Der Ausbau der Photovoltaik (PV) in Deutschland hat Fahrt aufgenommen und liegt derzeit sogar über dem von der Bundesregierung angestrebten Wachstumspfad. Zurzeit sind knapp 91 Gigawatt installiert, anvisiert waren 88 für das gesamte Jahr 2024.
Dachanlagen boomen
Haupttreiber dieser Entwicklung sind vor allem Aufdachanlagen. Zwar nimmt auch die Zahl der PV-Anlagen auf Freiflächen zu, doch gibt es in diesem Segment noch viel Potenzial für weiteren Ausbau. Überproportional viele PV-Anlagen werden im Süden Deutschlands zugebaut. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Ampel-Monitors Energiewende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Der Ampelmonitor stellt wichtige Energiewende-Ziele der Bundesregierung dar und gleicht ihre Erreichung mit aktuellen Trends ab.
„Die Bundesregierung sollte erwägen, die Ausschreibungsmengen im Freiflächensegment nochmals zu erhöhen. Dies könnte auch dazu beitragen, die Ausbaukosten geringer zu halten, da Freiflächen- im Vergleich zu Aufdachanlagen günstiger sind“, sagt Studienautor Felix Schmidt.
Viele Balkonanlagen, wenig Leistung
Die Zahl der medial zuletzt stark präsenten Balkonkraftwerke hat in den vergangenen beiden Jahren mit einem derzeitigen Gesamtbestand von rund 600.000 Anlagen zwar sehr stark zugenommen; aufgrund der kleinen Modulgrößen machen alle Balkonanlagen aber nur 0,5 % der gesamten PV-Leistung in Deutschland aus.
Regional ist die installierte PV-Leistung sehr ungleich auf die Bundesländer verteilt. Bayern ist mit einem Viertel der in Deutschland installierten Leistung Vorreiter. Am geringsten ist die PV-Leistung in den drei Stadtstaaten.
Integration ins Stromsystem
Mit dem zunehmenden PV-Ausbau wachsen auch die Herausforderungen für das Stromsystem. Parallel mit dem Ausbau der Solaranlagen sind die am Großhandelsmarkt erzielbaren Preise für Solarstrom gesunken. Dies deutet darauf hin, dass die Flexibilität im Stromsektor langsamer gewachsen ist als die Photovoltaik-Leistung.
Ausgeprägte Niedrigpreisphasen in den Stunden der höchsten Solarstromeinspeisung zeigen, dass die vorhandenen Speicher nicht ausreichen oder nicht so betrieben werden, dass sie Preisdifferenzen glätten. „Eine Herausforderung ist, die im Tages- und Jahresverlauf stark schwankenden Solarstrommengen effizient in den Strommarkt zu integrieren. Damit Speicher im Eigenverbrauchsbereich systemdienlich betrieben werden, müssen bessere Preisanreize gesetzt werden“, erklärt Studienautor Alexander Roth.
Abhängigkeit von China
Neben den wachsenden Herausforderungen bei der Netz- und Marktintegration hat der PV-Ausbau noch eine weitere Schattenseite. Das Wachstum der Photovoltaik in Deutschland ist mittlerweile stark auf Importe aus China angewiesen. Eine Option zur Absicherung gegen mögliche Engpässe beim Bezug von Solarmodulen aus China wäre der Aufbau einer Modul-Reserve. Dazu könnten Module auf dem Weltmarkt gekauft und eingelagert werden, die beispielsweise dem geplanten Zubau von einem bis zwei Jahren entsprechen. „Möglich ist aber auch eine weitere Steigerung des Ausbaus, solange der Weltmarkt mit Modulen regelrecht überschwemmt ist“, erläutert DIW-Ökonom Wolf-Peter Schill. „Denn jedes heute bereits installierte Panel mindert die Notwendigkeit späterer Importe.“
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