Ein Kleinwindrad ist die perfekte Ergänzung zu einer Photovoltaikanlage für die Selbstversorgung – gerade in der Landwirtschaft. „Während Solarstromanlagen im Sommer und nur tagsüber viel Strom erzeugen, produziert das Kleinwindrad vor allem im Herbst und im Winter rund um die Uhr“, berichtete Patrick Jüttemann kürzlich auf dem top agrar-Webinar „Kleinwindanlagen in der Landwirtschaft“, auf dem sich über 40 Interessierte über das Thema informierte. Der Kleinwindkraftexperte, der seit nunmehr zehn Jahren das herstellerunabhängige Portal http://www.klein-windkraftanlagen.com/ betreibt, zeigte den Weg für die richtige Planung einer Anlage auf. „Die meisten beschäftigen sich sofort mit der Technik. Dabei ist zuallererst der Standort entscheidend“, betont er.
Bei der Planung sind daher folgende Schritte entscheidend:
- Die richtige Standortwahl,
- die Wirtschaftlichkeit,
- die Auswahl der Technik,
- die Baugenehmigung.
In unserer vierteiligen Serie zur Kleinwindkraft gehen wir auf diese Punkte ein und haben dabei auch die Fragen unserer Zuhörer einfließen lassen.
Lohnt sich beimirein Kleinwindrad?
Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wie Jüttemann deulich macht, ist dafür das regionale, aber vor allem das lokale Windangebot entscheidend.
Die Rentabilität einer Anlage wird vor allem von den Stromgestehungskosten bestimmt: Für wie viel ct/kWh kann man Windstrom erzeugen und was spart der Betrieb gegenüber dem zugekauften Strom? „Die Stromgestehungskosten werden in erster Linie vorm örtlichen Windangebot bestimmt: Je mehr Wind, desto mehr Strom und desto günstiger die kWh Windstrom“, bringt es Jüttemann auf den Punkt. Eine Verdopplung der Windgeschwindigkeit führt zu einer Verachtfachung der Leistung. Das bedeutet auch: Weht wenig Wind, gibt es auch sehr wenig Strom.
Wie finde ich heraus, ob an meinem Betrieb Wind ausreicht?
Es gibt einfache Anhaltspunkte für eine erste Abschätzung. Diese können jedoch ein ausführliches Windgutachten oder eine genaue Messung der Windgeschwindigkeit nicht ersetzen. Allerdings: Windgutachten kosten schnell 1500 € und mehr. Eine Windmessung dagegen ist nur sinnvoll, wenn sie sechs, besser sogar zwölf Monate dauert. „Man sollte auf jeden Fall die Monate in Herbst und Winter berücksichtigen, da hier der meiste Wind weht“, sagt Jüttemann.
Für einen ersten Anhaltspunkt dienen die kostenlosen Windkarten des Deutschen Wetterdienstes. Jüttemann betont, dabei unbedingt die Windgeschwindigkeit in 10 m Höhe zu nehmen. Als Daumengröße gilt als Mindestwert eine mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von 4 m/s. Zum Vergleich: An der Küste oder auf Inseln sind 7 bis 8 m/s möglich, im Landesinneren gibt es auch Regionen mit unter 4 m/s. „Eine 30 kW-Anlage produziert auf Fehmarn mit viel Wind über 100.000 kWh Strom. Das sind über 3000 kWh/kW Leistung, dreimal so viel wie eine Photovoltaikanlage“, rechnet er vor. Aber wenn man die 30 kW-Anlage in Bayern aufstellt, wird sie vielleicht nur 30.000 oder 40.000 kWh liefern.
Eine gute Info-Quelle für Winddaten ist der Global Wind Atlas aus Dänemark: www.globalwindatlas.info. Auch hier kann man für jeden Ort der Welt die Windgeschwindigkeit in verschiedenen Höhen ablesen.
Mithilfe des Windprofilrechners des Schweizer Windenergieverbandes (wind-data.ch/tools/profile.php) lässt sich die Windgeschwindigkeit von 10 m Höhe auf 30 oder 40 m Rotorhöhe hochrechnen. „Viele Kleinwindräder haben diese Nabenhöhe, um 50 m Gesamthöhe nicht zu überschreiten. Daher ist die Angabe für 40 m interessant“, sagt er. Über den Global Wind Atlas kann man auch die Hauptwindrichtung in Erfahrung bringen, die in Form der Windrose angezeigt wird.
Wo finde ich entsprechende Windgutachter?
Es gibt einschlägige und akkreditierte Windgutachter. Diese sind auf der Seite der Fördergesellschaft für Windenergie (www.wind-fgw.de) gelistet.
Was ist ein optimaler Standort?
Die Anlage sollte so aufgestellt werden, dass sie möglichst frei aus der Hauptwindrichtung angeströmt werden kann. Bäume, Büsche, Hecken, Gebäude blocken den Wind ab und nehmen ihm die Energie. „Die Erdoberfläche hat bei der Kleinwindkraft einen viel größeren Einfluss als bei Megawattanlagen. Diese haben Nabenhöhen von 200 m und mehr, Windturbulenzen am Boden machen ihnen nicht viel aus“, erklärt der Fachmann.
Wenn es Hindernisse gibt: Wie groß muss der Abstand sein?
Der nötige Abstand hängt von der Höhe des Hindernisses ab. Als Daumenregel gilt: Wenn das Hindernis die Höhe H hat, sollte die Kleinwindkraftanlage 20H entfernt sein. Ein Beispiel: Wenn Haus 10 m hoch ist, ist der richtige Abstand 20 x 10, also 200 m. Mit einem höheren Mast könnte man evtl. den Abstand verkürzen.
Kann ich die Anlage auf dem Dach einer Maschinenhalle installieren?
Jüttemann rät davon ab: Dächer sind oft nicht geeignet. Zum einen benötigen die Gebäude eine ausreichende Statik. Zudem gibt es auf dem Dach Windturbulenzen, die durch das Gebäude selbst verursacht werden. Dazu können Vibrationen der Anlage Körperschall verursachen, der sich im Gebäude durch ein „Brummen“ bemerkbar macht. „Darum ist ein ebenerdiger Mast der Standard“, sagt er.
Wenn Sie sich weiter über Kleinwindkraft informieren wollen, finden Sie aufwww.klein-windkraftanlagen.comweitere Tipps zur Planung und zur Technik. Aufwww.youtube.com/kleinwindkraftfinden Sie zudem zahlreiche Erklärvideos mit weiteren Tipps zur Technik, Planung und Anlagenkauf.