Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Reaktion auf Kritik der Bundesregierung

Pflanzenkohle ist Chance für die Landwirtschaft

Sehr kritische Äußerungen der Bundesregierung nimmt der Fachverband Pflanzenkohle zum Anlass, über den aktuellen Sachstand aufzuklären und mit Vorurteilen aufzuräumen.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Bundesregierung sieht derzeit wenig Perspektiven für Pflanzekohle in der Landwirtschaft. Weder pflanzenbaulich, wirtschaftlich oder mit Blick auf den Klimaschutz bringe die Kohle "einen hinreichenden Nutzen“ für die hiesige Landwirtschaft, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. In dem Papier folgen weitere sehr kritische Äußerungen, die deutlich machen, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium der Pflanzenkohle derzeit sehr skeptisch gegenüber steht.

Die top agrar-Meldung hat in Fachkreisen für viel Diskussionen gesorgt. Der Fachverband Pflanzenkohle (FVPK) hat daraufhin eine aktuelle Stellungnahme erstellt, um verschiedene Informationen aus dem Antwortschreiben der Bundesregierung gerade zu rücken und auf den aktuellen Sachstand hinzuweisen.

Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Unterschied zwischen Biokohle und Pflanzenkohle

In ihrem Papier verwendet die Bundesregierung die Begriffe „Biokohle“ und „Pflanzenkohle“ synonym. Das ist nach Ansicht des Fachverbandes nicht korrekt: Der Begriff Biokohle, mit dem der englische Begriff biochar früher oft übersetzt wurde, wird heute in der deutschsprachigen Fachwelt nicht mehr verwendet, um die Verwechslung mit Bio-zertifizierten Produkten aus der Landwirtschaft zu vermeiden.

Pflanzenkohle wird im Pyrolyse-Verfahren aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt – zum Beispiel aus Holz oder pflanzlichen Reststoffen wie Heckenschnitt, Laub oder Grünabfällen. Die Qualität der Rohstoffe ist neben den Prozessparametern der Kohleherstellung entscheidend für die Kohlequalität. Daher müssen die Ausgangsmaterialien streng kontrolliert werden, insbesondere auf Schadstoffe. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist zudem darauf zu achten, dass die Rohstoffe aus der näheren Umgebung und einer nachhaltigen Produktion stammen.Alle notwendigen Anforderungen stellt das EBC (European Biochar Certificate) sicher. Dort findet sich auch eine Positivliste für die Rohstoffe.

Anmerkung der Redaktion: Neben der pyrolytischen Pflanzenkohle gibt es noch das Verfahren der hydrothermale Karbonisierung (HTC-Verfahren, eine wässrige Verkohlung bei erhöhtem Druck und Temperatur). Sie wird zur Unterscheidung als als „Hydrokohle“ bezeichnet. Die folgenden Ausführungen beziehen sich aber ausschließlich auf Kohle aus der Pyrolyse.

Keine energetische Nutzung

Pflanzenkohle ist laut FVPK ausdrücklich ausschließlich zur stofflichen Verwendung, also nicht zur energetischen Nutzung und zur letztendlichen „Rückgabe“ von Kohlenstoff in die Erde vorgesehen. „Auf dem Weg dorthin darf die Kohle aber gerne als Filter, Futtermittelzusatz, Stalleinstreu und weiteren Anwendungen genutzt werden“, heißt es in der Stellungnahme. Die Nutzungsmöglichkeiten in langlebigen Produkten, als Ersatz für kritische Rohstoffe, wie z.B. in Beton als Ersatz für Sand, würden aktuell diskutiert und erforscht.

Pflanzenkohle ist sauber

Um ausschließlich saubere Kohlen zu produzieren, wurde die Pyrolyse-Technik von Anlagenherstellern weiterentwickelt und optimiert sowie das European Biochar Certificate eingeführt, das genaue Grenzwerte für sämtliche Schadstoffe festlegt. EBC-zertifizierte Pflanzenkohlen erfüllen höchste Standards nach deutscher Bodenschutzverordnung und sind laut FVPK bedenkenlos einsetzbar.

