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Streit um sinnvolle Verwertung von Holz

Umweltverbände kritisieren die industrielle Bioenergienutzung. Sie befürchten Raubbau im Wald. Die Holzenergiebranche warnt davor, regionale Nutzung und Import gleichzusetzen.

Lesezeit: 5 Minuten

Anlässlich des „Internationalen Aktionstages gegen industrielle Bioenergie“ am 24.11. fordern 17 Umweltverbände wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) von der Bundesregierung, die weitere Expansion der industriellen Holzbiomasse-Energieproduktion zu unterbinden. Diese könnte in Deutschland demnächst stark steigen, befürchten die Verbände:

  • Die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wird im Bundestag beraten. Im Gesetzesentwurf ist eine höhere Förderung von aus Biomasse erzeugtem Strom vorgesehen und das jährliche Ausbauziel soll von derzeit 200 MW auf dann 500 MW gesteigert werden.
  • Bis Ende des Jahres will die Bundesregierung die Verordnung zur Förderung für Erneuerbare Wärme fertigstellen. Hier sind ebenfalls deutliche Anreize zur Nutzung von Holz als Energieträger vorgesehen.
  • Im Rahmen des Kohleausstiegsgesetzes will die Bundesregierung bis Ende 2020 ein Förderprogramm für die Umstellung von Kohlekraftwerken auf Biomasse auf den Weg bringen.

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„Holz nicht klimaneutral“

„Holz in Kraftwerken zu verbrennen ist nicht nur klimaschädlich, sondern hat auch weitreichende negative Auswirkungen auf Wald-Ökosysteme und Luftqualität“, sagte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. „Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist das Verfeuern von Holz nicht klimaneutral. Der über Jahrzehnte im Baum gebundene Kohlenstoff wird auf einen Schlag wieder freigesetzt und trägt deutlich zum Treibhauseffekt bei.“ Es habe Jahrzehnte gedauert, bis die Wälder die Kohlenstoffemissionen aus energetischer Holz-Nutzung wieder aufholen. Darüber hinaus entstünde beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO₂ als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.

"Holzimporte schaden der Umwelt"

Weitere Thesen der Umweltverbände in ihrem zweiseitigen Papier:

  • Die Verbände kritisieren den geplanten Import von Biomasse aus Ländern wie USA oder dem Baltikum oder sogar aus Afrika. Das Holz soll nach Meinung der Verbände in deutschen Holzbiomasse-Kraftwerken verbrannt werden.
  • Aus ökologischer Sicht gibt es in deutschen Wäldern kein Potenzial mehr für einen höheren Holzeinschlag. Totholz würde fehlen zur Steigerung der Artenvielfalt oder zum Humusaufbau.
  • Holzbiomasse sollte in Kaskaden genutzt werden, also erst stofflich, dann energetisch genutzt werden. Das würde beim Verbrennen von Waldholz missachtet.
  • Zwar gäbe es im Moment viel Schadholz, dass sich industriell nutzen ließe. Aber wenn das Holz verbraucht sei, könnten die installierten Anlagen mit importierter Biomasse aus fragwürdiger Herkunft befeuert werden.
  • Das Verbrennen von Holz sei nur mit erheblicher öffentlicher Förderung wirtschaftlich. Die Verbände führen als Bestätigung ein niederländisches RWE-Kohlekraftwerk an, dass 1,7 Mrd. € als Subvention für die Umrüstung auf Holz erhalte.
  • Nachhaltigkeitszertifikate könnten negative Auswirkungen der Holzverfeuerung wie den Anstieg des CO2-Gehaltes nicht verhindern.

„Weiterhin massive öffentliche Förderung in die industrielle Holzverbrennung zu pumpen, ist ein Irrweg“, sagte Krüger abschließend.

Branche weist Vorwürfe zurück

Nach Ansicht des Fachverbandes Holzenergie im Bundesverband Bioenergie vermischen die Umweltverbände in ihrer pauschalen Kritik viele Sachverhalte. „So besteht ein großer Unterschied zwischen den deutschen Holzheizkraftwerken im EEG und der Umrüstung von Kohlekraftwerken. Beides hat nichts miteinander zu tun“, sagt Fachverbandsgeschäftsführer Matthias Held gegenüber top agrar. Die Umrüstung von Kohlekraftwerken könnte über den Umrüstbonus im Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG) geregelt werden, außerdem soll es ein neues Förderinstrument geben, um Kraftwerke von Kohle auf Gas oder Biomasse umzurüsten. „Derzeit lässt sich aber nicht erkennen, dass dieses schnell kommen wird“, sagt Held.

Keine Verbesserung im EEG

Auch die geplante Erhöhung der Ausschreibungsmengen im EEG ist laut Held ein irreführendes Argument. Denn schließlich fallen darunter nicht nur Holzheizkraftwerke, sondern vor allem Biogas- und Biomethananlagen, die den Markt sehr stark dominieren. Holzenergie macht dabei nur einen sehr kleinen Teil aus.

Sehr kritisch sieht er aber, dass die regionale Holzenergienutzung und der Import vermischt werden. „Es ist falsch anzunehmen, dass Holzheizkraftwerke nur mit Waldholz betrieben werden und dies Wälder unter stärkeren Nutzungsdruck bringen würde“, sagt er.

Noch viel Holzpotenzial

Stattdessen gäbe es viele weitere Rohstoffpotenziale, die heute nur zum Teil genutzt werden und künftig weiter ausgebaut werden könnten:

  • Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe sieht im Gegensatz zu den Umweltverbänden noch großes Potenzial für die weitere Nutzung von Waldrestholz, das auch bei einer stofflichen Verwertung anfällt.
  • Der Waldumbau führt dazu, dass mehr Laubbäume gepflanzt werden. Diese lassen sich aber wegen der anderen Wuchsform nicht so gut stofflich nutzen wie Nadelholz. Darum wird es mehr Sägereste und anderes Restholz geben, das sich energetisch nutzen lässt.
  • Aktuell werden Hackschnitzel aus Deutschland zu Schleuderpreisen nach Skandinavien exportiert. Grund ist das starke Aufkommen von Schad- und Sturmholz in Deutschland.
  • Es gibt noch große Mengen Hackschnitzel aus Straßenbegleitgrün oder Landschaftspflegematerial, die noch nicht energetisch genutzt werden. Das könnte sich laut Held demnächst ändern. Das Gleiche betrifft Siebüberlaufe. Alle diese Sortimente sind in der Biomasseverordnung enthalten und damit EEG-vergütungsfähig.
  • Ebenfalls mehr Potenzial könnten Kurzumtriebsplantagen bzw. der Aufwuchs von Agroforstflächen bieten.
  • In vielen Regionen ist die Papierindustrie rückläufig, was weitere Mengen Industrieholz freisetzt.

„Der deutsche Biomassemarkt ist regional, auch setzen deutsche Holzheizkraftwerke regionale Biomasse ein. Der Import von Energieholz ist ein völlig anderes Thema und spielt im EEG-Markt keine relevante Rolle“, sagt Held abschließend.

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