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Teller-Tank-Debatte

Sauter: „Hungersnot durch Biokraftstoffe ist Trugschluss!“

Die Pläne, Biokraftstoffe zur Ernährungssicherheit einzuschränken, kritisieren Claus Sauter (Verbio), Elmar Baumann (Verband der Biokraftstoffindustrie) und Dr. Dirk Köckler (Agravis).

Lesezeit: 3 Minuten

Ausgelöst durch Äußerungen der beiden Bundesministerinnen Steffi Lemke und Svenja Schulze ist die „Tank-oder-Teller-Debatte“ aktuell wieder in vollem Gange. Die Bundesumweltministerin und die Bundesentwicklungsministerin fordern eine Reduktion bzw. den weltweiten Stopp des Einsatzes von Anbaubiomasse zur Biokraftstoffproduktion, um der nach eigenen Aussagen „drohenden Hungersnot“ entgegenzuwirken. Ein Trugschluss, findet Claus Sauter, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Biokraftstoffherstellers Verbio AG: „Die aktuelle Debatte suggeriert, man müsse sich entscheiden, ob man im Sinne der Klimastrategie weiter auf klimafreundliche Mobilität und nachhaltige Energiegewinnung setzt oder Lebensmittel produziert. Aber: Nahrungsmittelsicherheit und der Einsatz von Biomasse für den Klimaschutz sind kein Entweder-Oder! Gravierender noch: Auf Basis falscher Annahmen gefährdet das Bundesumweltministerium notwendige Investitionen zur Erreichung der Klimaziele.“

Der Verbio-Gründer macht auf ein weiteres Dilemma aufmerksam: „Ohne Biokraftstoffe gibt es keine Unabhängigkeit von russischem Öl und Gas. Die Transformation im Energiesektor gelingt nur mit heimischen erneuerbaren Energien aus heimischen Agrarroh- und -reststoffen. Das ist auch die Zukunftsperspektive für den Standort Schwedt.“

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Glycerin für Nahrungs- und Arzneimittel und Kosmetika

Aufgrund der hohen Agrarpreise sei die Produktion von Biokraftstoffen bereits deutlich eingeschränkt und wegen der bereits weltweit voll ausgelasteten Lebensmittelraffinationen könnten auch vom Biodiesel in die Pflanzenöl-Produktion umgeleitete Rohstoffe nicht mehr Speiseöl in die Supermarktregale bringen, gibt Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Biokraftstoffindustrie, zu bedenken. Ein noch gravierenderes Problem sei die Verfügbarkeit von Glycerin: „Als Koppelprodukt von Rapsbiodiesel hat Glycerin als unverzichtbarer Bestandteil von Lebensmitteln, Kosmetika und Arzneimitteln sein fossiles Äquivalent in den vergangenen Jahren praktisch vollständig ersetzt. Drosselt man die Biodieselproduktion, verknappt man auch diesen wichtigen Rohstoff. Die Industrie müsste wieder fossiles Glycerin einsetzen – das ist nicht nur klima- und umweltpolitisch eine absurde Idee“, so der Verbandsgeschäftsführer weiter.

Hand in Hand statt künstlicher Konkurrenz

Fortschrittliche Biokraftstoffe, wie das Biomethan aus Stroh der Verbio AG, nutzen landwirtschaftliche Reststoffe als Rohstoff, die bisher vielfach ungenutzt bleiben. Karin Naumann vom Deutschen Biomasseforschungszentrum DBFZ sieht deren Verfügbarkeit unkritisch: „Es sind umfangreiche Abfall- und Reststoffe vorhanden. Ihr Einsatz für die Produktion von kostengünstigen, nachhaltigen Biokraftstoffen ist nicht nur aus rohstoffwirtschaftlicher Sicht sinnvoll, sondern kann auch einen wertvollen Beitrag zur CO2-Reduktion im Verkehr leisten – einem der zentralen Hebel zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung.“

Agravis: Kein Brotgetreide im Tank

Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender des Agrarhändlers Agravis Raiffeisen AG, gibt zu bedenken, dass die EU in vielen Punkten die maßgebliche Instanz ist: „Eine künstlich herbeigeredete Konkurrenz zwischen Energieversorgung und Ernährungssicherheit ist nicht gegeben, vielmehr gehen beide Hand in Hand. Bioenergie ist ein wichtiger Teil der Landwirtschaft, sie verwertet minderwertiges Getreide und stellt Futter- und Düngemittel bereit.“

Unternehmen wie Verbio würden schon aus Kostengründen kein Brotgetreide für die Produktion nutzen. Zudem sei der Einsatz von Agrarprodukten im Biokraftstoffbereich auf EU-Ebene gesetzlich geregelt: 60 % der angebauten Rapsölpflanzen gehen in die Proteinfuttermittel-Produktion, nicht in den Tank. Die Landwirte müssten sich an eine durch die EU vorgegebene mehrjährige Fruchtfolge halten, Änderungen können nicht eigenmächtig und nicht kurzfristig vorgenommen werden. „Wichtiger noch: Der Verbio-Standort liegt in einer Region mit schwachen Böden. Das bedeutet, dass nicht jede Form von Getreide angebaut werden kann, sondern lediglich die Futtergetreidearten Roggen und Triticale, die nicht für die Humannahrung geeignet sind.“

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