Pflanzenkohle hilft den Böden und den Landwirten

Bodenverbessernde Effekte, wie die Auflockerung fester Böden, Erhöhung der Wasserspeicherfähigkeit trockener und sandiger Böden und die verminderte Auswaschung von Mineralien, Nährstoffen und Düngemitteln (Nitrat) sind wissenschaftlich nachgewiesen, berichtet der FVPK.

Zum Thema Pflanzenkohle (engl. biochar) gibt es inzwischen 7677 wissenschaftliche Artikel in renommierten Fachzeitschriften (peer-reviewed, ISI Web of Knowledge, Stand 02.06.2020). Die wichtigsten Ergebnisse sind in 43 Meta-Studien ausgewertet worden. Dabei wurden Gefäßversuche genauso wie Langzeit-Feldversuche ausgewertet. Fazit dieser Metaanalysen ist, dass durch die Anwendung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft im Durchschnitt eine Ertragssteigerung von min. 10% zu erwarten ist – bei optimierter Anwendung sogar deutlich mehr.Prof. Bruno Glaser, Pflanzenkohleexperte an der Uni Halle, merkt dazu an: „Ich habe noch nie ein umwelt-relevantes Thema ausgewertet, dessen Ergebnisse so eindeutig für eine Anwendung sprachen.“

Vorteile für die Landwirtschaft

Folgende positiven Effekte der Pflanzenkohle sind laut FVPK in der Fachwelt unumstritten:

  • Kohlenstoff-Sequestrierung, da Pflanzenkohle im Boden stabil ist.
  • Bindung von Stickstoff - Reduktion von Nitratauswaschung und damit Grundwasserschutz
  • Reduktion von Lachgasemissionen
  • Initiierung von Humusaufbau (Terra Preta Effekt)
  • Ertragssteigerung (im Mittel 10%, bei verbesserter Applikation deutlich mehr)
  • Wasserspeicherung auf sandigen Böden und damit mehr Widerstandsfähigkeit der Pflanzen in Trockenjahren
  • Bodenlockerung auf schweren Böden.

„Die Nutzung der Pflanzenkohle in der Praxis zeigt bislang bei allen uns bekannten Landwirten positive Effekte, vor allem in den letzten Trockenjahren“, berichtet der FVPK.

Dekarbonisierung

Das Prinzip Pflanzenkohle ist nach Ansicht des FVPK neben Aufforstung und Humusaufbau die einzige aktuell verfügbare, sichere Technologie für „negative Emissionen“ mit positiven Nebenwirkungen für Tier, Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Der Einsatz von Pflanzenkohle sei aus volkswirtschaftlicher Sicht kostengünstig. Aber auch die Landwirtschaft profitiere ökonomisch, vor allem, wenn die Pflanzenkohle in Form einer Nutzungskaskade eingesetzt wird. „Eine angemessene CO2- Bepreisung z.B. über private Anbieter wie Carbon Future wird diesen Sachverhalt weiter unterstützen“, heißt es in der Stellungnahme.

Ausgangsmaterialien

Fakt ist ebenfalls, dass sich das Spektrum von Ausgangsmaterialien enorm verbreitern könnte, wenn unbehandelte pflanzliche Reststoffe als Ausgangsmaterial für die Bodenanwendung zugelassen werden (wie in der EU positiv-Liste für den Bioanbau). Der einzelne Landwirt könne so seine eigenen Reststoffe karbonisieren und einsetzen. Betriebe aus der Lebensmittelherstellung könnten ihre Reststoffe wie Kerne, Schalen und Trester zu Kohle verarbeiten (lassen) und mit der so entstandenen Prozesswärme fossile Brennstoffe ersetzen. Gleichzeitig könnte die Kohle bei den Rohstoffherstellern gewinnbringend eingesetzt werden, so der FVPK.

Zudem gibt es aktuell mehr als genug Holz, das erst zu Pflanzenkohle veredelt, sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll einsetzbar ist.

Fazit des Verbandes

„Pflanzenkohle ist ein wichtiges Glied in der nötigen Kette von Maßnahmen zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft – zum Wohle der Landwirte, der Umwelt und der ganzen Gesellschaft.“

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.