Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Kommentar

Pauschalkritik hilft weder Arten noch Klima

Die Wildtierstiftung liegt mit ihrer Pauschalkritik daneben: Die Idee, erneuerbare Energien und Moorrenaturierung zusammen zu bringen, ist eine Chance für den Klimaschutz.

Lesezeit: 3 Minuten

Kaum ist der Vorschlag der drei Bundesministerien zur Solarnutzung auf Moorstandorten in der Welt, holt die Deutsche Wildtierstiftung zur Generalabrechnung aus. Nicht nur, dass sie suggeriert, die Bundesregierung wolle in artenreichen, schützenswerten Hochmooren Solargestelle rammen. Nein, die Stiftung teilt wie nebenbei auch noch einmal kräftig gegen die Biogasnutzung aus, für die viele Moorflächen dem groß angelegten Maisbau hätten weichen müssen.

Ähnlich undifferenziert hat sich die Wildtierstiftung schon früher gegenüber der Windenergie im Wald geäußert, vor allem unter dem ehemaligen Vorsitzenden Prof. Fritz Vahrenholt, dem einstigen Vorstandsvorsitzenden des Windenergieanlagenherstellers Repower und späteren Chef des Energiekonzerns RWE Innogy. Vahrenholt, der sich mit umstrittenen Thesen im Lager der Klimawandelleugner einen Namen gemacht hat, wetterte unter dem Deckmantel des Artenschutzes viele Jahre gegen die Windenergie, die vor allem Vögel und Fledermäuse gefährde. Nicht nur die Bewohner ehemaliger Dörfer in RWE-Braunkohlerevieren haben sich verwundert die Augen gerieben.

Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Ohne Freiflächen geht es nicht

Doch die Pauschalkritik hilft uns nicht weiter. Es ist selbstverständlich, dass die Solarenergie zuerst auf den noch unbelegten Dachflächen installiert werden sollte. Es steht aber außer Frage, das dieses Potenzial nicht ausreichen wird, um unsere Energieversorgung künftig vollständig erneuerbar zu gestalten. Daher sind auch Freiflächenanlagen nötig: An Lärmschutzwänden genauso wie über Obst- und Beerenplantagen oder auf anderen Flächen.

Gleichzeitig gibt es Potenzial, Moorböden wieder zu vernässen, um die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Doch wenn wir Millionen Hektar aus der landwirtschaftlichen Produktion nehmen und unter Naturschutz stellen, werden wir Lebens- und Futtermittel aus dem Ausland importieren müssen, ohne zu wissen, unter welchen Bedingungen sie dort hergestellt werden. Daher ist der Ansatz richtig, auf wiedervernässten Böden gleichzeitig Solarmodule zu installieren.

Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen

Klug geplant, müssen sie nicht zur Verschattung der Flächen führen. Wie andere Biodiversitäts-Solarparks können auch sie Naturschutz und Energiewende unter einen Hut bringen. Das würde das Einkommen der Landwirte sichern und die Akzeptanz für die Wiedervernässung erhöhen. Denn wenn schon die Energiewendefinanzierung, die ja nachweislich einen volkswirtschaftlichen Mehrwert bringt, auf Kritik stößt – wie sollten den Entschädigungszahlungen für einen großflächiger Naturschutz gesellschaftlich akzeptiert werden?

Ähnlich ist es mit der Windenergie im Wald: Hier geht es nicht um Windräder in naturnahen Urwäldern, sondern um Anlagen im artenarmen Wirtschaftsforst, bei dem die Stromeinnahmen zur ökologischen Aufwertung und zum Waldumbau beitragen können.

Oder die Biogasnutzung, bei der es eben nicht heißt: Klima- versus Artenschutz. Es gibt vielmehr zukunftsweisende Projekte, bei denen die Anlagen den Aufwuchs von Naturschutzflächen vergären und Strom, Wärme und Kraftstoff aus einem Material erzeugen, das ansonsten unter Abgabe von CO₂ und Methan auf den Flächen verrotten würde.

Ähnliche Kritik wäre dann ja auch zu erwarten, wenn Moorbauern anfangen, Paludikulturen anzulegen und z.B. Rohrglanzgras als nachwachsenden Rohstoff von Moorböden zu ernten.

Pilotprojekte können Aufschluss geben

Anders, als die pauschale Ablehnung, bringt uns der Vorschlag der Moorexperten der Michael-Succow-Stiftung weiter: Möglichst bald verschiedene Pilotprojekte auf Moorstandorten zu starten und damit unter naturschutzfachlicher Begleitung geeignete Maßnahmen herauszufiltern, die besonders vielversprechend auch für den Artenschutz sind. Konstruktiv statt destruktiv: Nur so können wir die großen Herausforderungen bei Natur-, Arten-, Klimaschutz, Landwirtschaft und gesellschaftlicher Akzeptanz meistern.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.