Angesichts der Folgen des Klimawandels sowie der ungeklärten Frage nach der zukünftigen Versorgungssicherheit in Bezug auf Wärme und Strom erscheint ein zügiges Voranschreiten beim Ausbau von erneuerbaren Energien notwendig. Die Energiewende nimmt zwar allmählich an Fahrt auf, doch bislang wurden noch viel zu selten entsprechende Projekte in den ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts realisiert. Dies gilt insbesondere mit Hinblick auf die Situation in der Altmark.
Das möchte die Helionat eG, eine langjährig engagierte Energiegenossenschaft aus Magdeburg, im Rahmen des Förderprojekts “Dorf mit Zukunft – Energie aus Bürgerhand (DorfEnergie)” nun ändern. Dank der Mittelbereitstellung vom Land Sachsen-Anhalt und der EU soll am Beispiel der Region Kalbe (Milde) ein Referenzprojekt geschaffen werden.
Studie zu Pflanzenkohle
Aus diesem Anlass hat Daniel Fischer im Auftrag von Helionat nun eine Studie zur regionalen Erzeugung und Anwendung von Pflanzenkohle erarbeitet. Von ihr gehen vielseitige Innovationspotenziale für die Region aus, da Pflanzenkohle besondere chemische, physikalische und bodenbiologische Eigenschaften aufweist, die mit einer anhaltenden Bodenverbesserung, einem beschleunigten Humusaufbau und einer Steigerung der Bodenfruchtbarkeit einhergehen. Kann ihre Anwendung vor diesem Hintergrund ein Ausweg aus der Klimakrise sein?
Daniel Fischer kommt zu folgender Schlussfolgerung: Der Einsatz von hochwertiger und regional erzeugter Pflanzenkohle bietet vielseitige Vorteile: Im Gegensatz zu organischen Düngermitteln weist sie eine sehr hohe Stabilität auf und bleibt auch noch nach vielen Jahrzehnten oder Jahrhunderten im Boden erhalten.
Pflanzenkohle besteht zudem größtenteils aus Kohlenstoff, sodass stabiler Dauerhumus im Boden angereichert wird. Außerdem können dank des sehr hohen Porenvolumens der Pflanzenkohle Nährstoffe und Wasser besser gebunden werden. Hiervon würden langfristig betrachtet viele der sandig geprägten Böden der Altmark profitieren, da durch die erhöhte Wasserspeicherfähigkeit die Klimaresilienz gesteigert wird. Zudem sind die Böden aufgrund des erhöhten Bindungsvermögens von Pflanzenkohle auch besser vor Nährstoffverlusten geschützt. Pflanzenkohle stellt somit einen innovativen Lösungsbaustein zur Bewältigung des Klimawandels dar.
Vorteile für die Region
Doch neben all diesen Vorteilen aus Bodensicht ergeben sich laut Fischer noch weitere Vorteile für die Region: „Für die Erzeugung von Pflanzenkohle liegen auf dem Markt bereits ausgereifte technische Lösungskonzepte in Form von modernen und emissionsarmen Pyrolyseanlagen vor. Aus unterschiedlichen Ausgangsmaterialien wie Grünschnitt, Landschaftspflegematerial, Restholz oder Hackschnitzeln lässt sich ohne weite Transportwege hochwertige Pflanzenkohle erzeugen.“
Während des Herstellungsprozesseses wird ein Teil der Energie aus der verwendeten Biomasse freigesetzt. Diese kann als Wärmeenergie in ein Nahwärmenetz eingespeist werden. „Es gibt aber auch technische Lösungen, wie die Wärme in elektrische Energie umgewandelt werden kann, so dass der Autarkiegrad in den Kommunen und Gemeinden gesteigert werden kann und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen abnimmt“, erläutert Fischer.
Hohe Wertschöpfung
Mit der Pflanzenkohle lässt sich auch Geld verdienen: Durch den Verkauf können pro Tonne Pflanzenkohle in etwa 500 € erwirtschaftet werden. Für spezielle Anwendungszwecke können die erzielbaren Erlöse bei Einhaltung entsprechender Qualitätsanforderungen jedoch auch z.T. höher liegen. Zudem lässt sich über den freiwilligen CO₂-Zertifikatehandel zusätzliches Geld für jede eingesparte Tonne an CO₂ Geld verdienen. Im Klimageschehen gilt die Pflanzenkohle nämlich als langfristige Kohlenstoffsenke.
Neben dem Klimaschutzaspekt ergeben sich somit auch diverse Wertschöpfungsmöglichkeiten für die Region, die in der Studie näher analysiert wurden und vielseitige Erfolgsaussichten versprechen.
Weitere Infos: https://www.helionat.de/?page_id=2915