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Projekt MOVE: Echter Mehrwert aus Reststoffen

Die FH Münster sucht Lösungen, damit mehr Schweinegülle vergoren wird. Damit sollen die Landwirte neue Märkte erschließen können. Forschungsteamleiter Dr. Elmar Brügging erklärt die Hintergründe.

Lesezeit: 5 Minuten

Sie haben kürzlich das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Forschungsprojekt „MOVE – ökonomische und technische Optimierung der anaeroben Vergärung von Schweinegülle“ gestartet. Was wollen Sie damit erreichen?

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Brügging: Wir haben im Münsterland, aber auch im Südwesten von Niedersachsen und in den Niederlanden eine hohe Dichte an schweinehaltenden Betrieben. Obwohl es viele Ansätze wie die überbetriebliche Gülleseparation gibt, landet heute nur wenig Schweinegülle in Biogasanlagen. Das wollen wir ändern. Neben der wissenschaftlichen Begleitung durch unser Institut binden wir auch das Logistikunternehmen Agrarservice Wessendorf und den Anlagenhersteller GEA Westfalia Separator mit ein. Mit dem Ukrainekrieg hat die heimische Energieproduktion eine neue Dimension bekommen. Wir wollen Wege finden, um den Reststoff Schweinegülle, der in großen Mengen vorhanden ist, für die Energieerzeugung nutzbar zu machen. Gleichzeitig wollen wir den Schweinehaltern, die wirtschaftlich stark unter Druck geraten sind, neue Erlösoptionen aufzeigen.

Schweinegülle ist vor allem wegen des hohen Wassergehalts bislang wenig beliebt bei Biogasanlagenbetreibern. Wie wollen Sie das ändern?

Brügging: Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Das eine ist die Separation auf dem Mast- oder Sauenbetrieb. Die Vergärung der Feststoffe ist bereits übliche Praxis. Wir haben aber auch schon gute Erfahrungen mit Hochlastfermentern gemacht, um die Flüssigphase sehr effizient mit kurzen Verweilzeiten und hohen Gaserträgen zu Biogas zu verarbeiten. Damit könnten die Betriebe künftig auf den Betrieben Energie erzeugen.

Warum ist dafür eine Separation notwendig? Man könnte die Gülle doch auch komplett vergären.

Brügging: Bislang gibt es nur wenig Anlagenkonzepte in der Güllekleinanlagenklasse, um Schweinegülle effizient zu vergären. Das Konzept der 75 kW-Anlagen sehen wir nicht als zielführend an, außer in Betrieben, wie z.B. bei Sauenhaltern, die Strom und Wärme ganzjährig benötigen. Eine Separation ist bei Hochlastfermentern nötig, weil die Feststoffe in der Gülle die im Fermenter angeordneten Füllkörper verstopfen können.

Gemeinschaftsbiogasanlagen für ca. 20 Betriebe

Was machen aber Schweinehalter, die keine eigene Biogasanlage errichten können oder wollen?

Brügging: Eine Lösung dafür wären Cluster von etwa 20 bis 25 Betrieben, die einem Umkreis von ca. 5 km liegen und eine eigene Gemeinschaftsbiogasanlage errichten. Die Betriebe können Rohgülle liefern oder auch nur die abseparierten Feststoffe. Mit diesem Konzept schaffen wir einen überbetrieblichen, arbeitsteiligen Ansatz. Dieser soll jedoch logistisch weniger problematisch sein als bei Megaanlagen, die Gülle von über 100 Betrieben im Umkreis von 80 bis 100 km verarbeiten wollen.

Mit der Biogasanlage können Sie Gülle energetisch nutzen und auch wegen der vermiedenen Methanemissionen den Klimaschutz in der Landwirtschaft steigern. Allerdings bleibt das Nährstoffproblem in viehdichten Regionen bestehen.

Brügging: Ja, auch der Gärrest aus Biogasanlagen musste in der Vergangenheit über Güllebörsen in Ackerbauregionen vermittelt werden. Die Entsorgungserlöse haben zeitweilig die Marke von 20 €/m3 überschritten. Die Ackerbauern wissen um den Nährstoffüberschuss und haben meist nichts für die Annahme der Wirtschaftsdünger bezahlt. Doch der Markt dreht sich. Denn Mineraldünger ist zusammen mit dem Rohstoff Erdgas auch extrem teuer geworden. Gülle und Gärrest haben plötzlich einen Wert bekommen. Daher wollen wir in dem Projekt MOVE unter anderem Lösungen erarbeiten, um ein pflanzenbaulich wertvolles und transportwürdiges Düngemittel herzustellen. Auch das ist aus unserer Sicht in größeren Gemeinschaftsanlagen sinnvoller, als auf jedem einzelnen Betrieb.

Zudem haben wir weitere Abnehmer außerhalb der Landwirtschaft im Blick, wie z.B. die Kalk- und Zementindustrie, die „grünes“ Ammoniakwasser zur Reduktion der Stickoxide in der Rauchgasreinigung einsetzt.

Biomethanproduktion als Alternative

Viele Biogasanlagen auf dem Land haben ja heute schon das Problem, dass sie die Wärme nur zum Teil verkaufen können. Das ist aber wichtig für die Wirtschaftlichkeit. Wird sich das Problem mit größeren, neuen Anlagen nicht verstärken?

Brügging: Für Biogasanlagen im Außenbereich sehen wir das auch so. Darum halten es für sinnvoll, als wirtschaftliche Alternative Biomethan zu erzeugen und ins Gasnetz einzuspeisen. Biomethan ist derzeit als Kraftstoff sehr gefragt. Zudem können die Anlagenbetreiber lukrativ Treibhauseinsparquoten verkaufen, wenn Biomethan als Kraftstoff eingesetzt wird. Besonders hohe Einsparungen und damit Erlöse sind beim Einsatz von Gülle oder Mist möglich. Damit schließt sich der Kreis: Unser Projekt ist ganzheitlich ausgelegt, vom Rohstoff bis zur Vermarktung der Produkte. Früher waren das EEG und die Einspeisevergütungen bzw. Boni ausschlaggebend für den Bau neuer Biogasanlagen. Heute müssen wir weiterdenken. Neben Lösungen für die Landwirtschaft müssen wir dabei auch die Energiewirtschaft im Blick haben.

Welche Lösungen für die Landwirtschaft haben Sie noch im Blick?

Brügging: Neben neuen Erlösmöglichkeiten für Produkte aus der Biogasanlage wie Biomethan, THG-Quoten, Dünger oder Ammoniakwasser gibt es auch die Möglichkeit, Energie für die Betriebe zu erzeugen. Viele Schweinehalter betreiben Erdgas-BHKW, um Strom und Wärme für den Stall zu haben. Sie könnten künftig Biomethan aus der eigenen Anlage für die BHKW nutzen.

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