Messungen, Befragungen und Tests mit lebenden Probanden zu dem Ergebnis, dass durch Infraschall von WEA keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen für Anwohner nachzuweisen sind“, heißt es in dem Papier. Das vermeintlich gehäufte Auftreten von Symptomen in der Nähe von Windenergieanlagen werde dem sogenannten „Nocebo-Effekt“ (analog zum Placebo-Effekt) zugeschrieben. Zu demselben Ergebnis kommt laut BWE eine im September veröffentliche Langzeitstudie des deutschen Verbundprojekts TremAc.

Der BWE misst beiden Langzeitstudien eine deutliche höhere Aussagekraft bei als der Studie von Prof. Vahl, da die Untersuchungen realistischeren Umständen entsprachen und gezielt die Auswirkungen von Infraschallausstößen untersucht wurden. Im Gegensatz zur Studie von Herrn Vahl wurden keine Muskelproben untersucht, sondern ganzheitliche Untersuchungen an lebenden Probanden über einen längeren Zeitraum durchgeführt. „Zudem ist die Infraschallbelastung in den Untersuchungen von Herrn Vahl (100 bis 120 dBz) drastisch höher als die durchschnittlichen Infraschallausstöße von Windenergieanlagen – selbst bei unmittelbarer Nähe zur Anlage“, kritisiert der Verband weiter. Messungen des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) zeigen, dass Infraschallausstöße von Windrädern selbst bei einer Entfernung von 200 m deutlich unter der Hör- und Wahrnehmungsschwelle liegen.

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) kommt außerdem zu dem Schluss, dass ab einer Entfernung von 700 m die Infraschallbelastung so gering ist, dass anhand von Messungen nicht mehr unterschieden wer- den kann, ob eine WEA aktiv oder abgeschaltet ist.

Infraschall lange Zeit überschätzt

Erst im Mai hatte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt ist, eingeräumt, jahrelang mit falschen Daten zur Lärmentwicklung von Windrädern operiert zu haben. Die Behörde hatte die Belastungen durch unhörbaren Infraschall mit 100 statt 64 Dezibel angegeben. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier räumte ein, dass wegen dieser falschen Angaben die Akzeptanz von Windanlagen an Land gelitten habe. Denn eine im Jahr 2009 erstmals veröffentlichte Studie der Bundesanstalt war häufig von Windkraftgegnern als Beleg für Gesundheitsgefahren durch Windkraftanlagen angeführt worden. „Im Grunde bestand bereits vorher Konsens in der Wissenschaft, dass Windenergieanlagen keinen nennenswerten Beitrag zur Infraschallbelastung leisten. Doch die hohen Pegel der BGR und insbesondere der Auftritt des BGR-Mitarbeiters im ZDF gaben Windenergiegegnern immer wieder Anlass, an diesem wissenschaftlichen Konsens zu zweifeln. Die falschen Pegel haben daher entscheidend dazu beigetragen, Unsicherheit in der Bevölkerung zu erzeugen“, erklärte Dr. Stefan Holzheu, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung, Universität Bayreuth, in einem Interview.

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