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So rechnet die EU Kraftstoff aus heimischem Raps schlecht

Auf dem BBE/UFOP-Fachseminar „Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen“ zeigte Dr. Daniela Dressler vom TFZ aus Bayern, wie sich Rechenregeln auf die THG-Bilanz von Rapsöl auswirken.

Lesezeit: 4 Minuten

Bei der Bewertung von Biokraftstoffen aus heimischen Energiepflanzen fehlt in der EU ein ganzheitlicher Ansatz. Darum wird z.B. die Treibhausgas (THG)-Bilanz von Rapsölkraftstoff deutlich schlechter bewertet, als sie tatsächlich ist. Das zeigte die Wissenschaftlerin Dr. Daniela Dressler vom Technologie- und Förderzentrum (TZF) aus dem bayerischen Straubing am Montag (2. November) beim Fachseminar „Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen“. Das Seminar hatten der Bundesverband Bioenergie (BBE) und die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) zum siebten Mal ausgerichtet – aus gegebenem Anlass erstmals digital.

Unterschiedliche Rechenmethoden

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Wie Dressler deutlich macht, beruht die Bewertung der THG-Emissionen von Biokraftstoffen nach den Vorgaben der EU auf der sogenannten Allokationsmethode. Bei dieser werden zwar auch Koppelprodukte der Kraftstoffproduktion wie Rapspresskuchen als Eiweißfuttermittel berücksichtig – allerdings nur deren Heizwert. Die Alternative, die die EU in der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED) für die Bewertung von politischen Maßnahmen empfiehlt, ist die Substitutionsmethode. „Bei dieser wird das Koppelprodukt Rapspresskuchen oder Rapsextraktionsschrot auch als das bewertet was es ist – ein Futtermittel“, sagt Dressler.

Welche Auswirkungen das haben kann, wird deutlich, wenn man das Ziel der EU bezüglich Anbaubiomasse betrachtet. Denn diese soll bis zum Jahr 2030 quasi auslaufen, was auch einen deutlichen Rückgang des Rapsanbaus in der EU zur Folge hätte. „Mir fehlt eine Bewertung, woher die Futtermittel stammen sollen, wenn in der EU kein Rapsöl mehr produziert wird“, betont sie.

Mehr Soja aus Brasilien

In diesem Fall würde kaum noch gentechnikfreier Rapspresskuchen anfallen. Dazu könnte beispielsweise vermehrt gentechnikfreies Sojaschrot als Ersatz importiert werden. Da Sojaschrot aus Nord- und Südamerika durchschnittlich 13,5 kg CO₂-Äquivalente pro kg verdauliches Eiweiß verursacht, Rapspresskuchen dagegen nur 4,5 kg, würde der vollständige Ersatz allein in Deutschland zu zusätzlichen Emissionen von 15,3 Mio. t CO₂ führen. „Doch bisher werden die THG-Emissionen von importierten Futtermitteln in den Zielen zur THG-Minderung überhaupt nicht berücksichtigt“, kritisiert die Wissenschaftlerin.

Darum plädiert sie dafür, dass auch die Substitutionsmethode angewendet wird, um Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse zu bewerten: „Ansonsten erhöhen wir die Eiweißlücke in der EU, anstatt sie zu verkleinern.“

Steuerermäßigung läuft aus

Für die deutschen Landwirte drohen noch weitere Rückschläge: Die Steuerermäßigungen für Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft wird höchstwahrscheinlich zum Jahresende auslaufen. Würde die Energiesteuer auf Rapsöl erhoben, würde sich der Liter um 45 ct verteuern, was den Kraftstoff gegenüber Diesel wirtschaftlich noch weiter verschlechtert. „Dazu kommt, dass auch das Bundeslandwirtschaftsministerium im Förderprogramm ‚Erneuerbare Energien in der Landwirtschaft‘ die Verwendung von Rapsölkraftstoff an die Bedingung knüpft, dass diese Menge auf den betrieblichen Kraftstoffbedarf beschränkt ist und zudem auf dem Betrieb hergestellt werden. Das ist so nicht umsetzbar“, kritisiert Dieter Bockey von der UFOP. Hier seien flexiblere Lösungen gefragt, die die noch bestehenden regionalen Kleinpressanlagen einschließt – auch im Hinblick für eine regionale Verwendung des Rapskuchens. So sehe eine Farm-to-Tank-Strategie im Sinne regionaler Wertschöpfungsketten aus, sagt Bockey.

Die mit dem Green Deal angekündigte erneute Revision der erneuerbare Energien-Richtlinie (RED III) müsse in diesem Sinne die Vorgaben der Farm-to-Fork-Strategie („vom Hof auf den Teller“) verknüpfen. Dies würde in Verbindung mit der geforderten Transparenz infolge der Nachhaltigkeitszertifizierung auch die öffentliche Akzeptanz und Wertschätzung für die Landwirtschaft erhöhen. Der CO2-Fußabdruck sei „sichtbar“ nicht nur beim Rapsölkraftstoff, sondern auch beim Proteinfuttermittel. Die sachgerechte Anpassung der Bilanzgrenzen für die Treibhausgasberechnung würde der heimischen bzw. europäischen Biomasseproduktion positive Impulse geben, weil hierdurch auch Wettbewerbsnachteile infolge stetig steigender ordnungsrechtlicher Auflagen ein Stück weit ausgeglichen werden könnten, betont Bockey.

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